Red Orchestra: Ostfront 41-4519.06.2006, Paul Kautz
Red Orchestra: Ostfront 41-45

Vorschau:

Das Thema Zweiter Weltkrieg ist im Shooterbereich nicht eben das Neueste, auch online hat sich alles, was mit Ost- und Westfront zu tun hat, dank Battlefield 1942 und Call of Duty bereits unaufhaltsam ausgebreitet. Wie viele Chancen hat da ein Soloprojekt eines kleinen Entwicklers, das den Russland-Krieg thematisiert? Wir sagen: Mindestens genauso viele wie Live for Speed im Rennspiellager!

Live aus dem Orchestergraben

Red Orchestra ist wie auch Counter-Strike oder Day of Defeat eine Erfolgsstory – aus der von wenigen Fans entwickelten und von noch mehr Fans geliebten Mod wird plötzlich ein selbständig lauffähiges Produkt, welches seinen Weg entweder in die Läden oder Online-Vertriebe dieser Welt findet. Oder beides, denn Red Orchestra, das seine Wurzeln in Unreal Tournament 2004 hat, könnt ihr entweder online oder in ein paar Tagen in den Läden erwerben – Frogster Interactive übernimmt den hiesigen Vertrieb. Wie auch Ragdoll Kung Fu muss allerdings auch die Retail-Fassung via Steam angemeldet werden.

Kein Fadenkreuz weit und breit: Wer nicht über Kimme und Korn zielen kann, ist fürs Team keine große Hilfe.
Wie der Untertitel »Ostfront 41-45« andeutet, versetzt euch auch Red Orchestra in die mittlerweile reichlich ausgelutschte Kulisse des Zweiten Weltkriegs – allerdings an die russische Front, so dass euch die 13 realistischen (und sehr großen) Szenarien vom Kaukasus über Odessa bis in den Stalingrad-Kessel treiben. Ihr spielt entweder Deutsche oder Russen und wählt aus bis zu acht Spielerklassen, die jeweils der Partei entsprechend benannt und natürlich auch bewaffnet sind – ein normaler russischer Infanterist hat eben nur ein Gewehr sowie ein paar Granaten und sonst nichts! Wer aus Battlefield den Status eines Allführerschein-Soldaten gewohnt ist, darf hier umdenken: Einen Panzer gibt’s nur für Panzerführer, Flugzeuge gibt’s gar nicht. Wollt ihr mitfahren, könnt ihr z.B. den Platz des Bordschützen einnehmen, solltet euch aber eurer Verantwortung bewusst sein. Denn ein Panzerturm dreht sich nicht rasend schnell, sondern schmerzend langsam – und ihr habt nur ein kleines Guckloch zur Übersicht. Generell legt Red Orchestra mehr als alles andere Wert auf möglichst viel Realismus: Es gibt kein Fadenkreuz, stattdessen müsst ihr entweder per Gefühl oder über Kimme und Korn schießen. Ein Treffer bedeutet meist den Tod, so dass schreiend Drauflosrennen im Normalfall lediglich dem Gegner einen weiteren Punkt bringt – oder ihr habt Glück und euch wird nur die Waffe aus der Hand geschossen. Die 28 Waffen sind keine von der Sorte, die cool aus der Hüfte abgefeuert werden – anstelle dessen wird mal gefeuert, nachgeladen, gefeuert, nachgeladen. Oder ihr sucht euch einen guten Schusspunkt, an dem ihr euer dickes MG aufbaut; wer das im Laufen abfeuert, trifft alles, aber garantiert nicht das Ziel. Immerhin haben die Entwickler nicht vergessen, dass das immer noch ein Spiel ist, das Spaß machen soll – und so ziehen Geschosse sichtbare Schussspuren hinter sich her, was 
Trostlos: Optisch und spielerisch setzt Red Orchestra auf Glaubwürdigkeit denn Augenschmankerl.
Camper chancenlos macht. Wie viel oder wenig realistisch Red Orchestra nun wirklich ist, können vermutlich nur Kriegsveteranen einschätzen. Für uns Computerspieler bleibt nur die Feststellung, dass es gleichsam anspruchsvoll wie schwer ist und definitiv kein Starten und loslegen-Shooter ist – das merkt man schon an den ausufernden Tastenkonfigurationen.

Brennende Erde

Wie auch Battlefield 2 ist Red Orchestra ausschließlich ein Teamshooter. Ihr könnt zwar einige Solo-Übungsrunden gegen Bots drehen, aber die haben nur die grundlegenden Manöver drauf. Seid ihr online und habt ein Headset zur Hand, kann es dank integriertem VoIP sofort losgehen. Maximal dürfen 32 Armisten gegeneinander antreten, wobei es hier tatsächlich kein »ich« in »Team« gibt: Die Klassen müssen aufeinander abgestimmt und koordiniert losrücken, ihre Stärken nutzen, die Schwächen kaschieren, jede Deckung besetzen – mehr Teamwork geht kaum. Technisch ist Red Orchestra der Unreal-Technologie zum Trotz etwa auf dem Stand eines Call of Duty oder Battlefield 1942 - nicht besonders aufregend, aber auch nicht übel. Die größtenteils sehr dunklen Schlachtfelder bieten viele taktische Möglichkeiten, sind aber keine Hingucker – auch hier geht Realismus vor Eyecandy.   

Ausblick

Obwohl ich das WW2-Szenario nicht mehr sehen kann, hat mich Red Orchestra gepackt: Die Technik? Kaum konkurrenzfähig. Der Anspruch? Hoch, eher realistisch, kaum Arcade-Anstrich. Das Publikum? Scheinbar erwachsen! Jedenfalls habe ich während der Vorschauphase kaum Teamkills zu sehen bekommen, die Kommunikation via VoIP lief konzentriert und effizient ab, kein »LOL« und »Motherfucker!« weit und breit – eine willkommene Abwechslung! Das Spiel legt mehr Wert auf Teamarbeit als jeder andere Online-Shooter, so dass sich mit dem roten Orchester ein Geheimtipp für Freunde ernsthafter Mehrspieler-Scharmützel unseren Breitengraden nähert!

Ersteindruck: gut

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