Speedball 2: Tournament07.07.2007, Jan Wöbbeking
Speedball 2: Tournament

Vorschau:

Speedball 2 ist wieder da! Und zwar nicht nur auf Xbox Live Arcade: Während Empire schlicht das Original für Microsofts Download-Dienst portiert, arbeiten der Entwickler Kylotonn und der Publisher Frogster an einer weiterentwickelten Neuauflage für den PC. Auch Mike Montgomery, Gründungsmitglied der Bitmap Brothers, ist in die Entwicklung involviert. Spielt sich das Remake genauso rasant wie das Vorbild? Und was gibt es Neues?

Vanille, Schoko, Erdbeere

Ja, die Eiskrem ist mit dabei. Es wird derart viel Speiseeis im neuen Speedball 2 vorkommen, dass der französische Entwickler Kylotonn mit dem Gedanken spielt, eine Schwesterfirma in der Lebensmittelbranche zu gründen. Das versichert mir jedenfalls Yann Tambellini, Mitgründer und Creative Director von Kylotonn. Für diejenigen, neben dessen Köpfen jetzt ein dickes Fragezeichen prangt, hier die Erklärung:

Ruck-zuck ist die Fresse dick. In Speedball 2 fallen die Spieler im Sekundentakt auf die Nase. Die Kunst besteht darin, sich mit dem Ball der Keilerei zu entziehen.
Im Original-Speedball 2 von 1991 war alle paar Minuten der Ausruf eines Eisverkäufers zu hören: "Iiiiceeecreeam". Eigentlich banal. Doch trotzdem - oder gerade deswegen - avancierte der beliebte Sample zum Schlachtruf für eine ganze Generation von Homecomputer-Besitzern und zum Synonym für futuristischen Sportspielspaß.

Vorbild ist, wie der Titel schon sagt, das bewährte und beliebte Prinzip des actionreichen und schnellen zweiten Teils der Serie: Wieder einmal lauft ihr mit gepanzerten Cyber-Sportlern über ein rechteckiges Spielfeld. Dort kloppt ihr im Sekundentakt eure Gegenspieler über den Haufen und versucht, eine kleine Silberkugel ins Tor zu werfen. Wenn ihr die Murmel vorher durch einen Looping am Rande des Spielfeldes werft, zählen danach erzielte Tore 15 statt 10 Punkte. Flitzt die Kugel ein weiteres mal durch die Röhre, bekommt ihr beim nächsten Treffer sogar 20 Punkte gutgeschrieben. Doch nicht nur Tore führen zum Sieg: Wenn es wenige Sekunden vor Spielende unentschieden steht, solltet ihr versuchen, einen der Sterne am Bildschirmrand zu treffen. Die leuchten bei Beschuss auf und addieren eurem Konto je einen Punkt hinzu. Bei Aktivierung aller Sterne gibt es einen zusätzlichen Punkte-Bonus - allerdings nur, wenn sich euer Gegenspieler nicht vorher die Kugel schnappt und die Sterne damit wieder deaktiviert. Auch wenn ihr den Energiebalken eines gegnerischen Spielers geleert habt und er verletzt am Boden liegen bleibt, steigt zur Belohnung euer Punktstand.

Aus Frankreich nix Neues?

Spielprinzip und Regeln haben sich also nicht geändert. Ist das Remake also lediglich alter Wein in neuen Polygon-Schläuchen? Nicht ganz, denn Kylotonn hat dem bewährten Konzept einige sinnvolle Neuerungen hinzugefügt. Eine davon ist die erweiterte Steuerung: Jetzt könnt ihr euch als Ball führender Spieler den Angriffen der Gegner entziehen, indem ihr einfach über sie hinüber hüpft oder ihnen ausweicht.

Mensch gegen Maschine: Ihr könnt euer Team aus Cyborgs, männlichen und weiblichen Athleten zusammenstellen.
Eine andere Möglichkeit zu entkommen ist ein kurzer Sprint. Habt ihr euch an ein paar Spielern vorbeigeschlängelt, empfiehlt es sich, ein weiteres mal in die Luft zu springen. Aus luftiger Höhe könnt ihr nämlich einen besonders schnellen Power-Wurf abzufeuern, bei dem der Ball einen Schweif hinter sich herzieht - währenddessen schaltet das Spiel in einen Zeitlupenmodus. Doch diese Verschnaufpause ist durchaus nützlich, denn dank ihr könnt ihr euch besser auf das Zielen konzentrieren. Danach genießt ihr im Idealfall den Flug des Projektils ins Tor.

Auch die noch etwas ungelenk wirkenden Jubelanimationen können die Freude über den Treffer nicht wirklich schmälern. Leider ließen sich die Zwischensequenzen in der Vorabversion noch nicht abbrechen. Auch der Rest der Kulisse ist nicht gerade bombastisch ausgefallen: Die Sportler selbst sind zwar recht ordentlich modelliert, doch die Arenen und Zuschauer wirken ein wenig detailarm. Imposante Grafikeffekte konnte ich ebenfalls nicht erblicken. Andererseits solle das Ganze auch problemlos auf älteren Rechnern laufen, sagte Tambellini. Das Spiel leidet allerdings noch ein wenig unter Abstürzen und technischen Bugs. Mein Gegner konnte z.B. ein Tor erzielen, indem er den Ball durch die seitliche Wand beförderte. Eine weitere Neuerung ist die wählbare Kameraperspektive: Die Entwickler bevorzugen bisher die Sicht von schräg oben hinter dem eigenen Spieler. Es ist aber auch möglich, das Spielfeld von oben oder von der Seite aus zu überblicken. Der Soundtrack wird offenbar von zum Thema passender elektronischer Musik dominiert.                          

