Imperium Romanum17.01.2008, Bodo Naser
Imperium Romanum

Vorschau:

Die Römer weckten im Sommer 2006 falsche Erwartungen, da jeder dachte, es handele sich um ein antikes Die Siedler. Mit den wuseligen Gesellen hatte der Städtebau allerdings wenig zu tun und letztlich erwies er sich als recht einfallslos. Jetzt wagt sich Kalypso an einen zweiten Teil, der im Februar 2008 auf Deutsch erscheinen soll und den Titel Imperium Romanum (ab 7,98€ bei kaufen) trägt. Wird's diesmal besser?

Virtueller Kolonieverwalter

Genau genommen war das Imperium ursprünglich nur der Bereich eines Beamten (Magistrat) im alten Rom, für den er verantwortlich war. Insbesondere der militärische Oberbefehl wurde so bezeichnet, aber längst ist der Begriff auch zum

Ein schmuckes Städtchen, das vor allem eines braucht, um richtig zu gedeihen - eine ordnende Hand.   
 Synonym für das Reich als großes Ganzes geworden; Cicero sprach erstmals vom römischen Imperium. Im Spiel von Haemimont Games geht es um die Verwaltung eines Reichsteiles. Der Arbeitstitel Civitas ist da schon genauer, da er eine mittelgroße römische Siedlung bezeichnet, um die ihr euch sorgt und von denen es auch im römisch besetzten Teil Germaniens einige gab.

Ein Stück weit erweckt also auch der neue Titel wieder falsche Hoffnungen. Wer an ein raumübergreifendes Strategiespiel im Stil von Rome: Total War denkt, bei dem es auch ums Ganze geht, ist auf dem Holzweg. Auf einer schönen Römerstraße befindet sich hingegen, wer an eine Stadt im Reich inklusive Umland denkt, wie ihr das vielleicht noch aus Caesar kennt. Ihr werdet der Verwalter dieser Stadt sein, der sich einmal mehr um alle Probleme einer Siedlung kümmern muss. Allen voran der Wohnen, Vorsorgung, Sicherheit, Handel und Unterhaltung, aber auch die Finanzen sind nicht außer Acht zu lassen. Denn ohne Geld geht bekanntlich gar nichts - das war auch in der Antike schon nicht anders.

Tanz auf dem Vulkan

Neben einem zivilen und militärischen Tutorial wird Imperium Romanum verschiedene Spielmodi umfassen: Ihr spielt einen virtuellen Statthalter, der in fernen Regionen des Reiches Städte quasi aus dem Boden stampft. Es wird Siedlungen im Wald, am Meer oder in der Wüste geben, die alle ihre Eigenheiten haben. So schließen sich euch in Gallien Stämme und Dörfer an, die auch zu Rom gehören wollen. Ihr werdet euch aber auch als Stadtplaner Roms betätigen können, der die Probleme der Tibermetropole im Laufe der Jahrhunderte lösen muss. Natürlich werden weitere bekannte Römerstädte mit von der Partie sein, wie etwa Pompeji, das ihr vor dem Ausbruch des Vesuvs zur Blüte bringen sollt.

Obwohl ihr natürlich auch ohne große Vorgaben Städte errichten könnt, werden die Szenarien in der Regel mit Aufgaben angereichert sein, die es zu meistern gibt. Am Anfang noch einfach, wie dass ihr eine Bäckerei oder Metzgerei eröffnet, die zuvor abbrannte. Dann wird es immer komplexer und ihr müsst immer größere Ziele erreichen, um weiterzukommen. Oft müsst ihr einer bestimmte Anzahl Bürger haben oder eine Reihe von Villen. Ganz witzig ist, dass ihr dazu archaisch anmutende Steinplatten herunterklappen müsst, auf denen die Ziele stehen und die auch Hinkelsteinlieferant Obelix bestimmt gefallen würden.

