Die Gilde05.02.2002, Jörg Luibl
Die Gilde

Vorschau:

Am 1. März will Euch JoWooD zusammen mit den 4Head Studios (Fugger I, II) zu einer kleinen Zeitreise ins Mittelalter einladen - genauer gesagt in das Deutschland des 15. Jahrhunderts. Aber obwohl es satte 600 Jahre zurück in die Vergangenheit geht, dürfte das Spielprinzip auch moderne Geister ansprechen: In "Die Gilde (ab 14,23€ bei kaufen)" geht es um Profit, Macht und Erfolg. Mehr dazu in unserer Preview!

Freie Eltern- und Berufswahl

Zu Beginn des Spiels könnt Ihr -ähnlich wie in vielen Rollenspielen- einen Charakter erschaffen. Zunächst erstellt Ihr einen Stammbaum, indem Ihr Eure Eltern samt Beruf wählt, was wiederum direkten Einfluss auf die fünf Talente Verhandeln, Handwerkskunst, Nacht & Nebel, Kampf und Rhetorik hat. Insgesamt stehen dann zwölf Berufe zur Verfügung, darunter so unterschiedliche Professionen wie Schmied, Steinmetz, Wirt, Parfümeur, Prediger oder Dieb.

Im Jahr 1400 beginnt Eure Karriere, als Ihr Euer Dorf verlasst und in die weite Welt zieht. Fünf deutsche Start-Städte (Köln, Berlin, Dresden, Augsburg und Hannover) stehen dabei zur Auswahl, wobei jede Stadt einem eigenen Schwierigkeitsgrad entspricht - u.a. ist die Zahl der Konkurrenten und der Bauplätze immer unterschiedlich. Je nachdem, für welche Laufbahn Ihr Euch entscheidet, eröffnet sich ein Spiel mit neuen Schwerpunkten: Ein Schmied benötigt andere Rohstoffe als ein Tischler, ein Alchimist muss anders wirtschaften als ein Steinmetz und wenn Ihr Euch für den Dieb entscheidet geht es von Anfang an um Beutelschneiderei und Einbruch - für jeden Geschmack dürfte der passende Beruf zu finden sein.

Auf Fuggers Spuren

Eines haben alle Startberufe jedoch gemeinsam: Ohne Profit kommt man auch in der mittelalterlichen Welt nicht weiter. Erst wenn Ihr Euch durch tüchtigen Geschäftssinn ausweist, werdet Ihr mit Titeln wie "Bürger" oder "Patrizier", einem von 30 Ämtern oder weiteren Baumöglichkeiten belohnt. Aber nicht nur tüchtiges Wirtschaften, sondern auch Hartnäckigkeit, Neugier und Verschlagenheit können die Karriere beschleunigen: Eure Konkurrenten lassen Euch schon mal verprügeln, schwärzen Euch an, überfallen Eure Transporte oder fordern Euch zum Duell - alles kleine Gemeinheiten, auf die auch Ihr zurückgreifen könnt. Sehr beliebt sind auch Spione, die in Eurem Auftrag eine Person beschatten, um Euch Beweise für lukrative Erpressungen, Denunziationen oder gar Anklagen zu liefern.

Ihr fangt natürlich klein an: Ein Wohnhaus und eine Werkstatt sind die beiden ersten Gebäude - alles in der bescheidensten Ausführung. Nachdem man einen ersten Lehrling angeheuert hat und die notwendigen Rohstoffe per Karren vom Markt besorgt hat, kann die Produktion losgehen. In der Gießerei des Schmieds könnt Ihr zu Beginn z.B. nur Silberringe, Beschläge und Rapiere herstellen - das alles lässt sich komplett in 3D beobachten, auch wenn manche Details (die Klinge ist z.B. nicht zu sehen) leider fehlen. Habt Ihr das Gebäude erst mal zur Schmiede oder gar Goldschmiede aufgewertet, stehen Euch ein halbes Dutzend Rohstoffe und Produkte wie Langschwerter, Silber- und Goldketten oder magische Gürtel zur Verfügung, die wesentlich mehr Gewinn versprechen.

Falls Ihr einen Handwerksbetrieb mit einigen Gesellen, neuen Karren und Umbauten so weit gebracht habt, dass Euer Konto in die Zehntausende geht, könnt Ihr auch einen Meister einstellen, der den Betrieb dann selbstständig leitet, damit Ihr andere Geschäfte abwickeln könnt. Ihr könnt Euch z.B. weitere Gebäude kaufen, einen zweiten Beruf erlernen und damit auf der Karriereleiter weiter nach oben klettern. Natürlich empfiehlt sich auch eine lukrative Heirat mit einer Frau von Stand. Allerdings dauern solche Werbungen teilweise bis zu neun Jahre - es sei denn, Ihr helft mit kleinen Aufmerksamkeiten nach.

Vorbildliche Steuerung, tolle Grafik

"Die Gilde" ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass die Kombination von ansehnlicher 3D-Grafik und nützlicher 2D-Optik eine ideale Interface-Lösung sein kann: Während Ihr Euch mit der Maus an Details ranzoomt, könnt Ihr Eure Kaufaufträge bequem per Minikarte abwickeln. Aber die Benutzeroberfläche ist nicht nur sehr bedienungsfreundlich, sondern auch höchst ansehnlich designt.

Und die Grafik? Freut Euch auf prächtige Fachwerkhäuser, Tag- und Nachtwechsel, Wettereffekte und viele liebevoll gestaltete Innenräume - von der düsteren Spelunke bis hin zum festlichen Sitzungssaal der Ratsherren. Zwar wird die Stadt auch von zahlreichen Menschen bewohnt, die alle mit eigenem Namen und Verhalten ausgestattet sind, aber in Sachen Animation und Texturierung bleiben die Figuren weit hinter der schmucken Außen- und Innenarchitektur zurück. Ihr könnt per Maus und/oder Tastatur in Echtzeit die engen Gassen oder den Marktplatz erkunden. Die Kamera lässt sich nahezu frei bewegen und ermöglicht sowohl eine Draufsicht als auch eine Art Ego-Persektive - leider gibt es keine echte Ego-Perspektive, die Euch beispielsweise aus Eurer Sicht oder der eines Eurer Gesellen zum Marktplatz gehen lässt.

Ausblick

Trotz anfänglicher Skepsis gegenüber der hochtrabenden Bezeichnung "Lebenssimulation" hat uns "Die Gilde" nach einigen Stunden Spielzeit nicht mehr losgelassen - auch wenn die KI schon in der Anfängerstadt Köln erschreckend profitabel wirtschaftete. Aber wenn der Rubel erst mal rollt, die Produktpalette wächst und die Erweiterungsmöglichkeit an eigenen Fähigkeiten, Haus und Gebäuden zunehmen, verbreitet sich schnell Spielspaß. Langweilig wird es aufgrund der Zufallsereignisse und der Vielzahl der wählbaren Berufe eigentlich nie. Und optisch ist das Ganze in höchst ansehnlicher 3D-Grafik verpackt, die lediglich im Detail und im Bereich der Figuren Schwächen aufweist. Wir freuen uns schon auf die Testversion!

Release: 1. März 2002

Version: Preview-Fassung

Publisher: JoWooD

Entwickler:: 4Head Studios

Download: Gameplay-Video (21,3MB)

Ausblick

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