WorldShift10.03.2008, Bodo Naser
WorldShift

Vorschau:

Die Macher von WorldShift (ab 1,95€ bei kaufen) haben sich eine Menge vorgenommen: Es soll nicht weniger als ein neues Echtzeit-Strategiespiel werden, das gleich das Genre umkrempelt. Komplett mit spannender Cyberpunk-Geschichte und ausgefeiltem Online-Modus. Wir konnten jetzt die Betaversion aus dem Hause Black Inc. antesten. Von Revolution war da allerdings noch kaum was zu sehen.

Realität prallt auf Wunsch

Wenn Entwickler von ihrem neuesten Spiel schwärmen, ist meist verschärfte Vorsicht angebracht. Sie versprechen einem das Blaue vom Himmel, um ihr Projekt im besten Licht darzustellen. Da steckt oft keine böse Absicht dahinter, denn

Solch schmissige Screenshots sollen den Eindruck eines neuartigen Spiels transportieren. Das einfallslose Spielprinzip spiegeln sie nicht wider. 
schließlich haben sie viel Zeit und Geld investiert. Und Klappern gehört auch zum Handwerk, denn ohne Marketing geht heutzutage gar nix. Zu viel Geklapper ist freilich auch gefährlich, da es völlig falsche Erwartungen weckt, die im Leben nie zu erfüllen sind. Was hat uns ein wie Visionär Peter Molyneux nicht alles schon angekündigt? Viel. Und was davon eingehalten?  

Die Ernüchterung folgt meist auf den Fuß, wenn man das noch unfertige Spiel dann mal selbst anspielen darf. Dann merkt man schnell, dass es sich halt doch nur um ein Spiel handelt wie viele andere und nicht um die verkündete Offenbarung. Muss es immer die Revolution sein? Wer weiß denn schon, ob all die tollen Spiele, auf die wir sehnsüchtig warten, sich nicht auch als reine Luftnummern entpuppen. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Revolutionen sind auch gar nicht so toll, fressen irgendwann ihre Kinder und enden meistens nur im Chaos. Auch ein konservatives Spiel mit solidem Inneren kann ja ganz nett sein.

Drei Kriegsparteien

Was hätte WorldShift alles sein wollen. Allen voran ein neuartiges Echtzeit-Strategiespiel mit drei Völkern, das sich in erster Linie auf den Online-Modus konzentriert. Daher werden die Hand voll Offlineschlachten auch dem Training dienen, um die

Menschen und Tribes stehen fest, nur die Aliens sind noch ein Rätsel. So ähnlich sollen sie aussehen.
eigene Armee mit dem Grundlegenden auszustatten. Menschen und Tribes sind zumindest in Teilen fertig, von den Aliens war in der Betaversion noch nichts groß zu sehen. Die entwickelten Erdlinge werden sich eher auf Technologie konzentrieren, während die primitiven Stämme natürlich auf Magie setzen. Bei den Menschen werden daher wüste Kampfmaschinen in die Schlacht geschickt, während die Tribes die wilden Tiere heulen lassen.

Dass sich Technik und Magie fetzen können, das ist uns ja aus dem Bereich Fantasy bekannt - man denke nur an Saruman gegen die Ents. Hier kann man auch gut einen Gegensatz festmachen, der sich in Einheiten, Offizieren und Artefakte niederschlägt. Wie aber die Aliens dort reinpassen sollen, ist derzeit noch ziemlich schleierhaft. Denn eigentlich sind es doch die Menschen, die nach dem Einschlag des Meteors "Shard Zero" wieder an Einfluss gewinnen. Die Tribes sind einfach die Leute, die noch an den alten Plätzen der Magie leben. Sollten die Aliens etwa die Urheber der globalen Katastrophe sein? Leider ist auch die Hintergrundstory bislang allenfalls in Ansätzen zu erkennen.

Metzeln wie eh und je

Irgendwer kämpft natürlich gegen irgendwen, wobei die Streitigkeiten auch innerhalb der jeweiligen Klans ausgetragen werden. Die Gefechte sollen so ablaufen, dass sie mehr von der

Ballern in der grünen Hölle. Auch in der Beta war nicht viel mehr geboten, schon gar keine anspruchsvollen Kämpfe. 
Taktik geprägt sind als von der puren Masse an Kämpfern. Eine wichtige Aufgabe sollen dabei die Anführer spielen, die gute Kämpfer sind aber auch besondere Fähigkeiten in die Gefechte einbringen, die schon mal entscheidend sein können. Nicht unpraktisch, wenn der Offizier sich oder andere heilen kann. Manche Anführer versetzten Feinde gar in Panik, beschießen sie mit Feuer oder frieren sie per Eisstrahl ein. Das ist gar nicht so einfach, denn ihr müsst im Eifer des Gefechts die Ruhe für solche Aktionen bewahren. Auch die Artefakte verstärken die Kampfwerte der eigenen Einheiten, indem diese sie etwa widerstandsfähiger oder besser im Kampf machen.

