Vorschau: Everybody's Tennis (Sport)

von Benjamin Schmädig



Everybody's Tennis
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
18.04.2007
02.07.2010
Spielinfo Bilder Videos
Alle lieben Golf! Das weiß man jedenfalls aus über zehn Jahren Everybody's Golf-Geschichte. Dem Tennis fiel der Einstieg in die Erfolgsserie hingegen schwer, denn bislang gab es lediglich auf PS2 einen Filzball-Vertreter unter den nicht ganz bierernsten Sportsimulationen. Und obwohl man auch in Everybody's Tennis Sprechblasen quäkende Charakterköpfe über den Rasen scheuchte, zischten die Tennisbälle weniger beschwingt über den Bildschirm. Doch mit einer satten dreijährigen Verspätung tritt der Manga-Kader bald auch auf PSP an, wo natürlich alles besser werden soll...

Sprechblasen-Tennis

Als meine Augen die Veröffentlichung der japanischen Version von Everybody's Tennis (in Fernost Minna no Tennis, in Nordamerika Hot Shots Tennis genannt) erspähten, klatschten meine Glückshormone in die Hände: Endlich gibt es die flockigen Ballwechsel auch für unterwegs! Und schon hatte ich vor meinem geistigen Auge die Bestellung abgeschlossen, bevor ich überhaupt den Importhändler aufrufen konnte. Nur warum? Was macht die auf ein spielerisches Minimum reduzierten Sportspektakel der
Mit drei Jahren Verspätung schlagen endlich auch Hosentaschen-Profis auf. Westliche Asse müssen sich allerdings noch gedulden.
Everybody's-Serie so außergewöhnlich?

Oberflächlich gesehen ist es die sympathische Art und Weise, mit der Entwickler Clap Hanz seine liebevollen Charaktere - irgendwo zwischen Pokemon und Final Fantasy - zum Leben erweckt. Spielerisch ist es hingegen der überzeichnete Realismus sowie die Balance zwischen einfacher Steuerung und kniffligen Herausforderungen; Timing und Fingerfertigkeit stehen hier im Vordergrund. Nicht zuletzt darf ich außerdem meist einen Batzen an Klamotten sammeln, während meine Loyalität zu einer Figur deren Fähigkeiten stärkt. Doch genau da versagte der PS2-Erstling : So fröhlich man die Filzkugeln im Dschungel oder am Strand übers Netz drosch, so eintönig war das Abspulen des drögen Turniermodus' und so wenig gab es sonst zu tun.

Schluss damit! Jetzt gibt es nicht nur mehr Charaktere, Tennisplätze und Schiedsrichter; die Karriere ist auch eine vollkommen andere. So geht es im Kern natürlich noch immer darum, ein Match nach dem anderen zu absolvieren - meist ein Einzel, mal ein Doppel. Allerdings latschte ich zwischendurch durch eine Tennisschule, die Sport-Universität oder gar ein Fernsehstudio, quatsche dort mit unterschiedlichen Figuren und bestreite gegen die meisten von ihnen ein Spiel - Clap Hanz spinnt erstmals eine Story um den Sport. Da ich Japanisch nur manchmal lesen, aber selten verstehen kann, muss mein Verständnis der Geschichte jedoch warten, bis Mitte des Jahres die westliche Version erscheint. Die Idee ist beileibe keine innovative Notwendigkeit. Es tut dem Zwischendurch-Vergnügen aber durchaus gut, dem drolligen Tennis-Nachwuchs beim Grimassenschneiden zuzuschauen.

Lob, Stop, Punkt

Leider hat mich die Karriere in den ersten Stunden aber viel zu wenig gefordert. Sämtliche Matches waren dermaßen einfach, dass ich an den ähnlich zähen Einstieg zu Everybody's Golf 2  - ebenfalls auf PSP - denken musste. Das könnte zwar bedeuten, dass es später noch angenehm knifflig wird, doch zunächst bedeuten selbst allzu banale Tricks
Auch für Erwachsene: Der beschwingte Schlagabtausch auf farbenfrohen Tennisplätzen ist die Kinderschokolade unter den Tennisspielen.
einen Punktgewinn: Fast jeder gut gesetzte Lob oder Stop bringt einen Punkt und nach ihrem Aufschlag ignorieren meine Gegner die andere Seite ihres Spielfeldes geradezu sträflich... Natürlich hat es sein Gutes, dass spezielle Schläge im Vergleich zur PS2-Version erstens leichter auszuführen und zweitens wirkungsvoller sind. Statt der sinnfreien Lob-Aufschläge kann ich auf dem Handheld außerdem Risiko-Aufschläge versuchen, was Erinnerungen an Top Spin weckt und die Stellung zum Ball spielt eine größere Rolle als auf der großen Konsole. Insgesamt werden die Ballwechsel also spürbar abwechslungsreicher - sollten die Gegner nicht bald mehr draufhaben, hätte ich nur nicht viel davon.

Neu ist auch die erweiterte Anzeige meines Schussziels sowie die Angabe, ob ich einen Ball zu zeitig oder zu spät getroffen habe und wie sehr dies seine Flugbahn beeinflusst. So werden selbst junge Neulinge sehr einfühlsam an das Thema Tennis herangeführt. Neu ist nicht zuletzt auch der umfangreiche »Figuren-Bastelkasten«, in dem ich meinen Charakteren Klamotten umhänge, um Fertigkeiten wie Genauigkeit sowie Geschwindigkeit zu stärken oder einfach nur meine Designvorlieben auszuleben. Umso besser, dass ich mir das Geld dafür mit gelungenen Schmetterbällen oder Lobs auf dem Platz verdienen muss!

    
 

AUSBLICK



Erstaunlich: Wenn man nicht wüsste, dass dies nur die PSP-Variante eines PS2-Titels ist, könnte man es glatt für eine Fortsetzung halten. Clap Hanz macht diesmal fast alles einen Tick besser, was beim ersten Tennis-Ableger auf der stärkeren Konsole noch nicht ganz rund lief. Die Karriere ist abwechslungsreicher und dank der kleinen, wenn auch sicher belanglosen Geschichte, vor allem lebendiger, die Charakterentwicklung orientiert sich an dem umfangreichen Figuren-Baukasten des letzten Handheld-Golfs und die Ballwechsel spielen sich flotter, bieten größere taktische Spielräume - sind aber in den ersten Stunden auch viel zu einfach. Hoffentlich legen die Gegner noch nach, denn sonst verpuffen die guten Ansätze im spielerischen Kern zu schnell. Letztlich erwartet uns natürlich keine tiefgründige Simulation; hier gewinnt man schon mit gutem Timing und ein wenig Fingerfertigkeit. Selbst im Vergleich zum brüderlichen Everybody's Golf ist der Ableger einfacher gestrickt. Die fröhlich-freche Leichtfüßigkeit, mit der nur Clap Hanz seine Charakterköpfe über den Platz scheucht, fängt Everybody's Tennis aber scheinbar richtig gut ein.

Ersteindruck: gut

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