Vorschau:
Kommt Zeit, kommt Patch!
Video: Die Vigilant-Klasse: 50 Crewmitglieder; 4 Front- und 2 Heckwaffenplätze; 4 Brückenstationen. |
In der letzten Beta-Woche hat Cryptic gewaltig nachgelegt und rund vier GigaByte an Patches aufgespielt. Ein Großteil der technischen Probleme wurde aus der Welt geschafft (STO läuft recht stabil, sofern die Server mitspielen), die häufigen Ladepausen verkürzt und endlos viele Fehler behoben - ganz nebenbei wurde radikal an der Balance geschraubt. Nachfolgend der Eindruck eines taktischen "Lieutenant Commander" der Förderation
nach rund 15 Stunden Spielzeit, basierend auf dem letzten Stand der Open Beta, bevor die Testphase mit einem Riesenangriff der Borg endete... Die U.S.S. Oberon untersucht gerade einige Anomalien... (Beta-Screenshot)
Unterwegs im Weltraum
Wie es sich bei der ersten Vorschau angedeutet hat, sind die Weltraumkämpfe das Highlight - sobald man sich mit der Steuerung angefreundet und die Tatsache akzeptiert hat, dass keine Loopings möglich sind - bei einem bestimmten Steig- oder Sink-Winkel ist Schluss. Obwohl die Schlachten prinzipiell nach dem Muster "Schild runterschießen und Rumpf durchlöchern" ablaufen, sind die Gefechte der dicken und trägen Raumschiffe durch den 3D-Raum, die Fertigkeiten des Kapitäns und der Brückenoffiziere, die Subsystem-Energieverteilung und die unterschiedlichen Fähigkeiten/Kombinationen der Gegner sehr kurzweilig - gerade minutenlange Duelle oder Hetzjagden mit Schlachtschiffen sind reizvoll. Gegner-Fertigkeiten wie "Plasmanebel", Minen, Abfangjäger, Quantentorpedos oder kleine Flugkörper, die sich an den Antrieb hängen und Energie abzapfen, beleben die Gefechte und machen sie interessant. Hoffentlich bieten die späteren Gefechte ähnliche Ideen und Herausforderungen.
Neue Schiffe
Ab dem Rang "Lieutenant Commander" (Stufe 11) darf man sich ein neues Raumschiffmodell aussuchen. Hierbei entscheidet man sich zwischen den Kategorien "Eskorte", "Wissenschaft" oder "Kreuzer", also zugeschnitten auf die drei Klassen des jeweiligen Charakters. Jedes dieser Weltraumvehikel bietet unterschiedlich viele Plätze für Brückenoffiziere und da man seine Brückencrewmitglieder befördern sowie weiterbilden kann, erlernen sie hilfreiche
Aktionen für den Kampf, wie z.B. ein gezielter Strahlen-Angriff auf den Schild, ein Emitterstrahl zum Schwächen der Schilde oder eine Torpedosalve. Im Endeffekt wird es wohl darauf hinauslaufen, dass die Kreuzer (Ingenieur) eine "Tank"-Rolle übernehmen, da sie am meisten Schaden durch starke Reparatur-/Regenerationsmöglichkeiten (Hülle und Schild) wegstecken können. Wissenschaftsschiffe sind Supporter bzw. Buff-/Debuffer und können mit dem Traktorstrahl andere Schiffe kurzzeitig außer Gefecht setzen (CC - Crowd Control), getarnte Schiffe besser erkennen und Subsysteme gezielt unter Beschuss nehmen. Ein Schiff der Eskort-Klasse hingegen ist ein "klassischer Schadensverursacher", wobei man viele Spezialfertigkeiten durch die Eigenschaften und das Mischen der Brückenoffiziere modifizieren kann. Welche Instanz des "Earth Spacedocks" soll es denn sein? (Beta-Screenshot)
Frei von Macken sind die Weltraumkämpfe allerdings nicht. Abgesehen vom seltsamen Kollisionsverhalten mit Asteroiden und dass man gelegentlich durch massive Objekte durchschießen kann, sind es spontane Flottenspawns oder große Gegnermassen im Gruppenspiel, die übel aufstoßen. Wenn urplötzlich vier Schiffe direkt neben mir erscheinen und ich keine Chance habe, adäquat zu reagieren oder zu entkommen, dann ist es zwar überraschend, aber mindestens ebenso störend. Da die Gegnerzahl beim Gruppenspiel (vgl. öffentliche Quests) automatisch angepasst wird und das Schiff, welches als erstes in die Feuerreichweite gelangt, von allen gleichzeitig attackiert wird, ist der Anfang solch eines Gruppenkampfes unnötig explosiv - selbst wenn die Partymitglieder an einem ganz anderen Ort in der Galaxis sind, wird die Instanz an die vermutete Spielerzahl angepasst. Auch die Koordination der Spieler (gleiches Ziel, etc.) ist meist chaotisch, wobei die Strahlenwaffen prima anzeigen, worauf gerade geschossen wird. In den Beta-Sessions stellte es sich mit der Zeit heraus, dass häufig zuerst die kleineren
