Sympathischer Antiheld
Es ist ein Routineauftrag: Der asiatische Killer Lo Wang soll für seinen Arbeitgeber das antike Schwert Nobitsura Kage finden und zu ihm bringen. 1
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Egal ob Mensch oder Dämon: Lo Wang geht nicht zimperlich mit seinen Gegnern um.
Man lernt Lo kennen, als er in seinem Sportwagen durch einen Wald braust, sich dabei eine Zigarette anzündet und lauthals zu Stan Bushs "You've got the Power" im Radio singt. Dieser Einstieg mag vielleicht zu dick aufgetragen wirken, doch zum einen ist die simple Inszenierung unheimlich sympathisch. Und zum anderen wird dadurch sofort 80er-Jahre-Flair aufgebaut, das sich als Grundton neben zahlreichen anderen Anspielungen auf Pop- und Videospielkultur von damals bis heute durchzieht. So findet man später z.B. in einer Spielhalle Automaten zu Serious Sam, Hard Reset oder Shadow Warrior, während an den Wänden Poster von Hotline Miami hängen.
Bei der Action, die wahrlich nicht zimperlich ist und ein Erscheinen hierzulande wieder mal unwahrscheinlich macht (zumindest in dieser Form), gibt man sich ebenfalls klassisch, zumindest anfänglich: Man schwingt als Lo Wang geschickt das Katana, zerlegt dabei die Feinde nach allen Regeln der Klingenkunst, schmeißt Wurfsterne oder setzt sich mit konventionellen Projektilen gegen die eher tumb auf einen zustürzenden Gegner zur Wehr. Und es gibt Gesundheitspacks, die man finden muss, um seine Lebensenergie wieder auf Vordermann zu bringen - sehr alte Schule, sehr schön!
Übersinnliche Moderne
Flying Wild Hog hat sich aber nicht darauf beschränkt, den Spieler in wohligen Erinnerungen an ein Oldschool-Spielgefühl schwelgen zu lassen und daher einige Elemente eingebaut, die gekonnt den Schritt in die Moderne machen.
Shadow Warrior vermengt Ego-Action alter Schule mit modernen Elementen.
Doch es ist nicht nur der Dämon Hoji als übersinnlicher Sidekick mit Sinn für Humor, der hilft, aus Shadow Warrior eine gleichermaßen altmodisch wie modern wirkende Action zu machen. Mit ihm hat man auch Zugriff auf ein breites Spektrum an übersinnlichen Angriffs- oder Verteidigungsaktionen bis hin zur Selbstheilung. Dabei hat man bei der Auswahl der Boni viele Optionen zur Verfügung. Es scheinen sogar zu viele zu sein, zumal die unübersichtlichen Menüs nicht helfen, die anfängliche Verwirrung aufzulösen. Mit Karma-Punkten kann man in sechs Kategorien größtenteils passive Fähigkeiten, aber auch besondere Katana-Aktionen freischalten. Die seltenen Chi-Kristalle wiederum verwendet man, um in vier Bereichen Sonderattacken und deren Aufwertungen nutzen zu können, die sich als Tattoo auf dem Körper Lo Wangs manifestieren. Und mit dem Geld schließlich, dass man überall in den großräumigen, aber linearen Abschnitten finden kann, darf man seine Waffen mit durchschlagskräftigeren Projektilen, einem größeren Magazin und anderen Annehmlichkeiten ausstatten.
Dank der eingängigen Action und der leicht (meist per doppelter Richtungs- plus Maustaten auszulösenden) Spezialangriffe kommt man schnell in einen angenehmen Spielfluss, der auch nicht von den zumindest in den ersten Stunden nicht langweiligen Sprüchen des Protagonisten unterbrochen wird. Der Schwierigkeitsgrad ist fordernd, aber machbar, wird derzeit aber auch noch durch die technische Seite beeinflusst: Wenn die ansehnliche, aber nicht üppige Kulisse die Engine in die Knie zwingt, wird genaues Anvisieren zur Glückssache. Hier besteht noch deutlicher Optimierungsbedarf.