Colin McRae: Underground01.04.2005, Paul Kautz
Colin McRae: Underground

Vorschau:

Codemasters rast in den Untergrund: Aus dem Nichts hat der Entwickler populärer Rallye-Serien sein Zugpferd Colin McRae von den staubigsten Pisten der Welt in die vielbefahrenen Großstädte gelockt. Als weltweit einzige Redaktion durften wir einen ausführlichen Blick auf Colin McRae Underground werfen – und können euch jetzt schon verraten, dass NFS und Co. die Koffer packen können.

Durch den Guten-Morgen-Verkehr

Colin McRae war bislang ein Synonym für superben Rallye-Spaß – es ging über Stock, Stein und die staubigsten Strecken der Welt ins Ziel, immer am Limit, immer haarscharf am Abgrund entlang. Diese Zeiten sind jetzt vorbei, Colin betritt die glitzernde Welt der Straßenrennen, die nicht ganz so illegal nach Schema F daher kommen, wie die Need for Speed Undergrounds, Midnight Clubs oder RPM Tunings dieser Welt. Colin McRae Underground ist nicht weniger als eine Simulation des echten

Gefahr von rechts: Ein nassforscher Ausparker schnickst vor uns in den Verkehr - wer hier die Augen nicht offen hat, riskiert schnell Blechschäden.
Straßenverkehrs – nicht nur in Großstädten um den Globus herum, sondern auch auf populären Autobahnen. Die von uns gespielte Prä-Alpha-Version (das Spiel soll erst 2006 auf PC, Xbox 2 und GBA erscheinen) enthielt bereits München und Chemnitz sowie die Autobahnen A8 und A72 – realistisch bis ins kleinste Detail nachgebildet!

Das Game bietet gegenwärtig zwei Spielmodi. Der wichtigste ist »Inner City Traffic Jam«: Hier wird hochrealistisch ein Innenstadt-Stau simuliert, wahlweise zum morgendlichen oder abendlichen Berufsverkehr – inklusive wütend hupender und wild in kleinste Lücken huschender KI-Fahrer. Das Ziel ist hier, innerhalb einer bestimmten Zeitfrist von A nach B zu kommen, unter Ausnutzung von Abkürzungen und natürlich wilder Fahrmanöver – Kenner der City haben hier natürlich Vorteile, alle anderen können jederzeit eine transparente Stadtkarte ins Bild legen. Ein freispielbarer Untermodus erlaubt euch, frei den Start- und Zielpunkt festzulegen, und so z.B. die alltägliche Route ins Büro nachzufahren. Das Programm berechnet mittels ausgeklügelter Wegfindungsroutinen die Idealstrecke samt Normzeit, die ihr dann schlagen müsst.

Einmal Beifahrer sein

Der zweite Spielmodus trägt den bedeutungsschwangeren Arbeitstitel »Highway Blast«, der seinerseits in zwei Varianten unterteilt ist: »Freie Fahrt« und »Transportmission«. Erstere ist für das Warmwerden und Kennenlernen unumgänglich, schließlich bietet das Programm gegenwärtig 800 realistische Autobahnkilometer, bis zum Release sollen es knapp 40.000 werden! Die könnt ihr alle nach Belieben abrasen, innerhalb der Missionen gibt es keinerlei Ladezeiten – die auf GPS-Daten basierenden Navigationsdaten werden in Echtzeit von der 

Die Wettersimulation ist hochrealistisch, und lässt sich mit aktiver Internet-Verbindung minutengenau an die echten Verhältnisse anpassen.
Festplatte gestreamt (welche allerdings laut den Entwicklern mit nicht weniger als 7.200 UpM laufen sollte, um Datenverlust auszuschließen). Zufallsereignisse wie Unfälle, Staus oder ein dringend benötigter Klogang lockern die Fahrt auf, außerdem kann sich die Witterung jederzeit ändern; auf Wunsch könnt ihr auch aktuelle Wetterdaten via Internet herunterladen. Generell versprechen die Entwickler das bislang realistischste Wetter in einem Computerspiel: Da jede Mission bei euch vor der Haustür beginnt, kann es sogar vorkommen, dass ihr euren Wagen erst einmal von einer dicken Schneeschicht befreien (und sogar die Heizung aufdrehen) müsst, bevor es auf die Piste geht! Selbstverständlich werden auch Tag-/Nachtwechsel in Echtzeit berechnet, schließlich seid ihr für längere Touren mehrere Stunden unterwegs.            

