MegaMan Legacy Collection 208.08.2017, Mathias Oertel
MegaMan Legacy Collection 2

Im Test: Altinterpretion zeitloser Klassiker

Wenn es eine Jump&Run-Serie gibt, die von ihren NES-Anfängen bis zu Teil 10 auf PS3, 360 und Wii die Nerven bis zum Letzten strapaziert hat, ist es MegaMan. Capcoms Held in blauer Rüstung steht für anspruchsvolles Hüpfen und Ballern in Reinkultur. Nachdem man vor etwa zwei Jahren der NES-Ära mit der ersten Sammlung Tribut gezollt hat, bündelt die MegaMan Legacy Collection 2 die vier Titel von der 16-Bit-Ära bis in die Moderne. Ob sich der Ausflug lohnt, klärt der Test.

Keine Kompromisse

Die MegaMan-Teile 1 bis 6 feierten ihre Premiere zwischen 1987 und 1993 auf Nintendos 8-Bitter, dem NES. Danach waren sie als Teil von Sammlungen auch auf der ersten PlayStation zu haben, bevor sie vor etwa zwei Jahren im Rahmen der Legacy Collection gebündelt und auf PC, PS4 sowie Xbox One veröffentlicht wurden. Dass Capcom nach Teil 6 den Schnitt setzte, war einerseits zwar nachzuvollziehen, da damit eine Hardware-Ära abgeschlossen wurde – auch wenn zu bedauern war, dass man nicht die komplette Kernserie integriert hat. Doch mit der Legacy Collection 2, die für 24,99 Euro auch im Paket mit der ersten Sammlung zu haben ist (Normalpreis: 14,99 Euro), kann man alles nachholen, falls man vor zwei Jahren noch nicht den Weg in die gute alte Retro-Zeit eingeschlagen hat.

Die Teile 7 und 8 aus 16- bzw. 32-Bit-Zeiten zeigen sich farbenfroher als die Vorgänger.
Obwohl sich mit den 16-Bit- und 32-Bit-Ausgaben von MegaMan 7, ursprünglich 1995 auf dem SNES veröffentlicht, bzw. MegaMan 8 auf PlayStation und Saturn (1997) die Farbgebung deutlich knalliger und sowohl Hintergründe als auch Figuren detaillierter zeigen als zu 8-Bit-Zeiten, hat sich weder mechanisch noch inhaltlich geändert. Immer noch ist man unterwegs, um die Roboter des bösen Dr. Wily auszuschalten. Man läuft in den scrollenden Kulissen nach wie vor zumeist von links nach rechts, überwindet Abgründe, erklimmt Leitern und schaltet clever platzierte und einem häufig alles abverlangende Gegner aus. Und selbstverständlich bleibt es dabei, dass an bestimmten Stellen der Bildschirm nicht mehr flüssig weiterläuft, sondern quasi einen neuen Bereich einläutet. Und wie gehabt, tauchen die Feinde wieder auf, wenn man nach einem verkorksten Sprung an den Anfang des entsprechenden Teilabschnitts zurückläuft, während es nur möglich ist, Schüsse horizontal abzusetzen. Sprich: Vor allem die Teile 7 und 8 sind zwar im Rahmen der Serienhistorie etwas leichter, aber immer noch sehr fordernd. Zudem konnte man in Teil 8 u.a. Spezialangriffe miteinander kombinieren. Doch im Kern hielt man an den Attributen fest, für die man die Vorgänger liebte – oder hasste.

