Test: Scanner Sombre (Adventure)

von Benjamin Schmädig



Scanner Sombre (Adventure) von Introversion Software
Horror Light
Release:
26.04.2017
26.04.2017
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Ach, Introversion! Einerseits cool: Die Briten waren schon Indie, als sich kein Schwein um Independent geschert hat. Uplink! Darwinia!! DEFCON!!! Und dann kam der Test zu Scanner Sombre. Ganz ehrlich: Selbst bevor Dear Esther das Erzählspiel „erfunden“ hatte, wäre das hier nur ein müder Wandersimulator gewesen.


Na, und?

Scanner Sombre wirkt wie ein Spiel, das jemand machen musste, nachdem irgendjemand meinte: „Diese technische Spielerei muss ein ganzes Spiel tragen!“

„Äh, OK. Und wie? Wir können Punkte auf ein Drahtgittermodell projizieren, sonst ist da nichts.“

„Meine Güte: irgendeine Amnesie! Irgendwo herumlaufen. Macht die Punkte zum dreidimensionalen Bild eines Umgebungsscanners und enthüllt am Ende irgendwas, das man am Anfang nicht wissen konnte. “
Die Idee ist klasse: Man nimmt die Umgebung über das vom Scanner erzeugte Computerbild wahr.
Die Idee ist klasse: Man nimmt die Umgebung fast ausschließlich über das vom Scanner erzeugte Computerbild wahr.

„Aber das wäre hohler Quatsch. Es gäbe keine Interaktion mit der Umgebung und das Scannen hätte nicht die geringste erzählerische Bedeutung.“

„Na, und?“

Unfinished Caverns

Und irgendwie beschreibt „Na, und?“ das ganze Spiel. Man sieht sein Alter Ego, wie es sich eine AR-Brille aufsetzt, den Scanner anknipst und schon erblickt man Punkte dort, wo der Scanner hinzeigt. Ohne das Scannen würde man gar nichts sehen, schließlich ist es untertage stockfinster. Nach dem Scannen bleiben die Punkte zum Glück gespeichert.

Ein bisschen steckt hier also jene Faszination drin, die The Unfinished Swan in seinem ersten Level so besonders machte und das funktioniert auch heute noch. Es ist faszinierend zu sehen, wie in einem „Nichts“ Formen entstehen und sich langsam durch diese voranzutasten.

Nur war’s das eben. Man findet eine Karte und Upgrades, die das Scannen erleichtern, interagiert sonst aber in keiner Weise mit der Umgebung. Und während die Geschichte halbwegs geheimnisvoll erscheint, ist sie zu lose mit dem eigentlichen Spiel, dem Herumlaufen und Entdecken, verknüpft.
Viel zu zaghaft nutzen die Entwickler allerdings die Besonderheiten der einzigartigen Technologie etwa um Spannung zu erzeugen.
Viel zu zaghaft nutzen die Entwickler allerdings die Besonderheiten der einzigartigen Technologie etwa um Spannung zu erzeugen.
Sie dient fast ausschließlich dem Erzeugen von ein wenig Gänsehaut – das ist nach Sunset oder What Remains of Edith Finch für ein Erzählspiel dieser Art zu wenig!

Magergrusel

Macht ja nichts; immerhin könnte man sich in der Dunkelheit hervorragend gruseln. Und tatsächlich gibt es zwei, drei Passagen, in denen Scanner Sombre (sombre bzw. somber ist Englisch für düster) genau das erreicht.

Den Großteil seines Potentials lässt es allerdings selbst hier liegen. Es gibt z.B. keine Kreaturen, die nur kurz auf dem Scannerbild auftauchen, weil sie sich bewegen. Und obwohl man später zwischen zwei Darstellungsarten umschalten kann, ist es nicht so, dass man nur mit jeweils einer ganz bestimmte Dinge erkennt. Nein, bis auf eine durchaus gelungene Passage ist Scanner Sombre viel zu starr, um als guter Gänsehautsimulator zu funktionieren.

Und dann unterstützt ausgesrechnet dieses Spiel übrigens nicht einmal VR-Headsets! Dabei wird in der Virtual Reality nicht nur Horror spürbar überhöht, auch das Scannen wäre als haptischer Effekt mit Touch- und Vive-Controller zumindest eine Zeitlang interesannter als auf dem herkömmlichen Bild.

Kommentare

Xyt4n schrieb am
Das ist auf dem Niveau einer guten Bachelorarbeit^^
schrieb am