S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky05.06.2008, Jörg Luibl
S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky

Vorschau:

Bei der EM sind sie zwar nicht dabei, aber dafür spielen die Ukrainer in der europäischen Liga der Spielentwicklung ganz oben mit: S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl konnte aufgrund der gelungenen Mischung aus Shooter und Rollenspiel im März 2007 unseren Gold-Award erobern. Am 29. August will euch das Team von GSC Game World mit der Vorgeschichte erneut in die verstrahlten Zonen locken.

Ein Team in der Marsch

Die Ruine einer Kirche lockt in der Ferne, während Krähen ihre Kreise in der Luft ziehen - auch in der Endzeitwelt gibt es idyllische Momente.
Vor mir schleicht sich eine kleine Truppe von vier Mann durchs hüfthohe Gras. An einer kleinen Ruine gehen sie in Deckung, schauen sich um und laden ihre Kalashnikovs - sieht richtig gut aus. Schade nur, dass ich dieser Kampfgruppe, die mir eigentlich als Teil meines Auftrags folgt, keine taktischen Befehle geben kann! Sie agieren selbstständig, suchen sich klug Schutz, lassen sich aber lediglich von einem Angriffsbefehl direkt leiten.

Ich gehe also geduckt durch mannshohes Gras hinterher. Irgendwo grunzt ein Tier. Vermutlich ein mutiertes Wildschwein. Besser ich öffne mein PDA, um mir die Karte anzeigen zu lassen: Feinde laufen als rot markierte Punkte etwa 1500 Meter südwestlich von mir rum, da ist mein Zielort, da muss ich hin. Warum werden die Viecher ein paar Meter vor mir nicht angezeigt? Egal. Und warum laufen die Jungs nicht weiter? Ach so: Ich muss erst selbst diese Mutantenvierbeiner besiegen...dafür kann ich später beobachten, wie sie bei der Erstürmung des Hauses durchaus militärisch geschickt agieren und gezielt höhere Positionen einnehmen. 

Was geht ab in der Zone?

 

Grafisch kann sich Clear Sky sehen lassen: Hier das DirectX 10-Video mit ansehnlichen Lichteffekten.Ein Jahr vor den Ereignissen des Hauptspiels stromert ihr in der Rolle des Söldners Skar erneut durch viele bekannte, aber auch fünf neue Gebiete. Eines davon ist die Marsch, die ihr gleich zu Beginn erkunden könnt - und die hat es sowohl grafisch als auch größentechnisch in sich. Oleg Yavorsky, PR-Chef der Ukrainer,  spricht stolz von "sechs Millionen Polygonen"; das seien drei mal so viel wie zuvor. Egal ob die Arithmetik stimmt: Es sieht tatsächlich richtig gut aus!

Bei fließendem Tag- und Nachtwechsel marschiert ihr mal durch die pralle Sonne, genießt die authentisch mitlaufenden Schatten oder prasselnden Regen, erkennt bei enormer Weitsicht zahlreiche Ruinen, Höfe und Hügel. Die Spielwelt wirkt gerade unter DirectX 10 unheimlich authentisch und detailliert. Spätestens, wenn sich der Himmel nach einer atomaren Erschütterung plötzlich blutrot färbt, wird man von der postnuklearen Atmosphäre

Egal ob Texturen, Animationen oder Mimik: Die ukrainischen Entwickler haben das Spiel deutlich gegenüber dem Vorgänger aufgewertet.
eingefangen, die wie schon im Vorgänger durch Lagerfeueridylle und Gitarrenständchen aufgelockert wird. . Von diesen Explosionen, die euch dazu zwingen, schnell einen Unterschlupf zu finden, soll es immer wieder welche geben.

Standalone-Prequel

Man erlebt die Ereignisse aus einer anderen Perspektive und spielt quasi gegen Strelok, die mysteriöse Figur des Vorgängers. Der unternahm bekanntlich viele Reisen in das Zentrum der verbotenen Zone. Und eure Start-Fraktion, die Namen gebenden Clear Sky-Wissenschaftler, vermuten angesichts der vielen Explosionen, dass jemand in die Zone eingedrungen ist und das Ende der Welt herbei experimentieren könnte. Um das zu bestätigen, müsst ihr selbst in die Zone. Warum gerade ihr? Was zeichnet diesen Skar aus? Ihr wurdet nach einer schweren Explosion gefunden und habt zur Verwunderung der Wissenschaftler überlebt. Außerdem scheint euer Nervensystem ein besonderes zu sein, denn ihr widersteht den Gefahren der Strahlung besser als normale Menschen.

