Sunrise27.12.2007, Bodo Naser
Sunrise

Vorschau:

Wie Overclocked spielt auch Sunrise (ab 4,90€ bei kaufen) im New York unserer Tage. Allerdings ist in dem 3D-Adventure etwas Unglaubliches geschehen, das nie hätte passieren sollen. Ein Experiment, dass eigentlich eine bahnbrechende Technologie ergeben hätte sollen, ist leider völlig aus dem Ruder gelaufen. Die Stadt entvölkert - wo sind plötzlich alle hin? Na, neugierig geworden? Wir schon…

Beam me up, Scotti!

In Stephen Kings Roman "Das Monstrum - Tommyknockers" gibt es eine verstörende Szene, in der ein kleiner Junge zufällig eine Maschine zum Beamen erfindet, ohne dass er selbst recht wüsste, wie das eigentlich funktioniert. Er macht das unter dem

Das Intro erzählt die Geschichte eines gescheiterten Versuchs, der nicht ohne Folgen bleibt. Nicht nur im Zimmer wird eigenes durcheinander gewirbelt.
Einfluss von außerirdischen Mächten, die ihn kontrollieren. Ohne böse Absicht teleportiert er seinen kleinen Bruder zum Spaß während einer Zaubervorführung auf Altair IV, eine weit entfernte und lebensfeindliche Welt, auf der er vermutlich jämmerlich vor die Hunde geht. Warum ich das erzähle? Ganz einfach: Es zeigt, was passieren kann, wenn man Technik einsetzt, von der man eigentlich gar nicht weiß, was sie anrichten kann. Negativbeispiele in der Menschheitsgeschichte gibt es genug.

Ob sich die Protagonisten von Sunrise davon abhalten hätten lassen, ist unwahrscheinlich oder zumindest fraglich. Sie führen jedenfalls ein Experiment durch, dass den Menschheitstraum vom Teleportieren endlich möglich machen soll. Wäre doch toll, wenn wir in Windeseile an fremde Orte reisen könnten. Doch die Sache läuft schief. Es gibt eine Explosion und der Blumentopf, der gebeamt werden sollte, steht noch an Ort und Stelle. Als die drei Protagonisten sich sortiert haben, stellen sie fest, dass New York zwar noch New York, aber mit einem Mal völlig entvölkert ist. Kein Ton ist im Big Apple mehr zu hören, kein Mensch auf der Straße zu sehen. Als sie vor die Tür gehen, entdecken sie allerdings eine junge Frau, die bewusstlos ist. Wieso ist sie noch da?

Drei dicke Freunde

Das Adventure beginnt furios mit einem langen Intro, mit dem man wie in einem Kinofilm in die Geschichte eingeführt wird. Dort lernt ihr auch die drei Charaktere kennen, als da sind Rydec, Brian und Max, von denen ihr Rydec aus der

Nach der Explosion müssen die drei ungleichen Freunde erst mal Licht ins Dunkel bringen. Was lief schief?
Schulterperspektive durchs Abenteuer steuern werdet; die anderen stehen euch mit Rat und Tat zur Seite. Er ist der coolste der drei und spart nicht mit dummen Sprüchen, die von Andreas Fröhlich kommen, der deutschen Synchronstimme von Edward Norton. Man könnte die Drei als Nerds bezeichnen, wobei Brian am ehesten dem Klischee vom Computerheini entspricht. Er lebt in einer Welt aus Elektrodrähten, Lötkolben und Leiterplatten und konstruiert seltsame Maschinen, von denen nur er weiß, wie sie funktionieren.

Max ist eher der Typ Mann, der viel redet, aber eigentlich recht wenig macht. Er gibt ständig zum Besten, wie toll er doch sei und was er alle könne, was sich aber als heiße Luft entpuppt. Bezeichnend ist der Umgang mit der jungen Frau, die Beschützerinstinkte in den Dreien weckt. Aber nur Rydec ringt sich durch, tatsächlich etwas zu tun. Er sucht etwas, womit er die Frau trocknen kann, die durch den Regen pitschnass ist. Max hockt lieber auf dem Sofa und passt auf sie auf, obwohl eigentlich nichts passieren kann. Trotz seiner Faulheit ist Max irgendwie der Typ des liebenswerten Chaoten, der von Torsten Michaelis, Wesley Snipes deutscher Stimme, verkörpert wird. Später wacht noch die Frau auf, die Ulrike Störzenbacher spricht, die deutsche Stimme von Jennifer Aniston.

