Digitales Gemetzel im Gotteshaus
Wenn ein Organist in einer neugotischen Kirche Melodien aus
Dark Souls spielt, ist das ein Erlebnis, das auf mehrere Arten nachhallt. Zum einen sorgen die Backsteine in diesem 1873 errichteten Gemäuer dafür, dass der Klang der Orgel die eigene Surroundanlage auf ewig in profanes Raumscheppern verwandelt. Zum anderen fühlt man sich als Atheist spätestens dann kulturtolerant umschmeichelt, wenn man auf einer Kirchenbank sitzend die ersten Klingen in seine untoten Feinde rammt.
„Gott hat das Leben lieb, der Teufel hat den Tod lieb.“ Wenn man diesem Zitat von Martin Luther Glauben schenken mag,
Welche der zehn Klassen darf es sein? Zur Wahl stehen: Knight, Mercenary, Warrior, Herald, Thief, Assassin, Sorcerer, Pyromancer, Cleric und Deprived.
befindet man sich gerade in teuflischer Gesellschaft. Denn Hidetaka Miyazaki hat zumindest ein Faible für das digitale Sterben. Dass die an PlayStation 4 samt Kopfhörer verteilten Journalisten trotzdem so selten „Bitch! Verdammt!“ oder „Fuck! Scheiße!“ geflucht haben, könnte daran gelegen haben, dass From Software den Schwierigkeitsgrad für diese Vorschauversion gezielt gesenkt hatte, damit möglichst alle die beiden Schauplätze „Highwall of Lothric“ sowie „Undead Settlement“ erreichen konnten. Man levelte quasi in Highspeed. Und trotzdem konnte man recht schnell sterben...
Jagd auf die Herren des Zunders
Was die neuen Online-Funktionen sowie die Spielbalance angeht, kann ich nach diesen knapp vier Stunden noch keine Schlüsse ziehen – bis auf die Tatsache, dass erstmals bis zu sechs Leute im Multiplayer loslegen können und es tradititionell
Hinter diesen schweren Flügeltüren wartet traditionell etwas Größeres...
leichter ist, mit einem Ritter samt Schild oder gar einem offensivstarken Zauberer zu starten, als mit einem Dieb oder Krieger. Auch über die Story samt der Nichtspielercharaktere oder Fraktionen werde ich erst im Test ausführlicher sprechen können. Trotzdem lassen sich einige Hintergründe bereits skizzieren: Asche, Glut und Feuer sind die Leitmotive in diesem Abenteuer, die sowohl spielerisch als auch thematisch immer wiederkehren.
Man befindet sich im Königreich Lothric. Ziel ist es, in der Rolle eines so genannten „Unkindled“ ( Unerleuchteter/Unentfachter) die sagenumwobenen „Lords of Cinder“ ( Herren des Zunders/der Asche) wie Aldrich, den Heiligen der Tiefe, oder Yhorm den Riesen zu besiegen. Wandelt der Held zunächst selbst als fahler Schatten umher, kann er schon bald von den Stiefeln aufwärts glimmen - was übrigens richtig cool aussieht. Man kann Glut und Asche sogar neben heilenden Estus-Flaschen trinken: Erstere lässt die Figur umgehend aufglühen, erhöht die maximale
Wie gehabt könnt ihr euren Charakter im Editor den eigenen Vorlieben anpassen.
Lebensenergie und stärkt die Defensive gegen Feuer; Letzere erhöht das Mana. Auch wenn vieles sehr vertraut wirkt, sorgt From Software also durchaus für frische Impulse.
Willkommen im ewigen Zuhause
Nach dem Einstieg samt Bosskampf erreicht man die riesige Halle des Feuerband-Schreins, die ein wenig an den Nexus in
Demon's Souls erinnert. Dort stehen die übergroßen verwaisten Throne der alten Lords wie Mahnmale - ob Ghorm der Riese dort leibhaftig sitzt, wenn man ihn geschlagen hat? Der Ausblick sorgt jedenfalls für eine kurze Gänsehaut, wenn man sich dort das erste Mal umschaut. Man fühlt sich ein paar Kameraschwenks später allerdings schon wie in einem mythischen Zuhause: Im Hintergrund hämmert ein bekannt wirkender Schmied und eine weiße Lady
Willkommen im Feuerlink-Schrein: Werden die alten Lords dort irgendwann wieder auf ihren mächtigen Thronen als Trophäen Platz nehmen? Ziel ist es ja eigentlich, sie zu besiegen...
kommentiert flüsternd den ersten Aufstieg über gewonnene Seelen; die vierte Inkarnation der unvergleichlichen Maiden in Black.
In der Nähe findet man eine alte Vettel, bei der man Nützliches einkaufen kann, und auf einer Treppe hockt ein deprimierter Kämpfer - und gerade dieser war mir ein Déjà-vu zu viel. All das kennt man ja nicht erst seit Majula aus
Dark Souls 2, sondern seit den Anfängen dieser Serie im Jahr
2009 auf PlayStation 3 Auch wenn ich einige dieser Archetypen mag, auch wenn gute Traditionen wiederkehren sollen, man denke an
The Legend of Zelda, frage ich mich: Kann From Software mit noch überraschen? Kann man auf lange Sicht mehr als bekannte Situationen aufbieten? Wen wird man auf seiner Reise und in dieser Halle noch treffen? Wie wird es sich mit Fraktionen oder Moral verhalten? Ich bin gespannt, denn Miyazaki hat mit einem verschmitzten Lächeln einige rätselhafte Charaktere versprochen und im Hinblick auf das Storytelling hoffentlich noch einige Pfeile im Köcher.