Vieles wie gehabt

Erreicht ihr die Ziele, wird euch das auch Vorteile bringen, weil ihr dafür Belohnungen erhaltet. Ihr könnt dann ein paar Freigebäude errichten, die ausnahmsweise keine Denarii kosten. Ansonsten wird sich das Spiel eher konservativ geben,

Die zusätzlichen Aufgaben motivieren schon mal ziemlich. Wer sie artig erfüllt, der bekommt auch eine Belohnung.
denn alles ist schon mal so oder so ähnlich da gewesen: Die schmucken Bauten, die Versorgung der Leute mit Wasser und Essen und der Handel, der über die Straße und den Hafen laufen wird. Die Wohnhäuser, die ihr errichtet, werden sich wieder verändern und nicht wie zuletzt bei SimCity Societies statisch bleiben. Je nachdem, wie sich euer Viertel entwickelt, werden einfache Holzhäuser, mittelständische Steinbauten (Domus) oder marmorne Villen entstehen. Leider ist es nicht ganz einfach zu sehen, warum eigentlich der Wohnwert steigt, da es hierfür keine eigene Übersicht gibt. Und auch die Bürger auf der Straße geben sich zugeknöpft, da ihr sie zwar anklicken könnt aber nicht sonderlich viel über sie erfahrt.

Trotz dieses wenig innovativen Ansatzes dürfte das Spiel ein gewisses Suchtpotenzial besitzen. Es besteht darin, dass man seine Stadt einfach prosperieren sehen möchte. Als Spieler kann man es nur schwer ertragen, wenn es nicht voran geht, so dass man selbst Hand anlegt. Doch die Bürger glücklich zu machen, ist nicht immer ganz so einfach, da es schnell mal einen Aufstand gibt, wenn etwas fehlt. Da hilft dann die Präfektur, die für Ordnung auf den Straßen sorgt, Feuer bekämpft und wo Unruhestifter eingebuchtet werden. Wer auf Wasser, Nahrung, Kleidung und Bildung achtet, sollte allerdings kaum Probleme haben, denn so verzwickt ist es nicht, erste Erfolge zu erringen. Die Einstiegsschwelle wird also niedrig gehalten, um Neulinge nicht zu verschrecken.

                 

Bessere Grafik

Noch ein Hauptkritikpunkt des Vorgängers wird verbessert: die eher billig wirkende 3D-Grafik mit ihren Weichspüleffekten. In punkto Details wird sich einiges tun, denn vieles sieht schon weit glaubwürdiger aus als beim Vorgänger. Zwar plätschert

Unschönes wattegleiches Plätschern ist nicht mehr zu sehen. Das Wasser fließt übers Aquädukt, wie es sich gehört.
das Wasser immer noch nicht formvollendet, wie man sich das wünschen würde, aber immerhin sind keine Wattewolken mehr zu sehen, wenn es sich vom Aquädukt ergießt. Insgesamt werden mehr Effekte zu sehen sein: Die Bäume bewegen sich, es steigt Rauch auf und die Häuser explodieren fast, wenn sie mit einem Plopp aufsteigen. Aber es gibt auch Schatten, wie der immer noch nicht annehmbar animierte Bau eines Hauses. Da wird auch klar, warum ihr nicht ganz runter zoomen dürft.

Erfreulich werden auch die viele Bauten sein, von denen einige tatsächlich wie aus einer römischen Stadt aussehen werden. Allen voran das Forum, das Herz der Ortschaft, das ständigem Wandel unterworfen sein wird und mit jede Ausbaustufe immer edler aussieht. Auch marmorne Theater, Bäder und Tempel können sich sehen lassen und wirken fast wie ihre antiken Vorbilder. Die Entwicklung eines schmutzigen Nests am Ende der damals bekannten Welt zu einer strahlenden Stadt wird also optisch recht überzeugend nachvollzogen.

Alibi-Militär

Immer ein Stiefkind solcher Städtebauspiele war seit jeher das Militär, was eigentlich verwundert, denn die römische Gesellschaft fußt nun mal darauf. Die Römer hatten keine großen Philosophen, Dichter oder Künstler wie die Griechen aber dafür eine Menge gut gedrillter Soldaten. Auch bei Imperium Romanum werdet ihr eine Armee aufstellen können, wenn ihr dafür die nötigen Rohstoffe habt. Gebäude kann man aber auch sofort kaufen, wenn euch etwas fehlt, was jedoch teurer ist. Ein Heer ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn es Feinde in der Provinz gibt. Ihr werdet Infanterie, Bogenschützen und Reiterei ausheben können, wofür ihr Eisen und eine Kaserne braucht.