            

Etwas andere Rätsel

Die Rätsel werden etwas anders verlaufen als sonst, denn es gibt kein Inventar, in dem sich der Inhalt der letzten fünf Stunden stapelt. Das erfahrt ihr im witzig gemachten Tutorial, wo charmant 

Der Held erkundet seine Umgebung. Er hat allerdings seinen eigenen Kopf, so dass ihr ihn überreden müsst, etwas mitzunehmen. 
erklärt wird, was bei Sunrise alles nicht ganz normal ist. Es ist vielmehr so, dass ihr Rydec erst davon überzeugen müsst, was er mitnehmen soll. Es sammelt nicht einfach sklavisch alles ein, was ihm vor der Mauszeiger kommt. Ein Beispiel ist die Anfangsszene: Sobald klar ist, dass es ein Wärmestrahler richten soll, sammelt er die Sachen dafür ein, vorher nicht. Dann führt er die Aufgabe automatisch durch, wie gewünscht. Ihr müsst euch also noch mehr umschauen, um den richtigen Dreh rauszubekommen. Bei dem, was wir bislang sehen konnten, waren die Aufgaben lösbar, so dass keine Unmöglichkeiten verlangt wurden. Laufwege lassen sich abkürzen.

Das ist nicht das einzige Erfrischende bei den Rätseln, denn es wird auch mehrere Lösungsmöglichkeiten geben. Es ist immer ärgerlich, wenn man bei Adventures lange nach Dingen suchen muss, obwohl man längst etwas gefunden hat, das im echten Leben eigentlich auch gehen würde. Das soll hier nicht so sein: Ihr müsst also nicht den einen Lappen suchen, wenn ihr auch ein vergammeltes Handtuch oder ein altes T-Shirt stattdessen verwenden könnt. So lässt sich der heiße Scheinwerfer auch anfassen, ohne dass ihr den Lappen je gesehen hättet. Außerdem wird es ein eingebautes Hilfesystem geben, dass euch je nach Situation Lösungsvorschläge liefert.

Virtuelle Metropole

So neugierig Sunrise inhaltlich macht, optisch sollte man nicht zu viel erwarten, denn schließlich handelt es sich bei TML

Die Straßen sind wie leergefegt und alle Bewohner scheinen verschwunden. Hat das mit dem Experiment zu tun? 
Studios nur um eine kleines Team. Dies wird sich aber viel Mühe geben bei der 3D-Umsetzung von New York, so dass ihr auf ein Art von virtuellem Sightseeing gespannt sein dürft. 150 Orte soll es zu erkunden geben. Die Innenräume hinterließen schon in der angetesteten Betaversion einen sehr brauchbaren Eindruck, der insbesondere durch den gelungenen Einsatz von Licht und Schatten seine Wirkung entfalten wird. An den angestrebten Fotorealismus dürfte das Endprodukt dennoch nicht ganz ran kommen, aber das muss ja auch gar nicht sein, da auch künstliche wirkende Welten ihren Reiz haben.

So professionell die umfangreiche Sprachausgabe klingt, leidet sie doch darunter, dass es keine lippensynchronen Bewegungen gibt. Natürlich kann man von einem kleinen Studio nicht erwarten, dass es so etwas abliefert, aber es fällt schon unangenehm auf. Gerade wenn Rydec in einer Sequenz viel erzählt, wird dies deutlich. Das gilt auch für manche Bewegungen der Charaktere, die unnatürlich wirken. Hier hätte man vielleicht häufiger auf die schonungslos Fehler aufzeigenden Nahaufnahmen verzichten sollen.

 

Ausblick

Unser Verdacht erhärtet sich: Das von TML Studios für Januar angekündigte Sunrise wird aller Voraussicht nach der Geheimtipp, den wir schon in den First Facts vermuteten. Das 3D-Abenteuer im Big Apple lässt sich gut an, wobei insbesondere die Science-Fiction-mäßige Story neugierig auf mehr macht. Was lief mit dem mysteriösen Experiment der drei coolen Protagonisten schief? Wo sind all die Leute hin? Wer ist die Frau, die vor der Tür lag? Wieso geht die Sonne nicht mehr auf? Schön, dass auch mal jemand einer anderen Ansatz bei den Rätseln versucht und dass es mehrere Lösungswege geben wird. Endlich werdet ihr mal Sachen einsetzen können, die euch selbst aufgefallen sind und nicht nur dem einzigen Weg folgen, den die Macher vorgesehen haben. Ihr erlebt das Adventure wie einen interaktiven Film, was sich auch in den auf witzig getrimmten Dialogen widerspiegeln, die mit bekannten deutschen Sprechern vertont wurden. Wir sind schon gespannt aufs fertige Spiel.

Ersteindruck: gut

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