Vorschau: The Day After (Taktik & Strategie)

von Marcel Kleffmann



The Day After
Entwickler:
Release:
05.2005
Spielinfo Bilder  
The Day After? War das nicht ein Anti-Atombomben-Film aus den 80er-Jahren? Volltreffer! Der Streifen brachte den Zuschauern den nuklearen Alptraum mit eindringlichen Bildern näher und in den nächsten Wochen kommt ein gleichnamiges Strategiespiel in Europa heraus. Lohnt sich das Warten auf die virtuelle Apokalypse?

Düstere Spekulationen

Was wäre, wenn die Kuba-Krise 1962 anders verlaufen wäre? Was wäre, wenn die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion ihre Differenzen nicht hätte lösen können? Diese Fragen beantworten die Entwickler von G5 Software mit einem alternativen Geschichtsverlauf, denn die beiden Supermächte haben einen Atomkrieg ausgefochten. Die Streitinsel Kuba wurde eingeebnet, überall auf der Erde gibt es große Trümmerwüsten und viele Großstädte existieren nicht mehr. Die Überlebenden des postapokalyptischen Wahnsinns realisieren anschließend, wie wichtig unsere Erde ist und kämpfen um die letzten Ressourcen.

Auf dieser schnöden Karte plant ihr euer taktisches Vorgehen und auf der rechten Seite langweilt das Briefing.
Zug um Zug


Dieses durchaus interessante Szenario verstecken die Entwickler in ein grünlich-metallisches Menüsystem, das zwar übersichtlich, aber total veraltet und hässlich ist. Hinter der grafischen Biederkulisse verbirgt sich schließlich eine Genre-Mischung aus Runden- und Echtzeit-Strategie mit vielen taktischen Feinheiten sowie Truppen-Management. Zunächst erfahrt ihr, was euch im nächsten Einsatzgebiet erwartet - leider über ein staubtrockenes, meist ellenlanges Text-Briefing. Danach steuert ihr rundenweise die Armee eurer Wahl (USA & Großbritannien, UdSSR, China oder Deutschland & Frankreich) kreuz und quer im Risikostil über eine kleine Übersichtskarte. Jede Einheit braucht also für ihre Bewegung eine bestimmte Zeitspanne.

Außerdem habt ihr in eurem Gebiet einige strategisch wichtige Punkte wie Fabriken oder Flugplätze, die ihr unbedingt halten bzw. sichern solltet. Die Weiterversorgung der Truppen mit Munition und Sprit muss ebenfalls gewährleistet werden, wobei die Fabriken eine Schlüsselrolle spielen. Allerdings dürft ihr bei dem ganzen Management eure Auftragsziele nicht aus den Augen verlieren. Somit serviert euch der Runden-Modus ein Gericht aus Truppen- und Ressourcen-Management mit taktischer Armee-Planung, jedoch in unappetitlicher Verpackung.

Runde und Echtzeit

Kommt es auf der taktischen Karte zu einem Kampf, stehen euch zwei Handlungs-Möglichkeiten offen: Ihr könnt das Gefecht vom Computer ausfechten lassen oder ihr werdet zum Feldherren. Wollt ihr die Armee selbst zum Sieg führen, wird der Echtzeit-Strategie-Teil gestartet. Mit eurer vorher im Runden-Teil zusammengeschusterten Armee geht es direkt in die Schlacht und man glaubt es kaum: die Grafik ist sogar noch schlechter als im Menü. Hässliche Pixelsoldaten wabbeln über den Monitor, während halbwegs gut aussehende Fahrzeuge über Bitmapgelände juckeln und dabei die sterile Modellbausatzgegend niedermähen. Sogar die "Spezial-Effekte", wie Explosionen, locken keinen Spieler mehr hinterm Ofen hervor. Insgesamt erinnert die Grafik frappierend an Blitzkrieg oder Sudden Strike 2 und beide Spiele sind nicht gerade für ihre Bombast-Optik berühmt - schon gar nicht im Jahr 2005.

Guck mal: eine neue Sudden Strike-Mod! Nein, es ist The Day After.
Während die Künstliche Intelligenz unserer Gegenspieler gar nicht so verkehrt ist und unsere Soldaten sogar eigenständig auf alle Gegner ballern, ist die Wegfindung ein Griff ins Klo. Schickt ihr mal 30 Fußsoldaten und ein halbes Dutzend Fahrzeuge über eine Brücke, schon gibt es einen nervtötenden Stau, der euch in den Missionen zur Verzweifelung bringt, vor allem wenn es auf die Zeit ankommt. Oftmals sind eure Truppen richtig begriffsstutzig und laufen trotz zahlreicher Klicks nicht dahin, wohin sie sollen.

Obwohl die Technik des Spiels aus der Vergangenheit, genauer gesagt aus dem Jahre 1962, zu kommen scheint, überzeugt The Day After mit einer Vielzahl an historisch korrekt nachgebildeten Einheiten, von denen die Fahrzeuge sogar vergleichsweise authentisch aussehen.

Gut gelungen sind ebenfalls die vier Kampagnen, die euch dank des Mix aus Runde und Echtzeit eine ordentliche taktische Bandbreite in den Missionen bieten.
   
 

AUSBLICK



The Day After vereint gute spielerische Ansätze mit total veralteter Technik: Die Mischung aus Runden- und Echtzeit-Strategie ist gelungen, aber an der Umsetzung hapert es gewaltig, denn die doch recht große taktische Vielfalt steuert ihr über ein hässliches Menüsystem, das die Augen tränen lässt. Kommt es dann zum Gefecht, fühlt man sich optisch gleich einige Jahre zurückversetzt: Sowohl das Interface als auch die Kulisse erinnern an alte Titel wie Sudden Strike oder Blitzkrieg. Auffällig sind neben den technischen Unzulänglichkeiten auch die Macken bei der Wegfindung. Aufgrund dieser meist technischen Probleme kann das Spiel seine eigentlichen Stärken, nämlich das historisch angehauchte Szenario, die authetischen Einheiten sowie die vielen taktischen Möglichkeiten kaum ausspielen. Bis zum Release sollten die Entwickler noch mal kräftig Hand anlegen…

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