Gib ihm! Mit Schmackes!

Bei meinem ersten Power-Würfen landete kein einziger Ball auch nur in der Nähe der Torlinie. Doch nach einiger Zeit bekam ich ein Gefühl für die Steuerung und versenkte ein Ball nach dem anderen. Mein Gegner konnte bei einem Probespiel häufig punkten, indem er meinen Torwart ausgeknockt hat, und den Ball wie im American Football hinter die Linie trug. Das klappte allerdings nur, wenn er nicht im Besitz der Kugel war, während er Kontakt mit meinem Torwart aufnahm. Denn berühren sich zwei gegnerische Spieler, wird automatisch der umgehauen, der den Ball besitzt. Leider entwickelt sich das Spiel dadurch häufig zum hektischen Gekloppe, bei dem der gewinnt, der gerade die meisten Spieler in der Nähe hat. Doch genau das ist Teil des Spielkonzeptes: Es kommt darauf an, sich der Massenkeilerei zu entziehen und sich geschickt vor das Tor zu arbeiten.

 Wenn dabei zu viele Mitglieder der anderen Mannschaft im Wege stehen, solltet ihr die Pille abgeben.

Yann Tambellini von Kylotonn erklärt die Feinheiten von Speedball 2.
Allerdings müsst ihr eure Mitspieler im Auge behalten und Zielwasser getrunken haben. Denn statt automatisch zum nächsten Spieler zu werfen, müsst ihr auch beim Passen zielen. Ist der Ball ins Leere geflogen, solltet ihr aufpassen, denn nach einem Fehlpass fängt man sich verdammt schnell einen Konter ein. Wollt ihr in solch einer Situation automatisch den Spieler steuern, der am nächsten zur Pille steht, solltet ihr im Optionsmenü die KI-Einstellung aufsuchen. Wie in Pro Evolution Soccer könnt ihr dort stufenlos einstellen, wie stark der Computer die Auswahl eures Spielers bestimmt. Stellt ihr die Option komplett auf manuell, müsst ihr die Spieler selbst durchschalten. Doch bei einem derart schnellen Spiel empfiehlt es sich, euch vom Computer helfen zu lassen. Kurz vor Veröffentlichung dieser Vorschau teilte uns Frogster Interactive mit, dass Kylotonn vor hat, ein Auto-Aiming für das Passspiel zu integrieren.

Doping erwünscht!

Ab und zu tauchen übrigens Power-Ups auf, die euren Spieler kurzfristig schneller, stärker oder robuster machen bzw. euren KI-Mitspielern mehr Grips verpassen. Außerdem stehen unterschiedliche Charakterklassen mit individuellen Stärken und Schwächen zur Auswahl. Der Cyborg kann viel einstecken, der männliche Charakter austeilen und sein weibliches Pendant kann der drohenden Massenschlägerei am schnellsten davonlaufen. Es lassen sich auch gemischte Teams zusammenstellen. Außerdem dürft ihr eure taktische Aufstellung bestimmen. Im Counter-Strike-Mode bewachen z.B. alle Spieler bis auf einen Angreifer das eigene Tor. Ihr könnt euer Team also so lange feintunen, bis es eure Spielweise ideal unterstützt und ihr online einen Sieg nach dem anderen einfahrt. Je nach Ranking-Modus werdet ihr für eure Online-Siege unterschiedlich stark belohnt. Auch ein Liga-System und Special Events sind in Planung.                    

Ausblick

Speedball 2 ist wie ein Ausflug in gute alte Zeiten. Kylotonn hat es geschafft, das rasante Gefühl des Originals einzufangen und das Spiel mit sinnvollen Neuerungen zu ergänzen. Das schnelle und unkomplizierte Konzept hat mich sofort wieder ans Pad gefesselt. Wenn das Match einmal gestartet ist, ist man kaum noch ansprechbar. Leider artet das Spiel vor allem im Mittelfeld nicht selten zum hektischen und unübersichtlichen Gewusel aus, wenn sich zehn Kontrahenten nacheinander über den Haufen kloppen. Wenn ihr z.B. den Ball führt, haut euch jeder, der euch in die Quere kommt, automatisch um – auch, wenn euer Gegenspieler gar nicht die entsprechende Taste gedrückt hat. Doch wenn ihr euch erst einmal warm gespielt habt, entwickelt ihr Taktiken, um euch der Massenschlacht zu entziehen. Dann noch ein Powerschuss und die hämische Freude ist perfekt. Die unspektakuläre Grafik sorgt allerdings für keine Begeisterungsstürme - sie versprüht noch nicht den Charme des Bitmap Brothers-Vorbild; allerdings soll im Editor ein Classic-Skin zur Verfügung stehen. Ich bin gespannt auf den Onlinemodus und hoffe, dass Speedball 2 auch über einen längeren Zeitraum fesseln kann. Als spaßiger Action-Snack für zwischendurch eignet sich die Neuauflage schon jetzt prima.

Ersteindruck: gut

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