Grandia 205.02.2002,
Grandia 2

Vorschau:

Endlich mal ein aktuelles Konsolen-Rollenspiel für den PC! Das schon mal als erster Eindruck der englischen Beta-Preview-Version von Grandia II, die uns Ubi Soft zur Verfügung gestellt hat. All Ihr PC-Besitzer, die Ihr Euch immer schon gefragt habt, warum überhaupt so ein Hype um japanische Rollenspiele entstanden ist (zumindest seitdem Final Fantasy VII und VIII auch in Europa auf dem PC erschienen sind) erhaltet jetzt eine aktuelle Antwort, der man deutlich ansehen kann, dass ihre Ursprungskonsole nicht die PlayStation mit ihrer begrenzten Grafik war.

Japanische Grafik-Pracht auf dem PC

Denn die zweite Folge der Grandia-Reihe von Game Arts kommt direkt von Segas Dreamcast auf den PC, und dankt dies mit skalierbaren Auflösungen von 640x380 in 16 Bit bis zu 1024x768 in True Color OHNE Pal-Balken. Ein wahres Farben- und Detailfeuerwerk dürfte Rollenspieler, die nur an Baldur´s Gate & Co. gewöhnt sind, eine gewisse Gewöhnungsphase abverlangen, dafür ist aber auch die gesamte Welt in 3D: mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Es wird hier nämlich nicht einfach Szenerie ausgeblendet, wenn die Charaktere von irgendetwas verdeckt sind - stattdessen müsst Ihr per Joypad (leider in der Beta noch nicht unterstützt) oder Keyboard immer schön die Sicht manövrieren, so dass Ihr alle Goodies auf dem Bildschirm findet, und auch die im Feld sichtbaren Gegner. Erfreulicherweise könnt Ihr die Keyboard-Bedienung Euren Vorlieben anpassen, falls Ihr Euch den Kauf eines PC-Gamepads ersparen wollt.

Die Qual der Wahl: ein "goldener Hammer" oder doch ein "Tenseiken Slash"?

Die im Feld sichtbaren Gegner waren schon immer ein Schmankerl der Grandia-Serie, und werden von den Entwicklern auch durchaus für taktisch überlegten Kampf genutzt: Erwischt Euer Anführer eines der Monster in zweiter Reihe, dann habt Ihr die Initiative auf dem dreidimensionalen Kampffeld; passiert es umgekehrt, können die Monster zuerst zuschlagen. Aber auch dann haben Eure Helden noch Chancen, falls Ihre Grundgeschwindigkeit um einiges höher liegt, als die der Monster. Davon hängt ab, wie schnell Ihr mit einem Konter die Attacke eines Feindes verpuffen lasst, oder ob Ihr Euch sogar einen heftigeren, aber langsameren Kombo-Angriff (oder Zauber, oder Special Move) leisten könnt. Zur Auswahl Eurer Optionen habt Ihr aber soviel Zeit wie Ihr möchtet - erst wenn alle Eingaben bestätigt sind, könnt Ihr sehen, ob Eure Taktik Erfolg hatte oder abgeblockt wurde.

3D hui, Bitmaps pfui!

Sind die einzelnen Texturen der Charaktere am PC enorm detailliert (wer Millenias eindrucksvolle Büste zum ersten Mal sieht, weiß erst am PC den vollen Eindruck zu schätzen *grinst*), so wirken viele der Dungeontexturen relativ eintönig, wenn man sie aus der Nähe sieht. Auch bei den Zaubersprüchen ist das Bild gespalten: Effekte, die ausschließlich aus Polygonen zusammengesetzt worden sind, sehen genauso strahlend und eindrucksvoll aus wie am Fernseher: Aber Bitmap-Effekte, wie die Millenias "Dark Wings"-Zauber (ein Anime-MPEG-Film, der auf das Kampffeld projiziert wird) oder der "Schlaf"-Zauber (siehe Screenshot) wirken ausgesprochen grob und verschwommen - gleiches gilt für die ganzen Menü-Symbole. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Intro-Film zu Grandia II auf dem PC-Bildschirm auch keinen so tollen Eindruck macht, wie am Fernseher. Vielleicht wird Ubi Soft diese Makel ja noch beheben.