So wie früher

Mit 9 und 10 kehrte man zum NES-Grafikstil zurück.
Mit MegaMan 9 (2008) und MegaMan 10 (2010) wiederum kehrte man in jeder Hinsicht zu den Ursprüngen zurück: Obwohl auf PlayStation 3, Xbox 360 und Wii veröffentlicht, sah die Kulisse aus wie zu den Anfängen des blau berüsteten Hüpfers. Auch hinsichtlich des Anforderungsprofiles orientierte man sich an früher. Schwierige Bosskämpfe und ein Leveldesign, das gleichermaßen ideenreich wie frustrierend war, brachten einen zur Verzweiflung. Und MegaMan 9 war uns als überaus gelungene Altinterpretation der klassischen Mechanik seinerzeit einen Gold-Award wert (zum Test). Klar sah es unzeitgemäß aus. Doch als Kontrapunkt zum Polygonwahn und als Verneigung vor Retro-Design, noch bevor es wieder „in“ war, konnte das Abenteuer für Frustresistente einen nicht zu unterschätzenden Sog entfachen. Gleiches gilt in leicht eingeschränktem Rahmen auch für MegaMan 10. Der Überraschungsfaktor des simplen Grafikdesigns gepaart mit horrendem Anforderungsprofil, das hier allerdings mit einem "leichten" Schwierigkeitsgrad sowie entsprechend erleichternden Gegenständen im In-Game-Shop für schnell Aufgebende angepasst wurde, war zwar nicht mehr da. Dennoch konnten alte und neue MegaManiacs hier erneut eine Menge Spaß haben: Der blaue Hüpfer heimste hier immer noch 81% ein (zum Test).

Im Museum warten hunderte Artworks.
Wie schon bei der ersten Legacy Collection hat Capcom nicht nur technisch sauber gearbeitet und eine jederzeit akkurate Steuerung samt freier Tastenbelegung (auch auf Konsolen) sowie visuellen Optionen für Seitenverhältnis, Filter oder Hintergrundbilder eingebaut, sondern auch tief im Archiv gekramt und einiges an Bonusmaterial spendiert. Neben hunderten an Konzeptzeichnungen, die sich auf alle vier Episoden verteilen, warten beinahe 150 Musikstücke – und das alles vom Start weg zugänglich ohne die Einschränkung, es erst freispielen zu müssen. Und wem die vier Kampagnen nicht reichen, die je nach Fähigkeitsgrad des Spielers jeweils zwischen zwei Stunden und einigen Jahren bis zur Komplettierung in Anspruch nehmen können, hat Zugriff auf weitere Zusatzinhalte. Dazu gehören nicht nur die für die Teile 9 und 10 veröffentlichten DLCs, sondern auch besondere Herausforderungslevel. Anfänger bekommen zudem die Möglichkeit, zusätzliche Rüstung einzustellen, während sich generell alle über die Schnellspeicherung freuen dürften, die pro Episode zur Verfügung steht.

Fazit

Dass die MegaMan-Spiele ihren Ruf als knallharte Gamepad-Killer haben, kommt nicht von ungefähr und wird auch mit den in der Legacy Collection 2 enthaltenen Teilen 7 bis 10 bewiesen. Dementsprechend sollten alle, denen ihre Kontrollgeräte etwas bedeuten oder die schnell gefrustet die Flinte ins Korn werfen, einen weiten Bogen um diese Sammlung machen – trotz neuer, das Spiel erleichternder Optionen. Wer allerdings der Meinung ist, über eine ruhige Hand sowie Nerven aus Drahtseilen zu verfügen, wird schnell eine Hassliebe zu dem blauen Hüpfer entwickeln. Retro-Fans werden sich ohnehin über die von Beginn an verfügbaren Extras wie knapp 150 Musikstücke sowie hunderte Artworks der MegaMan-Historie freuen. Zusätzlich zu den Standard-Versionen der knallharten Action-Plattformer aus den Jahren 1995, 1997, 2008 und 2010 (letztere mit allen DLCs) gibt es zahlreiche zusätzliche Herausforderungen, die den Spaß (bzw. Qual) noch vergrößern. Und wem die Vorgängersammlung durch die Lappen gegangen ist, aber jetzt vielleicht doch Lust drauf bekommen hat, kann beide Sammlungen zu einem vergünstigten Preis erwerben.

Wertung

XboxOne

Technisch solide und mit zahlreichem Bonusmaterial gefüllte Sammlung von vier modernen Klassikern der Plattform-Action.

PlayStation4

Technisch solide und mit zahlreichem Bonusmaterial gefüllte Sammlung von vier modernen Klassikern der Plattform-Action.

PC

Technisch solide und mit zahlreichem Bonusmaterial gefüllte Sammlung von vier modernen Klassikern knüppelharter Plattform-Action.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.