Im Test: Diabolischer Knobel-Trip
Ansehnliche Endzeit
Ausgangspunkt des düsteren Rätseltrips ist ein Dilemma, das vielen bekannt vorkommen dürfte: Harrys erste große Liebe ist fort, seine Welt zusammengebrochen. Seine Realität erscheint ihm wie ein Sammelsurium aus all den Themen, die man gemeinhin mit apokalyptischen Visionen assoziiert: Krieg, verdorrte Felder, mutierte Monstren, ein aus den Fugen geratenes Sozialverhalten und natürlich viel, viel fiese Folter. Die Entwickler erwähnen im Steam-Store eine ganze Reihe von Vorbildern. Dazu gehören Dante Alighieris "Göttliche Komödie", die als Inspiration für die Geschichte galt, oder Holzschnitte aus dem 15. Und 16. Jahrhundert von Holbein, Wolgemut und Dürer. Das Ergebnis wirkt gelungen: Trotz simpler Animationen und repetitiver Bewegungen wie Harrys ständigem Achselzucken strahlt die Kulisse eine ganz eigene, finstere Faszination aus.
Symbolkraft
Anderswo versucht man sich an einem der zahlreichen Symbol-Puzzles, in denen es etwa auf dem Deck eines Schiffs Sternbilder zu deuten gibt. Während solcher Puzzles sollte man ab und zu auch einen Blick auf die Umgebung werfen, statt sich zu sehr auf eine Sackgasse zu vertiefen. Auf dem Schiffsdeck z.B. spielen ein Eimer, ein Seil und ein Wischmob eine entscheidende Rolle beim Entdecken der korrekten Zeichenfolge. Lässt man sie an der Reling ins Wasser hinab, hat man danach das Wasser zum Putzen einer verdreckten Zeichnung parat. Im Rahmen der kleinen Kopfnüsse trifft man auf bizarr zusammengezimmerte Folterinstrumente, dämonische Totenkopforgeln, entstellte Humanoide oder achtköpfige Vögel. Oft bewachen die Kreaturen eine wichtige Ecke des Bildschirms und müssen mit anderswo gefundenen Gegenständen weggelockt werden.
Holprige Suche
Warum kann Harry auf der einen Seite um ein großes Objekt gehen, aber nicht auf der anderen? Warum muss man bei der Befreiung einer abgemagerten Kuh mit dem Messer nicht direkt das Geschirr durchschneiden, sondern auf eine viel zu hohe Rolle klicken, die Harry eigentlich gar nicht erreichen kann? Am Rande des Zeltes führte einmal sogar wildes Herumklicken auf eine Begleiterin zum Ziel, die dann plötzlich in die Behausung ging und den Weg zu neuen Objekten öffnete. Warum? Keine Ahnung. Glücklicherweise leidet aber nur eine Minderheit der Puzzles unter den genannten Problemen, so dass man nach kurzer Suche und ein wenig Grübeln meist auf die Lösung kommt.
Fazit
Schön, dass alle paar Jahre wieder eines dieser gemütlichen, überschaubaren Knobelspiele im Stil der Gobliiins erscheint: Zunächst untersucht man die Umgebung, startet dann ein paar Experimente und schon wenige Minuten später wechselt man mit einem Erfolgserlebnis zum nächsten Bild. Auch in Apocalipsis funktioniert dieses kompakte Prinzip, zumal der eigenwillige Stil alter Holzschnitte und Kupferstiche eine ähnlich starke Faszination entfaltet wie bei den Vorbildern Samorost oder Botanicula. Das Adventure baut mit seinen surrealen Apparaten und dämonischen Kreaturen eine schöne Endzeit-Stimmung auf, die dazu einlädt, alles ganz genau mit der Maus zu untersuchen. Auch der Großteil der Symbolrätsel wirkt gelungen, doch die holprige Umsetzung sorgt hier und da für unnötigen Frust. So wurden z.B. die Interaktionspunkte ungenau platziert, was in Kombination mit der fehlenden Hotspot-Anzeige immer mal wieder Verwirrung stiftet. Weitere Stimmungsdämpfer sind die minimalistische Präsentation der Geschichte und eine Enttäuschung, die mit den alternativen Enden zusammenhängt. Das kleine Studio Punch Punk Games erreicht zwar noch nicht den Feinschliff von Fire oder Machinarium, trotzdem steckt ein unterhaltsamer Knobel-Trip hinter der diabolischen Kulisse von Apocalipsis.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Atmosphärische, mitunter etwas holprig umgesetzte Rätselreise durch eine apokalyptische Holzschnittwelt.
Echtgeldtransaktionen
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