Rush for Berlin27.02.2006, Bodo Naser
Rush for Berlin

Vorschau:

Als Szenario bringt der Zweite Weltkrieg Echtzeit-Strategen derzeit eigentlich nur noch zum Gähnen. Allen Unkenrufen zum Trotz wird jedoch auch Stormregions neues Rush for Berlin (ab 6,38€ bei kaufen) in der blutigen Spätphase von 1944-45 spielen. Mit filmreifer Inszenierung und ein paar frischen Ideen wie Prototypen oder Tarnattrappen wollen euch die Panzers-Macher erneut vor die Rechner locken. Ob das klappen wird?

Vier gegen Berlin

Der eigentliche Sturm auf die Reichshauptstadt begann am 16. April 1945, als drei sowjetische Armeegruppen mit rund 2,5 Millionen Soldaten, 6.250 Panzern, 41.600 Geschützen, 3.255 Stalinorgeln und 7.500 Kampffliegern über die Oder vorstießen. Ihnen gegenüber stand Hitlers letztes Aufgebot - ca. eine Million schlecht ausgerüstete Soldaten, Volkssturmleute und Hitlerjungen mit gerade mal 800 Panzern ohne nennenswerte Luftstreitkräfte.

Ein Panther feuert aus allen Rohren auf einen russischen Panzer. Mit der richtigen Crew trifft er noch mal so gut.
Kein Wunder, dass Berlin bereits am 23. April eingekesselt war und gut eine Woche später kapitulieren musste.

Im Spiel wird es hingegen eine Art Wettlauf um die Einnahme Berlins geben, an dem neben den Russen auch die Westalliierten Großbritannien und USA teilnehmen. Auch die Deutschen kommen noch einmal zur späten Ehre, da sie bei einem völlig fiktivem Kriegsverlauf eine Offensive mit schwerem Gerät starten. Etwas aus der Reihe tanzt die französische Kampagne, bei der ihr Widerstandskämpfer der Resistance anführen dürft, was wieder eher ein wenig an Commandos erinnert.

Explosive Inszenierung

Von Rush for Berlin ist ein ähnliches 3D-Effektfeuerwerk zu erwarten, wie es bereits Codename Panzers abbrannte. Dafür wird die Gepard3-Engine sorgen, die auch schon die Panzers zum effektvollen Explodieren brachte. Die teils großen Karten werden sehr detailliert sein, so wird etwa genau die Innenstadt von Paris mit der Kathedrale von Notre Dame, der Seine und den Brücken abgebildet. Was von den über 100 historischen Fahrzeugen wie Panther, Tiger, Königstiger, T-34, IS-2 oder auch Oldtimern in der Preview-Version zu sehen war, war ebenfalls sehr authentisch. In Mark und Bein werden euch die Schüsse von Sturmtiger oder ISU-152 gehen, bei denen gleich der ganze Bildschirm wackelt. Realistisch sehen neben den Schatten auch die berstenden Panzerwracks aus. Einzig die Darstellung der Soldaten schwächelt besonders bei näherem Hinsehen etwas, da sie sich tot am Boden liegend doch ziemlich gleichen.

Bekanntes Schema

Inhaltlich versprechen die vier Kampagnen jedoch eher gewohnte Strategenkost, denn spielerisch erinnern sie bis auf die französische an Sudden Strike, Blitzkrieg oder Codename Panzers. In den oft auf Zeit angelegten Missionen wird es darum gehen, mit einer Truppe aus Kampfpanzern, Selbstfahrlafetten und Fußsoldaten eine Reihe von Zielen auf der Karte abzuklappern.

Die Missionen werden eher nach Schema "f" ablaufen, da ihr Zielpunkte abgrasen müsst.  
Trefft ihr dabei auf feindliche Kräfte, müsst ihr sie meist in einen Haufen Kriegsschrott verwandeln. Fahrzeuge lassen sich mittels Reparaturfahrzeugen wieder herstellen, Soldaten werden durch Sanitäter geheilt und frische Munition karrt ein Nachschublaster an die Front.

Eine Sonderrolle wird dabei den Offizieren zukommen, die mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet sind. Panzeroffiziere etwa verbessern die Treffergenauigkeit des Tanks, den sie besteigen. Gestandene Pioniere jagen sogar mit dem geheimen Goliath-Minipanzer feindliche Stellungen in die Luft. Der Spähpanzer dient auch dazu, Aufklärungsflieger, Bomber oder Artillerieunterstützung anzufordern. Wird er vom Gegner zerstört, habt ihr ein Problem, was insbesondere beim Multiplayer eine nette Option ist.