Neu ist das alles freilich nicht, da es so schon in vielen Echtzeit-Strategiespielen zu sehen war. Bislang metzelt ihr euch in der Beta durch die unterschiedlichen 3D-Landschaften, wobei Taktik kaum eine Rolle spielt. Gerade einmal wenn ihr im grünen Dschungel mit den hünenhaften Bäumen überlegenen Feindkräften ausweicht, handelt ihr taktisch. Ansonsten stupides Geklicke auf den Feind, wobei ihr den Einheiten sogar noch sagen müsst, auf wenn sie ballern sollen, damit sie konzentriert treffen. Truppenverstärkungen werden nicht gebaut, ihr bekommt sie gestellt oder müsst sie einsammeln, wenn das Drehbuch es so will. Zu verteidigen sind die Xenolith-Vorkommen, der einzige Rohstoff in WorldShift. Die Stämme brauchen ihn wiederum für ihre Zauber.

                 

Online für alle

WorldShift will in erster Linie ein Multiplayer-Spiel sein, die Kampagne wird daher allenfalls zur Einführung ins simple Spielprinzip dienen. Der Mehrspieler per Internet möchte insbesondere ständige Verfügbarkeit garantieren. Egal wo, an welchem Tag und egal zu welcher Uhrzeit. Gerade das ist freilich ein riesiges Problem, wenn sich nicht genug Leute dafür begeistern lassen. Nicht wenige Onlinespiele sind schon mangels Mitspieler eingestellt worden. Ob es Black Inc. (wo RTL dahinter steckt) gelingt, eine Community anzulocken, die groß genug ist, ist fraglich, wenn das Spiel nicht viel Neues oder Aufregendes bringt.

Die Online-Modi sind allesamt hausbacken, neben Deathmatch wird es auch die Möglichkeit zum kooperativen Vorgehen geben. Der ganze Onlinebereich soll leicht zugänglich sein, weshalb es nicht viele Einstellungen braucht, um an einem Match

Äußerlich betrachtet könnte das Spiel durchaus ein Schmuckstück werden, wie die verschiedenen Umgebungen nahelegen. 
 teilnehmen zu können. Einfach Zufallsmatch gegen Zufallsgegner gedrückt und schon geht's los. Für gewonnene Schlachten gibt es Belohungen, die eurer Armee immer mehr Möglichkeiten bringen. Neben dem Internet wird auch noch die Möglichkeit geben, das Spiel übers LAN zu spielen. Leider sind gerade die interessanten Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem Items und dem Xenolith derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.

Üppige Grafik

Auch wenn es noch viele unschöne Platzhalter gibt, hinterlässt das Echtzeit-Strategiespiel der Black Sea Games rein äußerlich betrachtet noch den besten Eindruck. Die 3D-Grafik ist modern, der Grad an vergleichsweise Details hoch und die Animationen gefällig. Wenn die Fetzten fliegen, dann ist das auch zu sehen. Die Landschaften sind sehr unterschiedlich: Es gibt grüne Wälder, rote Lavaseen oder auch verseuchte Gebiete. Überall entdeckt ihr Hinterlassenschaften der alten Zivilisation wie Scherben, Ruinen oder Rosthaufen, die fürs Spiel so wichtige Items waren aber kaum zu erblicken. Auch die deutsche Sprachausgabe hört sich bereits professionell an, da aus dem TV bekannte Stimmen zu hören. Einzig der Schuss der Infanterie-Trooper klingt bislang eher popelig.

   

Ausblick

Wenn WorldShift wirklich noch einen Quantensprung einleiten möchte, dann muss es bis zum Release im April 2008 noch eine Menge zulegen. Derzeit präsentiert es sich als gewöhnliches Echtzeit-Strategiespiel, dem es an Innovationen fehlt. Ob Fantasy, Science-Fiction und Technik doch noch eine harmonische Ehe eingehen, hängt in erster Linie von der Hintergrundstory ab. Gerade von der ist in der Beta kaum was zu erhaschen, was auch durch die fehlende Kampagne nicht gerade begünstigt wird. Wie soll eine durchgehende Geschichte sonst transportiert werden? Spielerisch dürfte es im Grunde nicht mehr bieten als all die Konkurrenten. Je nach Volk habt ihr eine Anzahl bestimmter Einheiten, die ihr samt Anführer in die Schlacht schickt. Der Offizier gibt Schützenhilfe in Form von speziellen Zaubern, Angriffen oder Techniken. Nach der Schlacht bekommt ihr Belohnungen in Form von Items, Relikten und Rohstoffen, die ihr im nächsten Match einsetzen könnt, was in der Beta nur eingeschränkt möglich war. Der Online-Modus ist leicht zugänglich, aber auch hier wird nichts geboten, das man nicht so oder so ähnlich schon woanders gesehen hat. Bisher riecht es jedenfalls nicht nach der angekündigten Revolution.

Ersteindruck: befriedigend

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