Landlust als Pixelspiel
Im Vergleich zur von From Software verwöhnten Spielergemeinde hat Eric Barone als
Harvest-Moon-Fan allerdings eine deutlich längere Durststrecke hinter sich: Zumindest
die letzten in den Westen gebrachten Titel der Serie konnten ganz und gar nicht mehr die typische entspannende Landlust-Idylle älterer Serienableger erzeugen. Also entwickelte Barone unter seinem Pseudonym ConcernedApe einfach sein eigenes Idealbild des Prinzips, welches nach vier Jahren Arbeit unter dem Namen
Stardew Valley für den PC veröffentlicht wurde. Nicht nur der Himmelskörper im Namen erinnert ans Vorbild. Fast jedes noch so kleine Detail der Spielmechanik kam mir auf Anhieb vertraut vor: Die Position der Versandbox für die Ernte, das Ackern auf den Feld-Quadraten per Knöpfchendruck, das Freundschaftenschließen mit individuellen Geschenken, die Einteilung in vier Jahreszeiten-Monate, und und und... Kenner der Serie erleben hier ein Dejà-vu nach dem anderen.
Willkommen auf dem Land!
Das ist natürlich nicht gerade von Vorteil, wenn man sich bereits durch die letzten mediokren bis grottigen
Harvest Moons gequält hat: Bei den schon tausendfach ausgeführten Handgriffen auf dem Feld fielen mir in den ersten Stunden beinahe die Augen zu. Auf dem vorindustriellen Bauernhof von Stardew Valley arbeitet man schließlich persönlich auf dem Feld und beackert jedes kleine Quadrat einzeln. Mit Sichel, Axt, Spitzhacke und Hacke wird die verfallene Brache vorbereitet, danach besorge ich mir Saatgut im benachbarten Krämerladen und gieße die sprießenden Pflänzchen schließlich täglich, damit ich sie ein paar Tage später ernten kann. Getreide und Rüben sind sich schon nach wenigen Tagen reif. Andere Feldfrüchte wie Pfefferschoten oder Erdbeeren lassen sich gleich mehrmals pro Jahreszeit pflücken – frühes Anpflanzen kann also nicht schaden. Zu guter Letzt werden die Erzeugnisse bequem per eigener Versandbox verkauft, dazu zählen auch Eier, Milch und andere tierische Produkte, die man später anzubieten hat.
Erst ackern, dann erforschen
Doch davor stehen erst einmal einige relativ fade Stunden auf dem Feld. Schade, dass sich der Entwickler bei der Grundmechanik so nah ans Vorbild klammert, statt mit eigenen Ideen für frischen Wind zu sorgen. Neulinge könnten allerdings mehr Spaß am Einstieg haben, denn die behutsame Herangehensweise sorgt dafür, dass man nicht überfordert wird und frisch gebackene Landwirte erst einmal Werkzeuge und Orte kennenlernen können.
Eine Ausdaueranzeige begrenzt allzu große Verausgabung an einem Tag. Ab den Monsterkämpfen kommt zusätzlich Lebensenergie hinzu.
Als ich damit begann, ausführlicher auf Entdeckungsreise zu gehen, hat mich der Charme von Stardew Valley aber schnell für sich gewonnen. Man merkt wirklich an jedem Pixel, wie sehr Barone das Prinzip liebt – und wie sorgfältig er es diesmal umsetzen wollte: Jedes noch so unwichtige Detail wurde mit charmanten Animationen versehen. Beim Gießen der Pflanzen wippt mein Figürchen liebenswert mit den Knien, ein Gewitter rumpelt und blitzt gewaltig. Und in der fein abgestuften Sommerdämmerung verändern sich die Farben immer weiter, bis plötzlich kleine Glühwürmchen durch die Luft schwirren – einfach magisch! Überall gibt es seltene Wildfrüchte, verschlüsselte Hieroglyphen und andere Geheimnisse zu entdecken: Am Rande des Dorfes, neben dem umrankten Turm des Magiers oder an den zahlreichen Ufern von Meer und Flüssen mit ihren sehr unterschiedlichen Fischen. Letztere lassen sich in einem simplen aber gelungenen Minispiel angeln, in den die Leine ganz bleiben muss.