Vorschau:
Klassisches Prinzip
Das antike Rom wurde bekanntlich nicht an einem Tag erbaut. Auch bei CiyCity Rome wird Sitzfleisch gefragt sein, denn ihr müsst wieder mal eine römische Stadt aus dem Boden stampfen. Wie ihr das von Caesar-Reihe kennt, werdet
ihr in der ersten Mission bescheiden mit einem schmucklosen Zentrum, einem Ziehbrunnen und ein paar Lehmhütten anfangen. Mit dem Bau einer historischen Römerstadt hat das freilich wenig zu tun, denn obwohl die Römer in echt eher auf klares Gebirgswasser aus dem Aquädukt als auf Brackwasser standen, verbessert die primitive Wasserstelle die Wohnqualität. Das ist praktisch, denn je schöner die Wohnhäuser, um so größer werden auch eure Steuereinnahmen sein. Eine Stadt wie Rom. Bis euer Kaff so prächtig aussieht, dauert es allerdings noch eine Weile.
Einen Auftrag hat mir der verächtlich wirkende Magistrat in bestem Britisch auch erteilt: Ich soll Steine für die Prachtbauten im nahen Rom einsammeln. Wahrlich kein Hexenwerk, denn der Steinbruch ist gleich um die Ecke und Arbeitskräfte werden genug angezogen. In Windeseile fliegen die Arbeiter zum schnell eröffneten Camp der Steinhauer, von wo sie die Blöcke abbauen. Sie werden dann über Pflasterstraßen, welche den Transport beschleunigen, in einer Lager verbracht. Habt ihr dann genug gesammelt, kommt ein elend langsamer Karren, der alles in die Hauptstadt bringt. Weiter geht es zur nächsten Mission, in der die Stadt ein bisschen größer ist und die Aufgabe etwas länger dauert. Ihr dürft weiße Tempel bauen und irgendwann winkt die Beförderung zum Quästor.
Wissensgesellschaft light
Alles wie gehabt. Jetzt könnte es allerdings spannend werden, wenn die Erforschung der mehr als 70 Technologien für neue Impulse im antiken Städtebau sorgen könnte. Wohl gemerkt "könnte", denn in Wahrheit wird sie
das wohl kaum tun. Das liegt schlicht daran, dass das mit vielen Denaren erkaufte Wissen keine Voraussetzung für neue Bauten wie bei etwa Civilization sein wird. Diese werden vielmehr einem eigenen Baum folgen: Ihr baut ein bestimmtes Haus und dann wird ein neues freigeschaltet. Auch die Zahl der Einwohner wird über neue Bauten entscheiden. So bekommt ihr Level für Level neue Gebäude.Die Neugründung ist zunächst bescheiden und muss erst wachsen. Die Erfindungen helfen dabei nicht viel.
Ihr werdet zwar aus Civ bekannte Dinge wie Alphabet, Viehwirtschaft oder Mystik erforschen können, aber bringen werden sie euch nicht viel, da die Verhältnisse dadurch nur geringfügig verbessert werden. Wer das Geldwesen erforscht, nimmt eben ein paar Prozente mehr Steuergelder ein, was zwar nicht schlecht aber auch nicht wirklich notwendig ist. Ohne das wird die Mission dann halt etwas länger dauern, was egal ist, da ihr ohnehin viel Leerlauf habt. So wird es nicht erforderlich sein, dass ihr, um Tempel bauen zu können, zuerst die Religion erforschen müsst. Der Fernhandel mit anderen Städten des Reichs, bei dem ihr Straßen bauen könnt, funktioniert auch ohne seine Erfindung.
Starrer Wirtschaftskreislauf
Auch die Versorgung der Bürger mit Waren wird ganz dem alten Prinzip verhaftet sein, das ihr aus Caesar 1 kennt: Jeder braucht eins davon, damit sein Haus weiter aufsteigt. Einen Krug Wasser, ein Stück Fleisch, eine Kleidung,
eine Amphore Öl, eine Liege, ein Brot, einen Platz zum Beten... Wer seit Kinder des Nils dachte, dass es nun vorbei sei, mit dem all zu starren "Zufriedenstellungskorsett", der wird durch CivCity: Rome leider eines Besseren belehrt. Jeder braucht also auch Läden in seiner Nähe, damit er zufrieden ist. Dadurch werden leider immer wieder umfangreiche Abrissarbeiten notwendig, um etwa mitten im Viertel für Unterhaltung zu sorgen. Immerhin sind die Bürger so flexibel und holen sich die Sachen notfalls auch vom Feld, dem Lager und aus dem Kornspeicher. Die Feuerwehrleute tun sich bei der Bekämpfung der Brände schwer, so dass schon mehr abbrennt, als sein müsste.
Von den Sims keine Spur in der ewigen Stadt. Die Bewohner werden auch weit davon entfernt sein, einen individuellen Eindruck zu hinterlassen. Sie sind auswechselbar wie die Tagelöhner, die am Stadtzentrum auf ihren nächsten Arbeitsplatz warten. Immerhin werdet ihr verfolgen können, wo in der Urbs sich die Bewohner gerade rumtreiben und was sie anstellen. So seht ihr auch, ob Feuerwehr und Wachsoldaten ihren Dienst tun. Es wird nämlich leider ziemlich häufig brennen. Das ist zwar realistisch, aber nicht wirklich in den Griff zu bekommen, da die Löschsklaven sich oft gegenseitig blockieren. Der eine schlepp das Wasser von weit her, um zu löschen, und der direkt daneben macht stattdessen ein Nickerchen.
Stronghold-Optik
Optisch hat CivCity viel von Stronghold 2 verpasst bekommen, was nicht unbedingt vom Hocker reißt. Auf den ersten Blick sehen die 3D-Gebäude, Einwohner und Umgebung ja ganz nett aus, aber bei näherem Hinsehen fehlt es doch an Details. Vielleicht tut sich da noch was bis zum Release. Bislang wirkt das Ganze eher statisch und die Zoomstufe ist auch begrenzt. Richtig römisch sehen eigentlich nur die großen Bauten wie Tempel, Taverne oder Arena aus. Der austauschbare Rest könnte designmäßig auch in jedem anderen Städtebauspiel vorkommen von Mittelalter über Griechenland bis ins ferne China. Ein echtes Gewusel auf den Straßen gibt es bislang nicht, aber das kann bei größeren Städten ja noch kommen. Obwohl ein paar Tausend Bewohner, wie ich sie in der Preview-Version locker erreichte, zur Zeit der Römer ja schon eine Großstadt ausmachten.
Ausblick
Bei alle Freude über das antike Szenario, wird CivCity: Rome vermutlich nichts anderes als ein Stronghold 2 mit Römern und einem winzigen Schüsschen Civ. Das Ganze spielt sich derart pomadig, dass ihr den Rechner auch ruhig mal ein Stündchen allein lassen könnt, um ein Missionsziel zu erreichen. Das Gameplay wurde in ein enges Korsett gezwängt und bietet kaum Freiheiten. Die Forschung ist gut gemeint, aber letztlich total überflüssig, da ihr das Spiel auch ohne sie bestreiten könnt. Und die Wirtschaft hat beim ersten Caesar schon einen dynamischeren Eindruck hinterlassen als hier. Mich wundert, dass das Team von Sid Meier bislang nicht mehr Impulse bieten kann. So wird es was für Leute, die auf altbackenen Städtebau ohne Neuerungen stehen. Auch grafisch wird bislang nur Durchschnittskost geboten. Da warte ich lieber auf Caesar 4, das Kinder des Nils folgt und vielversprechender erscheint.
Ersteindruck: befriedigend
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