Special: Computerspielemuseum (Unternehmen)

von Mourad Zarrouk



Computerspielemuseum
Unternehmen
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Am vergangenen Freitag öffnete in Berlin-Friedrichshain das Computerspielemuseum nach zehnjähriger Pause seine Pforten im ehemaligen Cafe Warschau. Wir haben uns vor Ort gründlich umgesehen und mit dem Kurator Andreas Lange gesprochen.



Andreas Lange 43, hier bei der Eröffnungsrede am vergangenen Freitag in Berlin
4Players: Wie und Wann bist du persönlich das erste Mal mit dem Medium in Kontakt gekommen? Bist du selber Spieler  und welche drei Titel  sind deine Favoriten?

Andreas Lange: Ich bin kein "Gamer" im eigentlichen Sinne, zumindest nicht im Sinne eines "Dauerkonsumenten". Meine Motivation für das Museum entspringt in erster Linie einem kulturellen Interesse. Dennoch haben micht Computerspiele mein Leben lang begleitet, seit ich   1977 einen Pong-Klon von "Quelle-Universum" mein Eigen nennen durfte. Zu meinen Allzeit-Favoriten würde ich Command&Conquer, Micro Machines und Far Cry zählen.

4Players: Du warst also nicht von Anfang an fasziniert? 

Andreas Lange: Die wirkliche Faszination hat mich erst später ergriffen, als ich mich dem Thema wissenschaftlich-akademisch genähert habe. Man könnte also quasi von "Liebe auf den zweiten Blick" sprechen. Im Rahmen meiner  Abschlussarbeit in vergleichender Religionswissenschaften habe ich mich 1994 intensiv mit dem Medium im Wandel der Zeit auseinandergesetzt und die Faszination des  Themas für mich entdeckt. Meine später folgende Mitarbeit bei der USK hat dem natürlich keinen Abbruch getan - im Gegenteil.

4Players: Warum hast du dann die USK verlassen?

Andreas Lange: Dies hat direkt mit der Museumsgründung 1997 zu tun. Träger des Museums und der USK  war seinerzeit der  Fördervereins für Jugend und Sozialarbeit und  eine Doppelfunktion als Gutachter und Kurator war satzungsgemäß ebensowenig  möglich, wie eine gleichzeitiges Engagement in der Industrie. Daher musste ich mich entscheiden, was mir auch nicht schwer viel, denn zwei Jahre Jugendschutz kann man mal machen, dann kommt man aber auch schon an eine Art Ende, wohingegen man als Kurator eines Museums immer wieder neuen und spannenden Dingen und Themen begegnet.

4Players: Von 1997 -2000 war die USK  im gleichen Trägerverein wie das Museum. Hat sich das geändert?

Andreas Lange: Ja, denn die USK ist seit 2008 industrieseitig Mitglied im BIU und dem Game Verband, und wird somit nicht mehr vom Fördervereins für Jugend und Sozialarbeit getragen. Daher wurde mit  Gameshouse eine Betreibergesellschaft des  Fördervereins ins Leben gerufen, die als Träger des Museums fungiert.

4Players: Welches ist dein Lieblingsexponat im Museum und welches würdest du als außergewöhnlichstes bezeichnen?

Andreas Lange: Es gibt nicht "das eine" Lieblingsexponat.... aber sicher würde ich den  Vectrex mit seiner kompletten Ausstattung zu einem meiner Favoriten zählen, einfach weil er sich durch seine Ästhetik des Vectorbildschirms  von vielen anderen Exponaten abhebt.Dann wäre da unser Riesenjoystick zu erwähnen, der dem Begriff "Multiplayer" in eine völlig  neue Bedeutung gibt, da er alleine einfach nicht sinnvoll zu bedienen ist. In der  Kategorie "Seltenstes Ausstellungsstück" nimmt der  Computerspace-Automat als erster in Serie produzierte Spielhallenautomat von 1971 natürlich eine besondere Stellung ein und natürlich darf in diesem Zusammenhang der "Polyplay" als einziger DDR-Spieleautomat nicht unerwähnt bleiben.

4Players: Welches Exponat oder welche Exponate vermisst du und über welche Schenkung würdest du dich am meisten freuen?

Andreas Lange: Mich würden  russische Videospiele und  Automaten aus dem Ostblock sehr reizen! Da gibt es ganz tolle, urige Geräte, die gar nicht wirklich digital oder im engeren Sinne "computergesteuert" funktionierten, dem Spieler dies aber dennoch intelligent durch Film-Projektionen, Spiegel und elektromechanische Spielereien vermittelten. Solche Geräte verfügen über einen hohen Schauwert und erzählen auch ein interessante Geschichte.

4Players: Was definierst du als "erhaltenswert" für die Nachwelt. Sicher nicht alles, was heutzutage entwickelt wird...das wäre ja gar nicht zu bewältigen.

Andreas Lange: Wir treffen keine Auswahl nach inhaltlichen oder technischen Kriterien. Wir nehmen quasi alles entgegen und beschäftigen uns forschenderweise mit dem Erhalt digitaler Medien und der entsprechenden Hardware für die Nachwelt. Hier sind wir Mitglied in einem europäischen Forschungsnetzwerk, wo wir gemeinsam mit drei Zentralbibliotheken intensiv am Thema sichere, legale und dauerhafte   Archivierung von digitalen Medien arbeiten. In diesem Zusammenhang spielen beispielsweise auch  Emulatoren eine gewichtige Rolle. Wie sehen uns nicht als Instanz, welche über "Qualität" oder "Güte" des Dokuments zu richten hat, sondern einzig und allein als jene, die es für die Nachwelt erhalten möchte.

      

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