Du und nicht die Anderen
Was mir an Steep gefällt, das ist die Stimmung in den virtuellen Alpen. Als ich auf der E3 nämlich zum ersten Mal in die Berge komme, falle ich nicht aus einem Helikopter auf den Schnee, um zu fetziger Musik durch eine neonbunte Nacht zu rauschen – ich stehe alleine im Schnee und gehe in Ruhe zu einem Absprungpunkt, hätte aber auch ganz woanders hin laufen können. Erst, wenn ich auf Snowboard oder Ski wechsele, rüste ich die entsprechenden Gleiter aus. Oder aber ich schlüpfe in einen Wingsuit, was ich auf Empfehlung des Creative Directors Igor Manceau natürlich tue.
Tatsächlich schwebte Manceau eben kein SSX vor, als er Steep konzipierte, sondern das Erlebnis wirklich am Berg zu stehen – ein Erlebnis, das man mit anderen Spielern teilt, die alle auf denselben Bergketten unterwegs sind. Zum Glück wird man Erstere allerdings nicht ständig sehen, sondern stets nur wenige, die sich in unmittelbarer Umgebung
Winterflair statt SSX-Spektakel: Steep.
an ähnlichen Herausforderungen versuchen wie man selbst. Natürlich kann man einfach nur die Berge herunter fliegen oder fahren und zwar von jeder beliebigen Position aus in jede beliebige Richtung!
Noch mal!
Man kann aber auch Herausforderungen für eine der vier Sportarten (Wingsuit-Gleiten, Gleitschirm-Fliegen, Ski und Snowboard fahren) annehmen und um Zeiten oder Punkte kämpfen. Bei meinem ersten Wingsuit-Flug muss ich etwa dem Berg so nah wie möglich kommen, um möglichst lange hoch zu punkten. Selbstverständlich warten löchrige Felsen oder Strommasten dabei auf besonders waghalsige "Piloten", die zunächst um Medaillen kämpfen und später die besten Versuche ihrer Freunde als Wiederholung sehen.
Man kann das Geschehen auch jederzeit anhalten, zurückspulen, die Wiederholung verlangsamen und dasselbe mit den Rekordversuchen anderer tun. Wer will, speichert und teilt seine Aufnahmen anschließend mit Gleichgesinnten. Per Tastendruck wiederholt man daraufhin vielleicht eine Herausforderung oder sucht sich eine andere Stelle aus, von der aus man statt mit Wingsuit oder Fallschirm zu fliegen Ski oder Snowboard fährt.
Knifflige Stunts vollführt man aber auch hier.
Kniesprung
Tricks führt man dabei wie längst gewohnt über die Analogsticks aus, während man beim Halten der Schultertasten das Brett an der entsprechenden Seite greift. Zum schnelleren Gleiten geht man zudem in die Knie und mit dem Loslassen derselben Taste springt man ab, im Idealfall von einer künstlichen oder natürlichen Rampe.
Am liebsten bin ich übrigens, zumindest im Wingsuit, aus der Egoperspektive die Alpen herunter gerauscht. Das ist nicht unbedingt präziser, vermittelt aber ein besseres Gefühl für Geschwindigkeit und Gefahr. Im derzeitigen Zustand sieht Steep dabei nicht berauschend aus: Sonnenuntergänge setzen idyllische Akzente und in tiefe Spurrillen passt viel Winterflair. Weil der Schnee aber wie in Streifen zur Seite geschoben wird und die Berge vor allem in der weiten Draufsicht ein bisschen wie zur Demonstration ausgestellte Einzelstücke wirken, haftet Steep in manchen Augenblicken noch das Flair einer Tech-Demo an.