                       

Wunderwaffen in Aktion

Die Kanonen präsentieren sich überlegen - insbesondere die gepanzerten Selbstfahrlafetten.
In den Missionen, bei denen ihr eine Station habt, wird es weniger auf die richtige Taktik als auf die ständige Produktion neuer Tanks ankommen. Die Soldaten und Panzer brauchen unterschiedlich lange, bis sie endlich fertig vom Hof rollen; Rohstoffe werdet ihr zur Herstellung aber nicht benötigen. Das lässt sich weit weniger realistisch an als bei vergleichbaren Spielen, wo ihr mit einer festen Anzahl Panzer auskommen müsst. Schließlich konnte keine Kriegspartei direkt auf dem Schlachtfeld Panzer produzieren, so dass der Nachschub stets auf sich warten ließ. Auch der Einsatz von Prototypen, wie dem superschweren Spezialpanzer Maus , sorgt nicht gerade für mehr Authentizität, da das 188 Tonnen schwere Nagetier in echt nie in Serie ging. Sein US-Gegenstück, das Sturmgeschütz T28, kommt auch vor. Auf deutscher Seite fehlt bislang aber der Panzer IV, von dem im Krieg die meisten hergestellt wurden. Tatsächlich gab es die getarnten Panzerattrappen, die ihr auch produzieren könnt, um die Luftaufklärung des Gegners zu verwirren.

KI-Schwächen

Die Gegner offenbarten in der Preview-Version ein für Echtzeit-Strategiespiele recht typisches Vorgehen, denn ohne Skript agieren sie oft planlos. Ihre Attacken erfolgen unkoordiniert, ganz so als schickten sie jeden neu produzierten Panzer sofort einzeln ins Gefecht. Ein Gespann aus einem Königstiger und einem Spähfahrzeug hatte jedenfalls keine Probleme mit der Abwehr, da die KI den Späher nicht konsequent genug attackierte. Zudem ließ die schwere Artillerie eine hohe Überlegenheit erkennen, da Sturmtiger und ISU-152 gegen Soldaten verheerende Schäden anrichten.

Nicht alle freuen sich über de Gaulles Einzug in Paris. Wie bei Act of War müsst ihr ein Blutbad verhindern.
Darüber hinaus ist deren Feuerrate zu hoch, so dass sie auch für mittlere Panzer ein Problem darstellen. Immerhin wird die Panzerung der Tanks an der Seite und hinten dünner sein, so dass ihr dort leichter durch kommt.

Kinoreif aufbereitet

Ein weiteres Highlight werden die filmreifen Zwischensequenzen sein, die jeweils den nächsten Teil einer Mission einläuten, was im Ansatz auch schon zu erkennen war. Hie und da gab es ein paar unfertige Videoschnipsel der Resistance-Kampagne zu sehen: Etwa wie General de Gaulle 1944 in Paris Einzug hält und von letzten Sympathisanten der abgezogenen Deutschen beschossen wird. Inwiefern die Story wirklich an die Spannung großer Kriegsdramen anknüpfen kann, muss sich allerdings erst noch an der endgültigen Fassung zeigen. Die großen Identifikationsfiguren scheinen bislang noch zu fehlen.

         

Ausblick

Actionreiche Inszenierung statt ausgefeilter Taktik, diesen Weg scheint auch Rush for Berlin zu gehen. Wer auf opulente Rauch- und Explosionsorgien à la Codename Panzers steht, sollte sich das Spiel schon mal vormerken. Hobby-Generäle, die hingegen auf taktische Möglichkeiten und Authentizität stehen, werden wohl eher nicht bedient. Die Produktion von Waffen nach eigenem Gusto und der Einsatz von überlegenen Wunderwaffen lassen zumindest Zweifel an der Spieltiefe aufkommen, die auch interessante Funktionen wie Offiziere, Doppelrolle der Späher und Attrappen nicht verstummen lassen. Über den Multiplayer ist bisher fast nichts bekannt. Den Fans klassischer Kriegsfilme wurden hollywoodreife Videos versprochen, die im Ansatz zu erkennen sind. Ob Rush for Berlin dem kriselnden Zweiter Weltkriegsgenre wirklich neue Impulse verleihen kann, kann erst die Testfassung zeigen.

Ersteindruck: befriedigend

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