Die Schlachten werden wenig taktisch ablaufen. Ihr braucht nur eure Einheit in die Nähe eines Barbarendorfs zu bringen und schon machen sie alles von selbst. Von der tatsächlichen Vorgehensweise der Römer ist wenig zu sehen, denn es gibt keine Wurfspeere (Pila) wie bei Rome: Total War, die vor dem Angriff geschleudert werden. Die Legionäre stürzen sich stattdessen gleich in den Nahkampf, der mit dem Schwert Mann gegen Mann ausgetragen wird. Danach wird das Dorf geplündert und in Brand gesteckt, ganz wie es damals leider üblich war. Wer sich für einen solch glänzenden Sieg ein Denkmal setzen möchte, kann einen Triumphbogen errichten lassen.

Sklavenarbeit

Noch ein paar Worte zum Bau der Gebäude, der sehr einfach vonstatten gehen wird: Wie ihr es kennt, könnt ihr die Bauten per Maus drehen, bis sie in eine Lücke passen. Dann schwärmen die Sklaven aus, um die Baustoffe anzuliefern, die meist

Wo gibt es noch Platz für ein Häuschen? Dank simpler Handhabung ist es nicht schwer, die Bauten zu platzieren. 
Holz, Stein oder Lehm und seltener Marmor sind. Positiv ist, dass die Einwohner fast immer Platz finden, um noch an einem Gebäude vorbeizukommen. Selten steht irgendetwas wirklich im Weg. Ihr dürft auch Wohnhäuser im hinteren Teil eines Geländes errichten, da diese nicht direkt an der Straße liegen müssen. Einen Zugang sollten sie allerdings schon haben.

Ebenfalls funktional ist die Errichtung von Mauern. Ihr werdet einfach auf den Endpunkt des Walls klicken und schon könnt ihr ihn in die Richtung ziehen, in die ihr wollt. Danach werden wieder die Steine zum Bauplatz geschleppt. Bei der Wasserleitung ist das ganz ähnlich, so dass sie fast besser zu bauen ist als bei Caesar IV. Beim Aquädukt müsst ihr aufs Gefälle achten, wenn keins mehr da ist, ist er zu Ende. Auch die Straßen zaubern hier keine wilden Schlingen in die Landschaft, wie das öfters bei anderen Spielen war. Alles strahlt fein säuberlich in weiß, wie man das von einer antiken Stadt erwartet.

      

Ausblick

Nichts Neues im Alten Rom - es gibt Städtebau der konventionellen Art. Aber obwohl alles so ablaufen wird, wie ihr das von Caesar, Zeus & Co kennt, entfaltet das Spiel eine gewisse Eigendynamik des stetigen Aufstiegs, die einen als Statthalter bei der Stange hält. Es scheint sich mal wieder zu bewahrheiten: Gut kopiert muss nicht unbedingt schlecht sein. Eine kleine Siedlung ist schnell errichtet und erste Erfolge feiert ihr dank machbarer Missionsziele im Handumdrehen. Schön ist, dass der Aufbau im Laufe einer Partie immer anspruchsvoller wird. Auch der Komfort stimmt: Ihr könnt euch eine Stadt aussuchen und je nachdem, ob ihr wie in Pompeji neu beginnen oder eine in Teilen fertige Metropole wie Rom verwalten wollt, wechseln die Herausforderungen. Feindkontakt gibt es nur, wenn ihr das vorher ausgesucht habt - die Gefechte werden dann allerdings kaum taktisch verlaufen. Wer auf Altbewährtes setzt, dürfte mit Imperium Romanum richtig liegen. Jetzt muss es im Test nur noch antike Langläuferqualitäten zeigen.

Ersteindruck: gut

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