Vorschau: Rogue Trooper (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Rogue Trooper
Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
19.04.2006
19.04.2006
21.04.2006
Spielinfo Bilder Videos
Denkt man an blaue Comic-Helden, sehen die meisten wahrscheinlich Peyos Schlümpfe vor sich. Doch der ebenfalls blaue Rogue Trooper, der den Comics von 2000 AD (Judge Dredd) entsprungen ist und unter Federführung von Rebellion (AvP, Judge Dredd) in die Schlacht zieht, hat nichts, aber auch rein gar nichts mit den niedlichen Zwergen zu tun. Stattdessen gibt es handfeste Third-Person-Action, die für mehr als eine Überraschung gut ist, wie die Vorabversion gezeigt hat.

Klassisch? Ja! Aber…

Wirft man nur einen flüchtigen Blick auf die Umsetzung des hierzulande eher unbekannten Comics Rogue Trooper, könnte
man schnell den Eindruck bekommen, dass das Team von Rebellion einen x-beliebigen Third-Person-Shooter von der Stange produziert hat.

Doch bereits nach kurzer Zeit wird klar, dass der blaue Held mehr auf dem Kasten hat als der erste Anschein vermuten lässt: Statt Einheitskost gibt es viel Abwechslung, statt starrer altbekannter Inhalte überraschende Einflüsse und spielerische Wendungen, die letztlich dafür gesorgt haben, dass ich nur mit Mühe von der Vorabfassung losgeschweißt werden konnte.

Mit einem Rogue Trooper in der Nähe krawummst es an allen Ecken und Enden.
Vier Freunde müsst ihr sein


Die Abwechslung und vor allem der Humor, der von Rogue Trooper ausgeht, wird in erster Linie durch das Zusammenspiel von Rogue und seinen drei Kameraden Helm, Gunnar und Bagman gebildet. Der Clou: die drei begleiten den Helden nicht in leiblicher Form, sondern bestehen aus Computer-Chips, die als Grundlage für die nächste Klonversion der Soldaten dienen. Sprich: Rogue hat die CPUs der toten Klon-Soldaten eingesammelt und trägt sie in seinem Gewehr, seinem Helm und seinem Rucksack mit sich.
Und damit bekommen die jeweiligen Gegenstände ein gewisses Eigenleben und werden für erfrischende Action-Situationen genutzt.

So lässt sich Gunnar z.B. nicht nur als MG nutzen, sondern kann auch zum Sniper-Gewehr und sogar zum stationären Geschütz umgewandelt werden, das einmal aufgebaut vollkommen eigenständig die Gegner ins Visier nimmt und ausschaltet.

Einen lobenswerten Weg geht Rebellion auch, wenn es um das Thema Munition und Gesundheits-Packs geht: Anstatt die Abschnitte mit strategisch mehr oder weniger gut postierten Gegenständen vollzupflanzen, hat Rogue mit Bagman die Möglichkeit, selber Munition, Granaten und Healthpacks zu bauen. Die Zutaten hierfür könnt ihr in den Abschnitten finden – entweder in Form von kleinen Rohstoffbergen, die eingesammelt werden können, oder aber in Form der Gegner, die ihr in die ewigen Jagdgründe geschickt habt – eine klasse Idee! Zumal das Design auch hier Hand in Hand mit einem ausgewogenen Schwierigkeitsgrad geht und sicherstellt, dass auch mit dieser Methode immer wieder Munitionsknappheit aufkommt. Und umgehend kommt ein kleines taktisches Element ins Spiel: Nutze ich meine Rohstoffe für mehr Munition, eine frische Granate oder doch lieber für ein Heilpaket?

Ein Mann = vier Soldaten in Personalunion.
Gut gewürzter Cocktail


Im Zusammenspiel mit den verschiedenen Fähigkeiten der Utensilien hat Rebellion ein feines Missionsdesign um den schussgewaltigen Blaukämpfer gestrickt: Stringente Ballereien wechseln sich ab mit Schleicheinlagen, Nahkampf-Scharmützel geben sich ein Stelldichein mit wohlüberlegten Minen-Aktionen und nicht zuletzt sorgt das (zeitlich begrenzte) Hologramm für Verwirrung bei den Feinden, um für die entscheidenden Sekunden zu sorgen, die über Leben und Tod entscheiden.

Wenn das fertige Spiel dieses Niveau halten kann, bekommen Shooter-Fans extrem schmackhafte und bekömmliche Kost präsentiert, die zudem noch eine feine Prise Humor bietet: Denn auch wenn Helm, Gunnar und Bagman nur als Prozessor-Einheiten in Utensilien ihr Dasein fristen, haben sie ihre Individualität nicht verloren. Sie streiten untereinander oder geben Kommentare zu den Leistungen des Spielers ab. Vor allem Gunnar im Schießprügel kann bei einem gut gezielten Projektiltreffer kaum an sich halten und sorgt umgehend dafür, dass die Mundwinkel nach oben wandern.

Allerdings bleibt zu hoffen, dass Eidos sich entweder dazu entschließt, das Spiel im Original (evtl. mit Untertiteln) zu belassen oder aber verteufelt gute Sprecher hinter das Mikrofon zerrt. Denn so überzeugend sich die Technik auch im Bezug auf Bildrate, Qualität der Animationen usw. darstellt, hängt die Atmosphäre vor allem von der Akustik ab, die in der vorliegenden (englischen) Form durchweg überzeugt.

   
 

AUSBLICK



Ja: Rogue Trooper ist im Kern nichts anderes als "gewöhnliche" Third-Person-Action. Doch das Action-Spektakel aus dem Hause Rebellion wird mit viel Liebe zum Detail kredenzt und einem so feinen Humor angereichert, dass man spätestens nach dem Tutorial nur noch mit Mühe vom Pad geschält werden kann. Viel Krawumm, eine kleine Prise durch Rätsel verknotete Gehirnwindungen und überraschend abwechslungsreiche Missionen machen Lust auf mehr. Da die Technik auch weitestgehend überzeugen kann, könnte sich der griesgrämige Rogue Trooper als eine der Überraschungen dieses Jahres erweisen – vor allem, wenn Missions-Design und KI über den gesamten Spielverlauf den guten Eindruck der Vorabversion bestätigen.Ersteindruck: sehr gut

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