Escape from Paradise City29.01.2007, Benjamin Schmädig
Escape from Paradise City

Vorschau:

Ein Kontinent mit Zombies und Erfahrungspunkten, dazu verschiedene Fähigkeiten - ihr wähnt euch in einem Rollenspiel? Weit gefehlt: Denn im geistigen Nachfolger zu Gangland müsst ihr Amerika von einem Virus befreien, der die Menschen in hirnlose Blutsauger verwandelt. Weil die Polizei in Paradise City, dem Zentrum des Unheils, aber nichts zu melden hat, schickt sie drei ehemalige Verbrecher, um die Stadt zu infiltrieren...

Moloch der Untoten

Es fühlt sich ungewohnt an, meinen Charakter wie den Helden eines Online-Rollenspiels in einer Mischung aus Action und Strategie zu bewegen. Aber genau das tue ich, wenn ich die Stadtviertel unter meine Kontrolle bringe, um der Ursache für die  mysteriöse Seuche auf den Grund zu gehen. Die Handlung erlebt ihr aus der Sicht von drei Figuren, deren Geschichten sich kreuzen und mit unvorhersehbaren Wendungen überraschen sollen.

Aus der Vogelperspektive behaltet ihr den strategischen Überblick...
Allerdings dürft ihr keine zusammenhängende Metropole erkunden, sondern erledigt ein Viertel nach dem nächsten, wobei ihr eine bestimmte Anzahl an Nachbarschaften einnehmen müsst, indem ihr den Boss der herrschenden Gang bezwingt. Damit ihr dem Chef beim Endkampf möglichst ohne sein Gefolge gegenübersteht, solltet ihr aber erst die Handlanger erledigen - ein Klick auf den Gegner reicht und schon greift euer Alter Ego selbstständig an. Lediglich spezielle Fähigkeiten wie gezielte Schüsse oder Dauerfeuer-Schübe müsst ihr selbst auslösen. Diese könnt ihr mit einer weiteren Fähigkeit, u.a. dem Zurückstoßen des Gegners, kombinieren.

Dauerfeuer oder Dolchhieb?

Neue Fertigkeiten schaltet ihr erst frei, nachdem ihr durch Erfahrungspunkte Merkmale erhalten habt, welche die Eigenschaften eures Charakters vertiefen. Boris erhält z.B. nach und nach mehr Gefolgsmänner, die ihm entweder folgen oder eine von euch bestimmte Position verteidigen. Grundsätzlich unterscheiden sich Merkmale und Fähigkeiten der drei Protagonisten nicht - allerdings führt die Nahkämpferin nach Erhalt des "Dauerfeuers" einen dreifachen Dolchhieb aus, während Boris seine Gegner unter einem Kugelhagel begräbt. Aber ihr seid nicht nur in den Straßen unterwegs, sondern verwaltet auch von oben; fahrt die Kamera in die Vogelperspektive und schon stehen euch andere Fähigkeiten 

... wenn ihr auf die Straße zoomt, beginnt hingegen die Action. Schade, dass die Sichtweite nicht mehr als 200 bis 300 Meter beträgt.
zur Verfügung, mit denen ihr den Geldfluss der Konkurrenz blockiert oder Verstärkung ruft. Im Gegensatz zum Charakter-bezogenen Stufenaufstieg müsst ihr dabei in jedem Viertel mit festgelegten Optionen Vorlieb nehmen. Der Strategie-Modus zeigt euch außerdem, in welchen Gebieten der große Profit wartet, wo ein Waffenhändler agiert oder wo ein anderer Clan euer Territorium klauen will.

Reale Mehrspieler-Stadt?

Leider schafft es Sirius Games nicht ganz, eine echte Stadt zum Leben zu erwecken, denn ihr könnt ausschließlich Bösewichter angreifen; gewöhnliche Passanten dürfen sich in Sicherheit wiegen. Dabei hätte gerade den für die Regierung arbeitenden Verbrechern eine beeinflussbare Entwicklung zum Guten oder Bösen eine Seele verpasst. Auch die nach geschätzten 300 Metern gezeigte Nebelwand verhindert die Illusion einer realen Welt. Den gleichen Effekt hat das passive Autofahren, denn ihr dürft zwar auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, aber nicht selbst lenken. Lebendiger könnte das Szenario jedoch dann werden, wenn ihr  zu acht loszieht, um euch in zwei Teams zu je vier Mann die Reviere streitig zu machen. Entweder macht ihr euch dann möglichst schnell gegenseitig den Garaus oder versucht, mehr Gebiete als eure Kontrahenten einzunehmen.    

Ausblick

Schade, dass ich in Frogsters Gangland-Nachfolger nicht die gesamte Großstadt erkunden und erobern darf, sondern einen Stadtteil nach dem nächsten abklappere. Schade auch, dass es nur so viele Fähigkeiten gibt, dass sie alle auf einen Bildschirm passen und auf sämtliche Charaktere ähnliche Auswirkungen haben. Im Gegenzug könnte die "WoW-Steuerung" Paradise City das ungewöhnliche Flair eines Offline-Rollenspiels im verruchten Moloch verleihen - ich persönlich ziehe dreckige Metropolen den kunterbunten Fantasywelten jedenfalls vor. Falls die Geschichte und Aufträge abseits der Handlung eine lebendige Welt erzeugen, könnte uns eine interessante Jagd nach dem geheimnisvollen Virus erwarten. Nach kurzem Anspielen bin ich allerdings skeptisch, ob die begrenzte Sichtweite, das passive Taxifahren sowie der scheinbar starre Ablauf ein tiefes Abtauchen ins Gangster-Milieu zulassen.

Ersteindruck: ausreichend

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