Birth of America21.08.2006, Bodo Naser
Birth of America

Vorschau:

Das Ringen der jungen Vereinigten Staaten gegen die britische Krone um Unabhängigkeit ist ein unverbrauchtes Szenario, das noch nicht oft für ein Spiel Pate stand. Im rundenbasierten Birth of America (ab 9,50€ bei kaufen) werden ab September Trapper, Linieninfanterie, Dragoner und Kanonen ins Feld ziehen. Ob das verstaubt anmutende Strategiespiel Potenzial besitzt, verrät euch die Vorschau.

Blau gegen Rot

Obwohl es auf der Welt schon martialisch genug zugehen würde, lechzt die Spielewelt dennoch nach immer neuen Kriegen. Die finden die Entwickler meist in vergangenen Epochen, die nur ganz Aufmerksamen noch aus dem

Die britische Krone entsendet Truppen. Sie sollen dafür sorgen, dass wieder schön rot wird, was jetzt blau ist.
 Geschichtsunterricht ein Begriff sein dürften. Birth of America kramt in der Mottenkiste mit der Aufschrift "Geburtsstunde der Vereinigten Staaten", in der der Unabhängigkeitskrieg 1775-83 und der Siebenjährige Krieg 1756-63 ihrer Entdeckung harren. Beide Konflikte waren folgenreich, ist die moderne Welt doch ohne das Vorbild der USA nur schwer vorstellbar.

Blauröcke gegen Rotröcke: Als Widersacher stehen sich im Unabhängigkeitskrieg die jungen USA und Großbritannien verstärkt durch königstreue Siedler gegenüber. Dem britischen König gefiel es gar nicht, dass sich die 13 Gründerstaaten einfach so vom Acker machten. Er schickte Soldaten über den großen Teich. Vorgeplänkel ist der Kolonialkrieg zwischen Frankreich und England, wobei auch Indianer zum Einsatz kommen, die in erster Linie für die Franzosen antraten. Schlachtfeld ist die gesamte Ostküste Nordamerikas, wobei die Kämpfe auf die Neuengland und Kanada konzentriert sind. Es wird auch Seegefechte geben, bei denen die überlegene britische Flotte oft den Sieg davonträgt.

Offiziere und Mannschaften

Das grob an Risiko erinnernde Spielfeld wird in kleine Abschnitte eingeteilt sein, die Provinzen darstellen. Außerdem gibt es befestigte Städte und Häfen, von denen ihr stets eine bestimmte Anzahl halten müsst, um den Sieg

Euch stehen verschieden lange Feldzüge zur Auswahl, die auch sehr kurz sein können. Die Texte werden alle übersetzt. 
davonzutragen. Die Briten hingegen landen und müssen so viel Land erobern wie möglich. Runde für Runde zieht ihr mit euren in Abteilung teilbaren Truppen umher, die ihr per Drag and Drop bewegen werdet. Aufgrund der Fülle an Einheiten, Befehlshaber und Provinzen wird es trotz Anzeigemöglichkeiten nicht einfach sein, dabei den Überblick zu behalten. An manchen Orten seht ihr nicht alles, da es Einheiten gibt, die sich tarnen. Solche Guerillas können nur bestimmte Offiziere enttarnen.

Trefft ihr auf einen Feind, kommt es automatisch zum Gefecht, wobei nicht nur die bloße Zahl der Soldaten ausschlaggebend sein wird. Auch auf Moral, Erfahrung und Herkunft kommt es an. Die Art der zeitgenössischen Truppen wird ebenfalls eine Rolle spielen, von denen es 90 verschiedene gibt: Reguläre Infanterie, Milizen, Kavallerie und Kanonen. Es gibt auch Pioniere, die Festungen errichten oder schleifen können. Von entscheidender Bedeutung im Kampf sind fähige Generäle wie Lord Cornwallis oder George Washington, die Angriffs- und Verteidigungswerte besitzen. Mit Pionierfähigkeit erhöhen sie etwa die Kampfstärke der Truppen in befestigten Städten.

Beherzte KI

Es wird natürlich die Möglichkeit geben, die Geschichte neu zu schreiben. Etwa mit dem sechs Runden umfassenden Feldzug der USA gegen Kanada, der in echt reichlich in die Hose ging. Aber ihr könnt es ja besser machen und Kanada aus den Klauen der Tyrannen befreien. Es wird unterschiedliche lange Feldzüge

Beeindruckend sind die Aufeinandertreffen der Armeen  nicht gerade inszeniert. Ein Balken muss reichen, um vom Sieg der Rotröcke zu künden.  
geben, die von wenigen Minuten bis zu vielen Stunden dauern können. Was bislang von der KI zu sehen war, war sehr ordentlich, da die Computergegner sich nicht nur bei der Verteidigung clever anstellen. Die vom PC geführten Engländer gehen mit allem, was da ist, auf die Hauptziele drauf, dass kein Auge trocken bleibt.

Rustikale Grafik

Äußerlich dürfte Birth of America eher einen angestaubten Eindruck hinterlassen, da es ohne opulente 3D-Schlachten à la Rome auskommen muss. Stattdessen gibt es nur eine Anzeige, bei der sich ein Pfeil in Richtung Sieger neigt. Die Darstellung wird daher eher zweckdienlich sein, hat aber auch ein paar nette Sachen zu bieten, wie etwa verschiedene Landschaften und Einheiten- und Offiziersporträts. Mit rustikalem Holzdesign werden die Menüs verziert sein. Außerdem gibt es Zeitungsausschnitte im Stil der Epoche geben, die komplett auf Deutsch übersetzt sein werden. Die Musik ist heroisch bis patriotisch, wie es sich für ein Spiel dieser Art gehört.

               

Ausblick

Birth of America ist ein typischer Vertreter der rundenbasierten Zunft, der auf viele verstaubt und wenig einladend wirken dürfte. Hauptproblem des raumübergreifenden Strategiespiels ist eine gewisse Unbeweglichkeit der Truppen, die durch das ungünstige Gelände (Wälder, Berge, Flüsse und Seen) blockiert werden. Schnelle Vorstöße sind bis auf die Späher nicht möglich, was durchaus den historischen Tatsachen entspricht. Es gibt kaum Straßen, oft bleibt nur der Seeweg, der allerdings mit Gefahren verbunden ist. Da heißt es: Sitzfleisch zu beweisen! Gleich zu Beginn eine offene Feldschlacht mit den Briten zu riskieren, wird von der KI bitter bestraft. Wer mit der Komplexität und Unübersichtlichkeit keine Probleme hat, darf sich auf Schlachten im Musketenzeitalter Nordamerikas freuen.

Ersteindruck: befriedigend

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