Blade Symphony27.05.2014, Jan Wöbbeking

Im Test: Sinfonie des Schwertkampfs

Klinge gegen Klinge, und zwar bis zum bitteren Ende: Puny Human Games will die Spannung echter Schwertkämpfe in einem Online-Schnetzler einfangen. Auf den spärlich besuchten Servern geht es meist um den Kampf Mann gegen Mann - was sich dank einer einfach konzipierten, aber variantenreichen Steuerung erstaunlich gut anfühlt.

Duell der Klingen

Im Fokus der Entwicklung stand der Kampf zwischen Langschwertern, Katanas und anderen Hieb- und Stichwaffen – den Umfang haben die Entwickler aber arg vernachlässigt. Ein spartanisches Tutorial erklärt gerade mal einige Grundtechniken, die Endlos-Kämpfe gegen die KI langweilen schon nach wenigen Minuten und auch online stehen kaum Modi zur Verfügung. Trotzdem macht es Spaß, einem Free-for-all-Server beizutreten, einen der Spieler herauszufordern und die Klingen kreisen zu lassen: Sobald ich meinem Gegner gegenüberstehe, beginnt der Psychokrieg, weil ich nie weiß, was mein Gegenüber als Nächstes startet. Manch einer umtänzelt mich blitzschnell mit Ausweichbewegungen, Wandläufen und wirbelnden Kombos seines leichten Katanas, ein anderer wuchtet ein mächtiges Langschwert zu gezielten Hieben durch die Luft. Einige Spieler bleiben auch stocksteif stehen und warten auf meine Attacke, um z.B. mit einem schwereren Schlag zu parieren und dann selbst nachzusetzen.

Seitliche Schläge lassen sich mit der entsprechenden Laufrichtung anbringen. Eine transparente Linie symbolisiert den voraussichtlichen Weg der Klinge. Auch Hiebe aus dem Sprung und Finten sind möglich.
Mit schnellen Klingen wie dem Katana kann ich nicht blocken, sondern mich nur mit geschickten Hieben aus der Affäre ziehen. Diese Variationen und Unberechenbarkeiten sorgen für angenehm viel Adrenalin im Blut. Außerhalb der Kämpfe bleibt die kleine Community erfreulich freundlich: Die meisten Spieler starten ein Duell mit einer höflichen Verbeugung und auch der Chat dreht sich eher um nützliche Technik-Tipps als um Flüche.

Schnell oder gewaltig?

Das Kampfsystem bietet einen gelungenen Kompromiss aus realistischen Schwertbewegungen und Arcade-Attacken: Die Angriffe filetieren das Gegenüber nicht sofort, sondern leeren stattdessen mit Kombos, aufgeladenen Hieben oder einem Griff die Energieanzeige. Je nach Wahl von Schwert und Kämpfer lässt sich ein eigener Stil entwickeln, die grundsätzliche Mechanik bleibt aber immer gleich: Attackiert wird stets mit der linken Maustaste oder dem R-Knopf des 360-Controllers. Mit den Tasten 1,2 und 3 lässt sich aber die Haltung ändern, so dass ich unterschiedlich starke Schläge vom Stapel lassen kann. Dazu kommen Kombos, während derer ich frei zwischen den Schlagstärken wechsle.

Auch in der Defensive spielt die Haltung eine wichtige Rolle, denn wenn mein Gegner z.B. zu ein paar leichten Schlägen ansetzt, kann ich sie aus dem passenden Winkel und der richtigen Distanz mit einem mittelschweren Hieb abwehren. Nützlich ist auch der Griff, mit dem ich einen unachtsamen Opponenten beim Schlawittchen packe, um ihn mit einer guten Portion Schadenfreude auf die Bohlen zu befördern. Werde ich zu übermütig, erwischt er mich allerdings von dort aus mit einem hinterhältigen Konter. Die schnelleren Figuren wirbeln oft akrobatisch durch die Arena – je nach Kombination mit einem Schwert lassen sich so persönliche Techniken ausarbeiten. Auch Degen befinden sich übrigens im Repertoire.

Mühsam ernährt sich der Schwertmeister

Mix dir einen Krieger!
Genervt hat mich, dass das Verdienen der Tickets für neue Waffen so viel Zeit in Anspruch nimmt. Sie lassen sich nur auf bestimmten Servern einstreichen. Die Kulissen wirken technisch bestenfalls durchwachsen: Mal geht es in einem karg eingerichteten fernöstlichen Dojo zur Sache, später an anderen Orten wie einem generischen Einkaufszentrum. In Letzterem sollte man sich nicht zu oft neben die Rolltreppen begeben, denn  in engen Räumen kommt es gelegentlich zu kleinen Glitches oder wilden Kamerawacklern.

Meist fängt die Perspektive das Geschehen aber sinnvoll aus einer Schultersicht ein. Das Design der Klischeekrieger hinterlässt eher einen zweckmäßigen Eindruck. Wer mehr Abwechslung möchte, kann aber den Steam-Workshop nach ausgefalleneren Nutzerkreationen wie Lichtschwertern, Sly Coopers Haken oder User-Mods suchen. Fortgeschrittene Spieler können sich neben den lockeren Free-for-All-Matches auch auf Servern messen, auf denen immer nur zwei Kämpfer duellieren und der wartende Rest in der Warteschlange zuschaut. Eigene Server für bis zu 32 Spieler lassen sich ebenfalls aufsetzen, um z.B. ein Team-Match mit vier Kämpfern zu starten. Oder man nimmt an auf den Karten vorbereiteten  Wettbewerben teil – sofern sich genügend Teilnehmer finden. Meist sind lediglich einige Dutzend Spieler online.

Fazit

Blade Symphony ist wie ein kleiner Rohdiamant für Freunde von Schwertduellen: Im einfach durchschaubaren Kampfsystem steckt viel Potential und Variantenreichtum, doch es mangelt am Feinschliff. Umfang, Spielmodi und das Design der Arenen wirken reichlich spartanisch und sorgen auf Dauer für Ermüdungserscheinungen. Trotzdem lohnt es sich, immer wieder einen Abstecher in die Kampfarenen zu wagen. Sobald ich erst einmal einen Gegner herausgefordert hatte, gestalteten sich die Gefechte meist erfreulich spannend und abwechslungsreich. Wer den Nervenkitzel schneller Schwertduelle mag, sollte also trotz der minimalistischen Ausstattung einen Blick riskieren. Die verschiedenen Waffen und ihre Kombination mit den Kämpfern lassen viel Freiraum für Experimente und persönliche Spielstile.

Pro

intuitive durchschaubare Schwertkampfsteuerung
trotzdem viele Finessen möglich
hochspannende Duelle
motivierendes Zusammenstellen von Kriegern und Waffen

Kontra

wenige Mehrspielermodi
sehr minimalistische Bot-Kämpfe
gelegentliche Kameraprobleme und Glitches
austauschbares Art-Design
Waffen werden nur langsam freigeschaltet

Wertung

PC

Die Online-Schwertduelle gestalten sich erfreulich spannend und variantenreich - es mangelt aber an Umfang und Modi.

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