In der »Transportmission« kommt euch die Streckenkenntnis zugute: Eine Aufgabe verlangte von uns, dass wir ein schweres Möbelstück mit unserem Mercedes Sprinter von München nach Gera transportieren. Während wir also knapp vier Stunden unterwegs sind, nähert sich die Kinnlade beständig dem Boden – so realistisch wurde der Fahrer noch nie simuliert! Per Zufallsprinzip

Bei der Wahl des (weiblichen oder männlichen) KI-Fahrers könnt ihr euch unter mehreren Supermodels entscheiden.
reibt er sich an der Nase, popelt, schnappt sich einen Kaubonbon aus der auf der Ablage liegenden Haribo-Tüte, rückt die Brille zurecht, raucht eine Zigarette, sieht vorbeifahrenden Frauen hinterher (oder Männern, je nach Geschlechtswahl zu Spielbeginn) und vieles mehr! Wenn ihr keine Lust mehr auf das stete Durchtreten des Gaspedals habt, könnt ihr an einem Parkplatz auch halten und den Beifahrer ans Steuer lassen. Dessen Reaktionen basieren auf mehr als 17.000 Skripts; neben dem Verkehr reagiert er z.B. auch interaktiv auf Handy-Anrufe (wird in der deutschen Version vermutlich nicht enthalten sein) und sogar das Radioprogramm – ihr dürft eigene CDs, mp3-Files und sogar Streams über das Internet verwenden. Dank Namensanalyse fährt der KI-Raser z.B. bei Norah Jones langsamer und grinst glücklich vor sich her, während er bei The Prodigy die Sonnenbrille aufsetzt und aggressiver agiert. Die Interaktion geht sogar so weit, dass er sich mit euch über den gewählten Sender streitet – denn ihr dürft euch nicht nur per Maus oder TrackIR (wie in GTR) frei im Cockpit umsehen und die Armaturen bedienen, sondern auch Multiple Choice-Dialoge mit eurem Begleiter führen!

Eins, zwei, Polizei

Optisch ist Colin McRae Underground der schiere Irrsinn: Die Texturen basieren auf hunderttausenden Aufnahmen, die die Entwickler von den Strecken gemacht haben, die eigens entwickelte 3D-Engine »DaShmock« liefert praktisch fotorealistische Bilder - werft einfach einen Blick auf unsere exklusiven Screenshots, dann wisst ihr, dass sich die 500 Euro für eine neue Grafikkarte lohnen! Da die Strecken auf GPS-Daten basieren, ist jede Seitenstraße, jeder Hügel absolut authentisch; die Entwickler versprechen,

Geradezu unglaubliche Optik, genauestens simulierte Szenarien und Fahrzeuge, dazu faszinierende Spielmodi - CMR UG dürfte ein Leckerbissen für alle Rennspielfans werden!
in Kooperation mit dem falk Verlag und dem ADAC auch nach dem Release Straßenupdates per Patch nachzuliefern. Eifrige Bastler dürften sehr an dem beiliegenden Editor interessiert sein, mit dem sich im Handumdrehen die Lieblingsstädte nachbasteln und via Internet oder Diskette verbreiten lassen.

Neben dem Singleplayererlebnis verspricht Codemasters auch ein bislang nicht da gewesenes Mehrspielervergnügen. Neben dem normalen Spiel per LAN, an dem bis zu 256 Raser teilhaben können, ist vor allem der Internet-Modus bemerkenswert: Laut den Entwicklern gibt es keine festgelegte Spielerzahl,  da z.B. im Falle des simulierten Deutschland jedes Bundesland als eigener Server behandelt wird, zwischen dem man zwar jederzeit wechseln kann, das aber auf Basis von Zollstationen reguliert wird. Theoretisch können also Millionen Spieler die Autobahnen bevölkern, was natürlich wieder dem Realismus in Form von Rennen, Staus und Unfällen entgegenkommt. Wer lieber für Recht und Ordnung sorgen will, kann auch auf die Seite der Polizei kommen, und auf Raserjagd gehen: entweder im Streifenwagen oder am Straßenrand mit Radarpistole; notorische Bleifüßler bekommen ihren virtuellen Führerschein entzogen, indem sie für eine bestimmte Zeit vom Server gesperrt werden, oder gar (bei besonders heftigen Übertretungen) einen bestimmten Geldbetrag vor Spielbeginn per PayPal an die Entwickler überweisen müssen.      

Ausblick

Colin McRae Underground verspricht nicht weniger, als das Nonplusultra der Rennspiele zu werden: zu den bewährten Stärken wie der realistischen Fahrphysik und dem superben Force Feedback gesellt sich jetzt ein offenes Spielprinzip, das seinesgleichen sucht. Nicht nur im aufregenden Einzelspielermodus, sondern vor allem in der Multiplayervariante prophezeie ich dem Game die Langlebigkeit der besten MMORPGs; dank der modularen Technologie, die sich jederzeit per Update seitens der Entwickler oder Fans auf den neuesten technischen Stand bringen lässt, dürfte das Spiel Jahrzehnte überdauern. Zwar ist es noch etwas fraglich, ob die Entwickler die hochgesteckten Ziele, eine präzise Simulation der Straßen und Großstädte Deutschlands und Luxemburgs, bis 2006 komplett auf die Reihe bekommen. Doch bereits jetzt steht außer Frage, dass sich das Warten mehr als lohnt!

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