Test: Alekhine's Gun (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Alekhine's Gun (Action-Adventure) von Maximum Games
Schlechte Hitman-Kopie
Entwickler:
Publisher: -
Release:
11.03.2016
11.03.2016
11.03.2016
Spielinfo Bilder Videos
Im Fahrwasser eines gewissen Agenten 47 wurde auf internationalen Digital-Plattformen die Stealth-Action Alekhine’s Gun veröffentlicht, die auf kreative Tötungen zur Zeit des Kalten Krieges setzt. Das verantwortliche Team von Maximum Games bedient sich freizügig bei Elementen, die von IO Interactive in der Hitman-Serie perfektioniert wurden. Doch ist gut geklaut wirklich besser als schlecht selbst gemacht? Der Import-Test gibt die Antwort.

Kalter Krieg oder kaltes Grausen?

Eines muss man Maximum Games lassen: Für die Hintergrundgeschichte der Stealth-Action Alekhine's Gun, die nach einer besonderen Schachstellung benannt wurde, geht man eher ungewöhnliche Wege: Ähnlich wie Stephen Kings Roman "Der Anschlag" (im Original: 11/22/63) setzt man auf die Ermordung von John F. Kennedy und den Kalten Krieg der Ära. Nur, dass man hier keine Zeitreise-Geschichte inszeniert, sondern diesen definierenden Moment der amerikanischen Geschichte nutzt, um ein klassisches Meuchelmörder-Abenteuer à la Hitman zu inszenieren. Erzählt in stimmungsvollen Noir-Gemälden,  folgt man den Ereignissen rund um einen russischen KGB-Agenten, der letztlich einen Atomschlag verhindern soll. Die Geschichte gewinnt ihren Reiz nicht aus der schwachen akustischen Untermalung, bei der die Stimmen beinahe durch die Bank so klingen, als ob sie in irgendeinem Entwickler-Keller aufgenommen wurden. Es ist vielmehr die ungewöhnliche Ära, die als Hintergrund gewählt wurde und die in vielerlei Hinsicht akkurat recherchiert scheint.

Vieles in Alekhine
Vieles in Alekhine's Gun erinnert an IOs Agent 47.
Allerdings scheint Maximum nicht in seine eigene erzählerische Stärke vertraut zu haben. Denn auch wenn inhaltlich eine plausible Verknüpfung erzielt wird, wirken die ersten Abschnitte aufgesetzt, in denen man in irgendwelchen nationalsozialistischen Institutionen schleicht und meuchelt. Nicht nur, dass die hier eingesetzte verfassungsfeindliche Symbolik der Grund dafür ist, dass das Spiel hierzulande nicht auf den digitalen Vertriebswegen für PS4, One und PC zu haben ist. Diese Abschnitte sorgen weder bei der Hauptfigur noch den wesentlichen Nebencharakteren für irgendeine erkennbare Entwicklung und scheinen nur der Idee entsprungen, dass es für Spieler interessant sei, Nazis zu töten.

Grüße von Agent 47

Mechanisch ist die Inspiration unzweifelhaft IOs Hitman-Serie - und dort vor allem Blood Money. Man kann bei seinen Aufträgen nicht nur auf Schusswaffen, Chloroform oder die hinlänglich bekannte Klavierseite zurückgreifen, sondern sollte sich auch Verkleidungen aneignen, um die Aufgaben möglichst unbemerkt erledigen zu können oder einen der
Die Schussmechanik ist unter aller Kanone und wird durch die schwache Technik zusätzlich ausgehebelt.
Die Schussmechanik ist unter aller Kanone und wird durch die schwache Technik zusätzlich ausgehebelt.
schwer durchzuführenden Unfälle zu inszenieren. Das Prinzip ist bewährt und die Fans des Auftragsmörders werden sich hier schnell wohl fühlen und bestimmte Zusammenhänge schneller erkennen. In der Praxis jedoch werden die Unterschiede zwischen den beiden sehr schnell deutlich - was in erster Linie der KI zuzuschreiben ist. Muss sich Agent 47 immer wieder anstrengen und einen Plan ausbaldowern, um die fordernden Skripte der Figuren zu überlisten, ist hier entweder viel zu viel vom Zufall abhängig, unglaubwürdig oder massiv inkosistent. Das wiederum drückt sich schnell in Frust aus und beeinflusst damit natürlich direkt die Motivation. Mal kann man ohne Verkleidung einfach an Wachen vorbei spazieren. In einer anderen Situation wird man selbst inkognito aus einer großen Entfernung bereits als Gefahr wahrgenommen. Man kann in der einen Situation problemlos in Räume reinspazieren, da der vorher ausgesprochenen Warnung keine Konsequenz folgt. In einer anderen kommt man nicht mal in die Nähe der Tür, obwohl man z.B. die ranghöchste Uniform bzw. die unauffälligste Maskerade trägt, die zu finden ist.

Kommentare

tomtom73 schrieb am
Ich werd's Mal selbst antesten, wenn ich zu Ostern in Polen bin. Die ersten beiden DTS Titel waren ja damals erste Sahne. Deutlich schwieriger als Hitman. Z.B. Die Wachen haben Blutflecken auf gestohlenen Klamotten bemerkt, sofern man den Spender nicht blutlos über den Jordan befördert hat. Vermutlich daher auch die Nazimissionen: Anknüpfung an die beiden Vorgänger. Kann sein, dass der Entwicklertausch an dem Test schuld ist, kann aber auch sein, dass Hitman sich nicht gerne mit Konkurrenz misst. Absolution war schon sehr für die Masse vereinfacht worden, und jetzt noch die Episodengeschichtee, die zweifelsohne nicht nur auch Zuspruch bei Fans gestossen ist...
USERNAME_1648515 schrieb am
Das Beste an dem Test ist der erste Satz im Fazit :D Mehr als einen guten Lachangriff kann das Spiel aber wohl nicht gewinnen :D
Jazzdude schrieb am
Ich hatte mir gestern noch ein Gameplayvideo angeguckt, da wirkte das zwar wirklich 1:1 wie ein Hitmanabklatsch (selbst das Level mit Gangsterboss in Villa und Brandbeschleuniger auf dem Herd wie aus Hitman BloodMoney geklaut), aber es wirkte da zumindest recht überzeugend.
Aber der Test spricht ja eindeutige Worte, da vertraue ich mal drauf.
LeKwas schrieb am
Bei der Formatierung scheint wohl etwas schief gelaufen zu sein, ich sehe das Fazit nämlich bereits auf der ersten Seite.
Edit: fix'd
schrieb am