          

Fünf Fraktionen

Während euer Detektor rattert und euch an die Position des Artfeaktes heran bringt, sichert ihr die Gegend mit vorgehaltener Pistole. Diesmal gibt es auch Upgrades für Lauf und Magazin.
Die größte Neuerung betrifft das politische Machtgefüge in der Spielwelt: Fünf Fraktionen kämpfen um die Vorherrschaft - und ihr könnt euch aussuchen, welche Partei ihr unterstützt. Erledigt ihr einen Auftrag erfolgreich, zeigt euch eine Leiste sofort an, wie sich das Verhältnis zu Gunsten einer Seite verschiebt. Und wenn eine Fraktion dominiert, wird sich das spürbar auswirken: Die Söldner sind nicht nur besser ausgerüstet, es gibt auch mehr herum stromernde Squads und die Rohstoffe der Partei wachsen an. Kleine Minispiele sollen den Lageralltag auflockern: Bei den Banditen wird um die Wette auf Vögel geschossen, woanders gibt es neben Arenen auch Schießanlagen.

Artefaktsuche mal anders

An vielen Stellen wird euer Suchgerät rattern - das bedeutet: Irgendwo muss ein Artefakt sein! Im Gegensatz zum Vorgänger wird die Suche danach deutlich interessanter gestaltet. Erstens seht ihr es nicht auf Anhieb, denn es ist nahezu unsichtbar. Zweitens müsst ihr euch durch eine Art Labyrinth an minenähnlichen Anomalien schleichen und immer wieder

Fünf Fraktionen kämpfen um die Macht - und ihr könnt euch aussuchen, welcher gruppierung ihr euch anschließt. Zu Beginn seid ihr für die Wissenschaftler der Clear Sky-Fraktion unterwegs.
Schrauben auf den gefährlichen Boden werfen, um sicher an s Ziel zu kommen. Erst wenn euer Suchgerät wie wild rattert, seid ihr richtig und müsst das wie ein Irrwisch zuckende Artefakt auch noch einfangen.

Ein Kritikpunkt am Vorgänger betraf die weiten Laufwege. Es wird zwar auch diesmal keine Fahrzeuge geben, aber dafür leiten euch Guides sehr schnell an bekannte Orte: Einfach ansprechen und schon ist man an seinem Zielort. Ob die Jungs sich die Führung was kosten lassen werden und ob man die Zielgebiete erst über Quests oder Gespräche in Erfahrung bringen muss, ist noch offen. Allerdings soll es auch Anomalien geben, die wie Teleporter wirken - nur wird der Ankunftsort dabei zufällig bestimmt.

GSC verspricht nicht nur mehr Waffenupgrades für Griff, Lauf & Co, mehr bizarre Anomalien und deutlich mehr Nebenquests von der Turmeroberung über die Eskorte bis hin zur Stürmung, sondern auch offenere Dialoge. Aber davon konnten wir uns aufgrund der russischen Fassung genau so wenig ein Bild machen wie von der Entwicklung, Regie und Dramaturgie der Story, die trotz freier Fraktionswahl auf ein festes Ende hinauslaufen soll. Im Multiplayerbereich wird es bis auf einen Modus wenig Überraschungen geben: In "Capture the Artifact" kämpfen bis zu 32 Spieler online um die wertvollen Gegenstände.

     

Ausblick

Sieht gut aus, macht Lust auf mehr - trotzdem: schade! Warum hat man sich bei der Gruppentaktik so zurückgehalten? Warum kann ich keine Befehle wie Umzingeln, Deckung suchen oder Rückzug geben? Das hätte dieses Spiel im Actionbereich deutlicher vom schlichten Add-On-Geruch befreien können. Trotzdem freue ich mich auf die Vorgeschichte zur postnuklearen Katastrophe, denn das Team von GSC Game World entführt mich in eine unheimlich ansehnliche Endzeitwelt, die mit ihren bizarren Anomalien und dem politischen Machtgefüge, das ich direkt beeinflussen kann, sehr reizvoll ist. S.T.A.L.K.E.R. hat mich damals deshalb so gut unterhalten, weil es mir neben dem frischen Schauplatz viele interessante Erfahrungen bescherte: Erkundung einer offenen Spielwelt, Survival-Horror im Untergrund, dazu Shooter-Action und Rollenspiel-Elemente. Ich bin gespannt, ob das technisch eindrucksvolle Prequel letztlich nicht nur mit DirectX 10-Effekten protzen, sondern auch an diese inhaltlichen Reize anknüpfen kann.


Ersteindruck: gut

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