Kooperatives Chaos
Rasselnd fährt mein gerade bestellter Wolverine-Panzerjäger auf das Schlachtfeld. Schnell will ich den Panzer auswählen und zur Verstärkung meiner unter schwerem Beschuss liegenden Ranger an die Front schicken. Aber halt! Ich kann das Kampfgerät partout nicht anklicken. Stattdessen wird mir in blassem Grün der Name eines Mitspielers angezeigt. Der hat allerdings nicht mitbekommen, dass ich ihm – warum auch immer - einen neuen Panzer geschenkt habe. Also rasselt der Panzerjäger gemächlich an die Front und ich kann nur verzweifelt mit ansehen wie eine 88mm-Flak aus dem wertvollen Fahrzeug Kleinholz macht. Ganz toll.
Feuer frei: Man kann Einheiten manuell steuern - dank der furchtbaren Wegfindung tut man es auch.
Ich verstehe das Konzept hinter diesem Koop-Modus nicht! Geteilte Ressourcen und übertragbare Einheitenkontrolle sind prinzipiell eine tolle Sache: Schon bei StarCraft 2 können sich auf diese Weise unerfahrenere Feldherren auf einen Teil des Spiels konzentrieren und sich von Veteranen Taktiken abschauen. Aber das hier ist pures Chaos. Mit bis zu sieben weiteren Kommandanten trete ich auf Skirmish-Karten gegen die KI an. Hier teile ich mir einen Kommandopunkte-Pool. Ich kann mir keine Punkte sichern oder eigene Ressourcen sperren – wer zuerst bestellt, mahlt zuerst. Allerdings erhält, wie im Beispiel des Wolverines, nicht immer der Bestellende auch die Einheit. Ein Muster konnte ich während der Sitzungen nicht erkennen, was immer wieder absurde Situationen und nervige Verluste erzeugt. Ebenfalls toll: Erhält man eine neue Einheit, wird man nicht darauf hingewiesen, was die fehlende Reaktion meines Mitstreiters erklärt. Das macht nicht nur keinen Spaß, das erzeugt puren Frust.
Assault Squad 1.5
Zurück in den Kampf! Men of War: Assault Squad 2 bietet wenig Neues und alte Schwächen.
Generell hat sich an Men of War: Assault Squad 2 im Vergleich zum Vorgänger erschreckend wenig entwickelt. Im typischen Echtzeit-Stil beackert man die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges, darunter Tobruk, El Alamein, Bastogne oder Holland. Zwar wurde erneut auf eine Kampagne verzichtet, aber es gibt vierzig Einzelspieler-Szenarien. Von diesen sind allerdings nur fünfzehn neu – die übrigen wurden eins zu eins aus dem ersten Teil übernommen und nur minimal angepasst. Zudem herrscht hier übles Copy&Paste: Ob ich nun mit den USA durch den Hurtgen-Wald ziehe oder mit den Japanern Inseln im Pazifik angreifen – teilweise sind sogar die Platzierungen von Siegmarken, Geschützen und Skript-Events wie die Zerstörung von Feindpanzern identisch, sodass sich die Karten nur durch die Umgebung unterscheiden. Das ist ganz schön faul, denn statt 15 werden mir so nur fünf neue Missionen geboten.
Auch spielerisch ist kein Fortschritt zu erkennen. Es wird unverändert anspruchsvolle und taktische Echtzeit-Strategie geboten, in der mir viele Freiheiten bleiben. So kann ich Infanterie-Trupps jederzeit aufspalten und neu zusammenfügen sowie meine Soldaten über ihr Inventar individuell bestücken. Die Kampfentfernung ist deutlich höher als z.B. bei Company of Heroes und Deckung sowie Panzerdurchschlag wirken komplexer als bei der Konkurrenz. Ich kann sogar die Kontrolle über einzelne Einheiten übernehmen, um selbst feindliche Stellungen unter Beschuss zu nehmen. Schön: Auch eine Zeitverlangsamung ist vorgesehen, was mir etwas mehr Übersicht auf dem Schlachtfeld ermöglicht.
Allerdings gibt es auch immer noch die alten Fehler: Die Wegfindung der Fahrzeuge ist mitunter ein schlechter Scherz. LKW und Panzer drehen an den unmöglichsten Positionen, finden Lücken, die doppelt so breit sind wie sie selbst nicht, oder weigern sich schlicht in Position zu fahren. Daraus folgt nerviges Babysitting, bei dem ich meine Geschütze stellenweise manuell in Position navigieren muss. Auch die Infanterie neigt zu Aussetzern: Ab und an findet sie ihre Deckung nicht, oder bleibt bei Beschuss einfach stehen, was zu unnötigen Verlusten führt.