Schiffe zerschossen werden und zum Schluss die großen Brocken - nur irgendwer muss halt vorfliegen... Auch das Außenteam wird von sich selbst regenerierenden persönlichen Schutzschilden beschützt. (Beta-Screenshot)
Bodenk(r)ämpfe
An dem Sorgenkind, den Bodengefechten, haben die Entwickler zudem geschraubt, u.a. an der Computerintelligenz. Die computergesteuerten Pets aka Mitstreiter reagieren nicht mehr so "grenzdebil", "hirntot" oder "wie ein tollwütiger Mike Tyson auf Crack", um es mit Barlows-Worten zu sagen, sondern lediglich "debil", "hirnverbrannt" oder "wie ein kampflustiger Mike Tyson auf Speed"... Oftmals schießen, schlafen, springen und rollen die KI-Kameraden wirr durch die Gegend, stehen an den unpassendsten Positionen und laufen gerne mitten in den Raum voller Gegner, obwohl ich nur einen Teil rauslocken ("Pullen") wollte. Dann bleiben sie panisch oder lethargisch vor Feuer am Boden stehen, obgleich zwei Zentimeter weiter links eine sichere Passage wäre und zwischen Rohren/Kisten können die Kollegen durchaus stecken bleiben. Wer auf Chaos und Kontrollverlust steht, wird an den Bodenmissionen seine Freude haben - zum Glück waren diese Einsätze bisher einfach zu schaffen, sogar der Vorstoß auf eine geheime klingonische Waffenforschungsanlage im Briar-Patch.
Darüber hinaus hätte mehr Geld, Zeit und Liebe in die Animationen gesteckt werden können, denn so ziemlich jede Marionette läuft staksig und keinesfalls geschmeidig durch die zumeist leblosen/kargen Areale der Außeneinsätze. Zumindest ist dort die Aufgabenverteilung geregelter, da Taktik-Offiziere hauptsächlich Schaden mit Phasern oder Disruptoren aller Art anrichten (u.a. Nebel- oder Explosiv-Granaten werfen), Ingenieure die persönlichen Schilde wiederaufladen oder stationäre Geschütze aufbauen und Wissenschaftler neben der Knarre den medizinischen Trikorder zum Heilen einsetzen können - die Spezialfunktionen setzt die KI übrigens ganz annehmbar ein.
Nur Kampf-Missionen?
Weltraumschlachten, Bodenkämpfe, gibt es sonst nichts mehr? Schließlich geht es hier um Star Trek - und trotz kriegerischer Storygrundlage sollten Diplomatie und Erforschung nicht vergessen werden! Ja, es gibt
Erforschungs- oder sogar dialoglastige Diplomatiemissionen; hiermuss man z.B. einige Personen befragen und sich ihre Antworten merken, um diese später in Kurzform beim Auftraggeber wiederzugeben - nicht spektakulär, aber immerhin etwas anderes; solch eine Mission hatte ich in den 15 Stunden Spielzeit allerdings nur einmal. Bisher hatten rund 85% der Aufgaben einen kriegerischen Hintergrund, selbst zwei von drei im Questlog als "Erkundung" eingestuften Einsätzen entpuppten sich als "Bekämpfe alle Feinde" und ein gewisser Wiederholungsfaktor à la "Das habe ich doch woanders schon mal gemacht" stellt sich, vor allem bei den scheinbar generierten Patrouillen-Missionen. Dafür gibt es allerdings mehr als genug Missionen. Auf der Sektorenkarte fliegt ihr von System zu System. (Beta-Screenshot)
Bei vielen Einsätzen weiß man ohnehin sofort, was zu tun ist: Wegpunkte abklappern und dort entweder scannen, reparieren oder untersuchen (hinfliegen plus "F" drücken) sowie Feinde aus dem All pusten. Stellenweise sind diese Einsätze etwas zu lang für meinen Geschmack, da es nicht unbedingt nötig wäre, sieben Asteroiden der Reihe nach abzufliegen; fünf hätten gereicht. Nicht immer vorteilhaft gestalten sind manche Bodenmissionen. So muss man zum Beispiel auf einem Planeten der Marke "Rechteck" Pflanzen scannen - und zwar genau vier. Und wie viele Pflanzen sind in diesem Areal versteckt? Richtig: Vier. Man darf also unter Umständen minutenlang durch die Gegend irren und das kleine Ding zum Anklicken suchen - das ist langweilig!
