Lost Empire: Immortals04.02.2008, Bodo Naser
Lost Empire: Immortals

Vorschau:

Spätestens seit dem beeindruckenden Galactic Civilization 2 sind Weltraum-Strategiespiele wieder en vogue. Es macht einfach Spaß, nicht nur einen einzelnen Planeten zu verwalten, sondern gleich ein ganzes interstellares Reich zu schmieden. In diese vielversprechende Kerbe will auch Lost Empire Immortals schlagen, das im März bei den Rundenexperten von Paradox erscheint.

Im Vorfeld abgestürzt

Selten ist es gut, wenn "na ja" alles ist, was einem zu einem Spiel einfällt, nachdem man es ein paar Stunden erlebt hat. Zumal, wenn es sich noch um ein umfangreiches Strategiespiel wie Lost Empire Immortals handelt, das sich eigentlich recht

Sechs Völker sollt ihr sein! Neben jeder Menge spaciger Aliens könnt ihr auch die Erdlinge nehmen.
vielversprechend anhört. Aber genau dieser recht nichtssagende Eindruck drängt sich mir auf, wenn ich zum ersten Mal dessen Betaversion spiele. Insbesondere wenn man die Science-Fiction-Stimmung, Komplexität und den hintergründigen Spielwitz eines Galactic Civ 2 erwartet. Auch Produzent Paradox Interactive lässt eigentlich auf ein hochwertiges Strategiespiel im Stil von Hearts of Iron oder Europa Universalis 3 schließen.

Doch weit gefehlt. Obwohl ihr wie gewohnt eine von sechs Rassen auswählen könnt, zu denen neben Aliens auch die Menschen gehören, dürfte das Regieren rasch keinen Spaß mehr machen. Zwar gibt es auch hier Spezialitäten der Völker wie schnellere Forschung und ihr könnt die Größe des Universums festlegen, aber die Möglichkeiten sind recht begrenzt. Nicht viel zu tun für den interstellaren Präsidenten, denn spielerisch dürfte es wenig mehr als das Übliche bieten: Schiffe konstruieren, Kolonien gründen, Forschung betreiben, Politik und Diplomatie. Bislang macht alles eher einen holzschnittartigen Eindruck, ohne groß ausgefeilt zu sein. In etwa so wie man es von einem kostenlosen Fanspiel aus dem Internet erwarten würde.

Sparversion

Von der Stimmung her vermag Lost Empire bislang leider kaum zu punkten, denn alles wirkt irgendwie billig: Die piepsige Musik, die Standardmenüs und die pixelige Grafik, die an eine Sparversion von Galactic Civ erinnert. Die Darstellung des

Bis auf Übersichtlichkeit biete die Weltallkarte wenig. Ihr klickt gleich ganze Systeme an und nicht nur Planeten.
Weltalls geht allenfalls als zweckmäßig durch, vom Hocker wird sie niemand reißen. Allerdings ist zweckmäßig auch nur die halbe Wahrheit, da es öfters Mühe macht, die Schiffe und Sterne anzuklicken. Solche Bedienungsfehler sollten zumindest bis zum Release behoben sein. Bislang wird leider auch noch keine durchgehende Geschichte erzählt, die für Spannung und Abwechslung sorgen könnte. Etwa wie euer Volk vom Planet zum Sonnensystem gelangt ist.

Freilich gibt die Betaversion nicht den endgültigen Zustand wieder, aber sie vermittelt doch einen ersten Eindruck, der nicht sehr positiv ausfällt. Alles wirkt derart gewöhnlich, dass keine Freunde aufkommen will. Natürlich gibt es auch ein paar Funktionen, die vielleicht interessant werden könnten, denn ihr kontrolliert ganze Sonnenssysteme und nicht einzelne Planeten. Das Management wirkt auch insgesamt flotter als bei der Konkurrenz, aber gleichzeitig auch oberflächlicher.

Aufbau ohne Flair

Die Erkundung des Weltraums ist leider auch nicht interessanter, obwohl das doch normalerweise spannend ist.

Die Forschungsoptionen werden begrenzter sein als bei GalCiv 2, dafür geht die Erforschung schneller.
Üblicherweise will man bei derartigen Spielen wissen, wie es dort hinten auf der Karte weitergeht und ob es dort noch gute Planeten hat. Anders hier: Da ihr schon vor Anfang recht weit seht, kommt wenig Entdeckerdrang auf. Schon in der dritten Runde habt ihr ein weiteres Sonnensystem kolonisiert, weshalb rascher Gähnattacken aufkommen als gewünscht. Bislang ist noch alles viel zu einfach  und leider ohne große Herausforderung, was allenfalls für Einsteiger vielleicht das Richtige sein könnte

Auch das Regieren, das in Runden eingeteilt ist, verläuft wenig prickelnd. Zwar ist das Spiel bemüht, große Zusammenhänge abzubilden, das gelingt aber kaum. Diplomatie mit den Außerirdischen wird möglich sein, es ist aber fraglich, ob sie mehr bieten wird als das Übliche. In der Betaversion traf man noch nicht auf Aliens. Es wird auch weit weniger Forschungsoption umfassen wie Galactic Civilization 2, die Entwicklung dauert aber nicht so lange. Beim Bau von Raumschiffen werdet immerhin die Priorität einstellen können, mit der sie konstruiert werden soll.

        

Ausblick

Wenn Lost Empire Immortals nicht noch ein paar gehörige Schippen in Sachen Spieltiefe, Präsentation und Atmosphäre drauflegt, dann sehe ich schwarz für das rundenbasierte Weltraum-Strategiespiel. Die Macher versuchen eine Art abgespeckte Galactic Civilization-Version für Einsteiger abzuliefern, was reichlich schief zu gehen droht. Leider haben sie bislang völlig außer Acht gelassen, dass ein Spiel bei allem Komfort auch noch Spaß machen muss, was Lost Empire bisher nicht zu erfüllen scheint. Er wirkt alles recht oberflächlich, dünn erzählt und ohne große Herausforderung, was besonders verwundert, da man es von Paradox Interactive eigentlich anders erwartet. Es besteht also reichlich Nachbesserungsbedarf bis zur endgültigen Fassung.

Ersteindruck: ausreichend


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