Castle Wolfenstein19.05.2014, Jan Wöbbeking
Castle Wolfenstein

Special: Die erste Burg

Die Geschichte von Wolfenstein begann nicht in der dritten Dimension: Schon 1981 terrorisierten Nazis den C64, den Apple II und andere Heimcomputer mit kratzigen Sprachsamples: „Halt! Achtung! Feuer! Schweinehund! Härgh!!“ Bei Castle Wolfenstein handelte es sich aber nicht nur um einen Shooter, sondern auch um einen frühen Vertreter der Stealth-Action.

Achtung!

Ziel des Spiels war es, geheime Pläne zu finden und daraufhin wieder aus dem Schloss zu entkommen. Als ein Vorbild könnte z.B. die Wewelsburg bei Paderborn gedient haben, deren massive Mauern während des Zweiten Weltkriegs von der SS genutzt wurden. Natürlich war die Infiltration der verwinkelten Räume noch nicht so ausgefeilt wie später bei Metal Gear, trotzdem musste man versuchen, sich an den Wachen vorbei zu mogeln und so lange wie möglich unentdeckt zu bleiben. Viele sehen den Titel daher als eine Art Vorvater des Genres.

Ein Blick auf die Apple-2-Version.
Der patrouillierende Ottonormalnazi wurde nur misstrauisch, wenn er Schüsse oder Granaten hörte oder den Spieler ohne Uniform herumlaufen sah. Wenn er dem Spieler vor die Flinte lief, ergab sich dieser Gegnertyp, was nützliche Dinge wie Munition oder schusssichere Westen einbrachte. Ein wenig hartnäckiger waren die mit kugelsicheren Westen ausgestatteten SS-Sturmtruppen. Sie vertrugen eine ganze Menge Schüsse, bevor sie die Waffen streckten, konnten aber auch mit Granaten attackiert werden.

Nazis, Kriegspläne und obskure Schätze

Auch Schatzkisten durften inmitten der dicken Mauern natürlich nicht fehlen – in ihnen versteckten sich so illustre Fundstücke wie Bratwurst, Schnaps oder sogar Eva Brauns Tagebuch. Je öfter man sich mit den Plänen davonmachte, desto höher stieg der Rang, welcher danach den Schwierigkeitsgrad erhöhte. Entwickelt wurde das Spiel von Silas Warner von Muse Software. Eine Besonderheit war die ebenfalls von ihm programmierte Soundengine „The Voice“, welche die Sprachsamples ermöglichte.

Nach heutigen Maßstäben klingt das Geknarze zwar nach einem halskranken Lurch, der in einen Blecheimer reihert, aber seinerzeit war Sprachausgabe in einem Spiel noch ein Novum. Dank großer Beliebtheit blieb es natürlich nicht beim Debüttitel. Drei Jahre später veröffentlichte Muse Beyond Castle Wolfenstein, welches später auch für DOS erschien. Diesmal machte man sich auf die Jagd nach Adolf Hitler persönlich, um ihn im Führerbunker dingfest zu machen.

All zu unterschiedlich sahen die Katakomben seinerzeit noch nicht aus.

Nicht mehr auf dem Index

Hakenkreuze kamen in den ersten beiden Serienteilen zwar vor, allerdings in leicht verbogener Form und gespiegelt. Teil 1 landete allerdings auf dem Index, von dem er durch die „Verjährung“ nach 25 Jahren allerdings wieder herunter genommen wurde. Mit "Castle Smurfenstein" existiert übrigens auch ein bizarrer Klon, in dem man auf Schlümpfe ballert, deren Stimmen natürlich ganz anders klingen. Fortgeführt wird die Wolfenstein-Saga am 20. Mai: Dann schickt Bethesda den Spieler in Wolfenstein: The New Order auf eine Reise durch die fiktiven Sechziger, in denen Deutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hat.  

 
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