Ansonsten finde ich es prima, dass die Episoden (Questreihen) immer in kleine Geschichten gehüllt sind, die Weltraum- und Bodenkämpfe sowie weitere Mini-Aufgaben miteinander verknüpfen. Trotzdem fehlt es einigen zumeist englischen Questbeschreibungen an konkreten Hinweisen, wo man genau hin muss und was man dort tun soll. Apropos Zugänglichkeit und Interface: Verbesserungswürdig wäre in diesem Sinne das Inventar, da dort Gegenstände für das Raumschiff, Items für die Bodenmissionen und sonstiges Zeug wie Tribbles (!) oder Mineralienproben wild durcheinander gewürfelt aufbewahrt werden; hier wäre ein geteiltes Lager sicherlich sinnvoller. Besser erklärt werden könnten ebenfalls die Spezialfunktionen und verbesserbaren Fähigkeiten, z.B. was "+17" als "Tactical Team Leader" nun effektiv bedeutet - na ja, es ist immerhin mehr als "+ 14". Beta-Screenshot: Inventar und Ausrüstungsbildschirm des Raumschiffes
Star Trek Feeling?
Trotz des Kampffokus der Missionen haben die Entwickler das Star Trek-Feeling grundlegend gut eingefangen, obwohl das hauptsächlich an bekannten, wenn auch leicht leblosen oder zu leeren Orten wie Deep Space 9, Risa oder Wolf 359 liegt. Original-Soundeffekte, gelegentliche Sprachschnipsel von Leonard Nimoy (Mr. Spock) sowie die Musik unterstreichen die Atmosphäre. Dennoch würde ich mir mehr Interaktion mit anderen (bekannten) Charakteren wünschen oder ebenso andere Missionstypen, bzw. eine bessere Relation zwischen Kampf/Erforschung/Diplomatie/Story/FedEx. Toll finde ich jedenfalls, dass ihr trotz aller Vorgaben euer Raumschiff individualisieren dürft und es trotzdem immer so aussieht als wäre es ein Sternenflottenschiff.
Ausblick
Dass Star Trek Online noch zwei oder drei Monate mehr Entwicklungszeit gut tun würde, steht außer Frage. An vielen Stellen wirkt das Online-Rollenspiel noch unfertig und selbst die schönen grundlegenden Ideen können nicht alle Mini-Baustellen kaschieren (Missionsdesign- und Verteilung, Übersetzung, Beschreibungen, Interface, etc.). Richtig gut gefallen mir die Weltraumschlachten mit all ihren taktischen Finessen, der gewissen Trägheit und es bleibt zu hoffen, dass auch in den späteren Level-Bereichen genügend Herausforderungen bzw. Überraschungen dazukommen und man nicht immer das gleiche Spielchen durchziehen muss. Die Bodenmissionen hingegen finde ich derzeit eher lästig und ich ertappe mich öfters beim Seufzen, wenn ich wieder das Team runterbeamen muss. Steuerung, Animationen, Kontrolle und Computerintelligenz sind in diesen Einsätzen einfach nicht ausgereift und kommen keinesfalls an die Weltraumduelle heran - trotz der Abwechslung. Daher bleibt abzuwarten, wie sich der Inhalt bis zum Endgame-Content darstellt, wie sich dieser präsentieren wird, wie sich die Klingonen spielen werden, was bei Spieler-gegen-Spieler-Schlachten passiert und und und... Aufgrund des einzigartigen Szenarios, der schönen Weltraumschlachten, mächtig viel Potenzial und des letzten großen Beta-Patches kann Star Trek Online noch die Einschätzung "gut" retten!
Ersteindruck: gut
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