E3-Vorschau: Train Valley (Logik & Kreativität)

von Mathias Oertel



Train Valley (Logik & Kreativität) von Flazm Interactive Entertainment/Oroboro Games
Puzzler für Modellbahn-Fans
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ab 9,99€
Spielinfo Bilder Videos
Denkt man an Schienen und Züge in virtueller Form, kommt man schnell auf den Train Simluator oder die Trainz-Serie. Doch es geht auch anders: Das Indie-Projekt Train Valley setzt einen nicht ins Führerhäuschen, sondern lässt einen in Modellbahn-Manier Schienen legen sowie Weichen stellen, damit die abfahrenden Züge Geld in die Kasse spülen. Wir haben eine Beta-Version des Puzzlers angespielt.

Puzzle für Modellbahn-Fans?

Angesichts der kunterbunten, grenzwertig niedlichen Kulisse ist man geneigt, den Indie-Puzzler Train Valley als Spiel für zwischendurch abzustempeln. Aus der Vogelperspektive wirken die stets auf einen Bildschirm passenden Levels aus allen Ecken und Enden der Welt wie Landschaften, die von findigen Modellbahn-Bauern auf Sperrholzplatten verewigt wurden. Symbolische Städte, Minen, Berge, Seen, Wälder: Alles wird mit knalligen Farben und groben Comic-Strukturen dargestellt. Die Stars dabei sind natürlich die Züge, die pfeifend, qualmend und Dampf spuckend über die Schienen jagen. Doch obwohl alles rund und fluffig wirkt, bleibt festzuhalten, dass die Kulisse für einen Puzzler typisch eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Wie verbindet man die Bahnhöfe am effizientesten?
Wie verbindet man die Bahnhöfe am effizientesten?
Die Grundaufgabe wirkt ebenfalls unspektakulär: Man muss Schienen zwischen Bahnhöfen verlegen und Züge auf die Reise schicken, damit sie am Ziel angekommen Geld aufs Konto spülen. Je länger sie brauchen, bis sie an den Endpunkt gelangt sind, umso weniger Dollar werden ausgeschüttet. Simpel, nicht wahr? Anfänglich ja: Es gibt nur zwei oder drei Bahnhöfe, die verbunden werden müssen, die drei optionalen Nebenaufgaben pro Abschnitt sind verhältnismäßig leicht zu erfüllen. Doch nach einer Hand voll Abschnitte legt der Schwierigkeitsgrad zu: Es kommen mehr Stationen hinzu, die Wege dorthin sind kostspielig und häufig sind Schienenabschnitte von einem Zug belegt, so dass man nicht nur die Zeit managen muss. Irgendwann sind die Lokführer so ungeduldig, dass sie ohne Anweisung losfahren - und wehe den Zügen, die dann im Weg sind, denn dann bleiben meist nur Explosionen und Krater, wo einst Schienen lagen. Damit sind dann nicht nur Sekundärziele in Gefahr. Der Neubau der Strecke reißt ein tiefes Loch in den Geldbeutel, so dass die in regelmäßigen Abständen abgezogenen Kosten nicht mehr gedeckt sind - eine Pleite beendet das Spiel sofort.

Weichensteller

Man ist nicht nur zum Zuschauen verdammt, sondern muss auch immer wieder Weichen stellen, damit keine Unfälle passieren.
Man ist nicht nur zum Zuschauen verdammt, sondern muss auch immer wieder Weichen stellen, damit keine Unfälle passieren.
Damit es nicht zum finanziellen Gau oder Unfällen auf den Strecken kommt, muss man vorausschauend planen. Und zwar nicht nur bei der Planung des Schienennetzes. Denn gegenwärtig fehlt noch eine sofortige "Rückgängig"-Funktion beim Bau. Und das bedeutet, dass der Abriss der Strecke, bevor sie überhaupt befahren wurde, massiv ins Geld geht. Zusätzlich muss man immer ein Auge darauf haben, wo der Start- und Zielbahnhof des jeweiligen Zuges liegen, die Weichen entsprechend stellen und dabei stets daran denken, dass jede Sekunde Wartezeit im Depot bares Geld bedeutet.

Spätestens wenn vier Züge auf ihre Abfahrt warten, drei weitere auf der Strecke sind und man sekundengenau die Weiche umstellen muss, damit es zu keiner Kollision kommt, wird man ordentlich gefordert. Dabei kann man bestimmten Fehlern sogar noch aus dem Weg gehen, wenn man vorausschauend gebaut und Nebengleise gelegt hat, auf denen man die eine oder andere Bahn "zwischenparken" kann. Und stellt man fest, dass man die Weiche falsch gesetzt hat, kann man den Zug auch umkehren lassen und den Schienenwechsel neu einstellen. Doch das kostet Zeit - die man nur selten hat. Denn die ungeduldigen Lokführer hängen einem natürlich immer dann im Nacken, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Dazu ist der Schwierigkeitsgrad bei einigen der Abschnitte noch nicht austariert und baut zu sehr auf Trial-and-Error. Aber selbst mit diesen Mankos habe ich mittlerweile einige Stunden in Train Valley versenkt.

 

AUSBLICK



Auf den ersten Blick wirkt Train Valley wie ein Handy-Spiel bzw. wie eine angehübschte Variante von Mini Metro: Schienen verlegen, Züge starten, fertig. Doch mit dem verpflichtenden Stellen der Weichen, der akuten Geldknappheit, ungeduldigen Zugführern sowie knackigen Zusatzaufgaben wird aus dem unscheinbaren Spielchen für zwischendurch ein Puzzler, der einen trotz erfreulich kurzer Kampagnenlevels länger in Anspruch nimmt als nur fünf Minuten. Zumal er einen auch mittelfristig unterhält und stets vor neue Herausforderungen stellt. Mitunter finden sich in der Beta noch einige Abschnitte, die hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades noch nicht ausgewogen sind. Und dass es keine „Rückgängig-Funktion“ gibt, ist angesichts des kostspieligen Schienen-Verlegens ein beinahe nicht zu verzeihender Fauxpas. Doch es ist noch Zeit, diese Mankos glattzubügeln. Im Herbst/Winter sollen die charmanten Modellbahn-Rätsel erscheinen.

Einschätzung: gut

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