Die Story selbst wird hauptsächlich mit In-Game-Grafik-Sequenzen weitergeführt, wobei die Charaktere auch auf dem PC trotz toller Texturen keinen Mund bekommen haben - außer Blinzeln werden alle Emotionen von den kleinen Anime-Grafiken über den Text-Dialogen ausgedrückt. Die Gestik wird dabei zwar durchaus genutzt, wirkt aber oft puppenhaft (vor allem, wenn Ryudo gerade eine Aktion ausgeführt hat und dann wie angewachsen in dieser Bewegung erstarrt - ohne sichtbare Atmung oder Gewichtsverlagerung à la Final Fantasy X oder Skies of Arcadia ). Besonders wichtige Szenen sind komplett mit (englischer) Sprachausgabe unterlegt, ansonsten bleibt der Sound auf stimmige Effekte und angenehme, aber unauffällige Musik beschränkt.

Rette die Welt! ... aber vor wem eigentlich...

Wie von japanischen Rollenspielen gewohnt, beginnt die Story um den zynischen Söldner Ryudo und seinen sarkastischen Falken-Sidekick Skye mit einem alltäglichen Auftrag, der leider schief geht - und bevor er und seine neue Gefährtin Sanges-Priesterin Elena es sich versehen, stecken sie in einer weitläufigen Saga, deren Wurzeln sich nicht nur in die persönliche Vergangenheit der einzelnen Charaktere sondern in die graue Vorzeit der Welt erstrecken. Dem Spieler wird das alles erfreulicherweise in gut verdaulichen Häppchen und dramatischen Szenen und Dialogen vermittelt, die - typisch japanisch - jederzeit durch Situationskomik unterbrochen werden können.

Welches Grüpperl hätten´s denn gerne?

Ansonsten zieht sich die Story auf der Weltkarte ziemlich linear, da immer nur bestimmte Gegenden zugänglich sind und auch auf dem PC nur an den Speicher-Kristallen gespeichert werden kann. Nicht-Konsolenbesitzer müssen sich aber keine allzu großen Sorgen machen, denn es ist ebenfalls typisch für Konsolen-Rollenspiele der aktuellen Generation, dass man innerhalb des Spiels ein passendes Tutorial für alle wichtigen Features bekommt, immer in kleinen Happen. Vom grundsätzlichen Kampf über das Aufrüsten der Figuren mit Hilfe von magischen Eiern und Lehrbüchern, bis zum Erlernen von Special Moves und der Verwendung all dieser Features gibt es Informationen, die es Euch erlauben in Grandia II Eure Gruppe so zu basteln, wie Ihr es wollt. Ob alle starke Kämpfer werden oder als mächtige Zauberer durch die Welt laufen liegt allein bei Euch.

Die Qualität des Puddings zeigt sich beim Essen

Momentan hat Grandia II sowohl unter Windows 2000 als auch unter Windows 98 noch häufiger Framedrops oder Slowdowns im Spiel, die das Manövrieren (vor allem im Kampf) ziemlich erschweren können - oder es fehlen Film-Sequenzen, die das Spiel illustrieren. Schade ist auch, dass die PC-Spieler nicht in den Genuss der Zusatz-FMVs kommen werden, mit denen die PlayStation 2-Version wirbt.

Ich würde jedem Interessierten empfehlen, sich - sobald das Spiel es auch wirklich unterstützt - ein Gamepad zu besorgen, denn nur dann sind Gegner und Goodies bei gleichzeitigem Laufen und Drehen der Szenerie wirklich gut und schnell zu erkennen. Trotzdem ist Grandia II selbst in diesem frühen Stadium auf dem PC die beste (und einzige) Wahl eines aktuellen Anime-Rollenspiels mit gleichguter Grafik, Story und Gameplay.

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Alle Screenshots aus der aktuellen Version findet Ihr hier .

Ausblick

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