Midnight Club: LA Remix07.11.2008, Michael Krosta
Midnight Club: LA Remix

Im Test:

Auf der Xbox 360 und PS3 hat sich Rockstar mit dem exzellenten Midnight Club: Los Angeles bereits den goldenen Pokal mit einer 88%-Gravour verdient. Damit ihr unterwegs nicht auf den Tuning-Spaß verzichten müsst, lässt man auch auf der PSP die Motoren der hoch gezüchteten Geschosse aufheulen. Kann das Vollgas-Sightseeing durch die Stadt der Engel auch im Miniformat begeistern?

Gelungene Umsetzung

Natürlich kann die PSP-Umsetzung nicht mit der grafischen Brillanz von Xbox 360 und PlayStation 3 aufwarten. Daraus ergibt sich auch die Erkenntnis, dass L.A.-Kenner auf dem Handheld weniger Aha-Momente erleben werden, da die US-Metropole hier längst nicht so detailliert nachgebildet werden konnte und dadurch teilweise sogar etwas beliebig wirkt. Aber seid ihr erst mal in einen der über 30 Flitzer eingestiegen oder schwingt euch später auf den Sattel eines Motorrads, spielt dieser Umstand kaum noch eine Rolle. Denn Midnight Club: L.A. Remix sieht auch auf der PSP wahnsinnig gut aus und überzeugt vor allem bei gezündetem Nitro mit einem tollen Geschwindigkeitsgefühl, das im Gegensatz zur Konsolen-Raserei allerdings ab und zu von Slowdowns ausgebremst wird. Vor allem, wenn zusätzlich zu euren drei KI-Konkurrenten auch noch die Cops an eurer Stoßstange kleben, geht es insbesondere in Kurven mit der Framerate selten, aber dafür spürbar bergab. Auch Pop-Ups bzw. Fade-Ins sind ab und zu sichtbar, doch nimmt man diese aufgrund des hohen Tempos kaum wahr. Schaltet ihr die Fokus-Fähigkeit frei, aktiviert ihr nach einer fehlerfreien Fahrt einen Zeitlupenmodus, mit dem ihr besser durch die Kurven

Auch auf der PSP komplettieren die flotten Motorräder den ansehnlichen Fuhrpark.
kommt. Genau wie auf den Konsolen gesellen sich später auch die Spezialmanöver Agro und Roar hinzu, mit denen ihr euch durch den Verkehr pflügen könnt. Das Schadensmodell ist dabei nur rein optischer Natur, allerdings braucht es meist schon enorm krasse Unfälle, bis man überhaupt Beulen in der Karosserie oder kaputte Glasscheiben wahr nimmt.

Viele Spielmodi

Beim Umfang steht die Handheld-Variante dem großen Vorbild in fast nichts nach. Zwar erwarten euch in der Werkstatt auch bedingt durch den Wegfall der Innenausstattung und einer Cockpit-Perspektive weniger Tuning-Optionen, doch bietet der Karrieremodus zig Herausforderungen (unterteilt in drei Schwierigkeitsgrade), die euch wochenlang beschäftigen werden. Dabei wird euch keine bestimmte Reihenfolge vorgeschrieben, sondern ihr habt meist die Wahl zwischen mindestens drei Events. Neben Standardrennen liefert ihr euch auch auf der PSP vor dem eigentlichen Duell kurze Sprints zur Startlinie oder messt euch gleich in einer ganzen Serie mit anderen Fahrern. Dabei klappert ihr nicht nur der Reihe nach Checkpunkte ab, sondern gebt auch auf Rundkursen Gas, müsst Zeiten unterbieten oder euch selbst für eine optimale Route entscheiden, wenn es gilt, verteilte Checkpunkte auf der Karte abzuarbeiten oder in Rotlicht-Rennen am schnellsten das Ziel zu erreichen. Auch Liefermissionen stehen auf dem Plan, bei denen ihr ein Auto möglichst ohne Kratzer beim Kunden abliefern müsst. Auch eurem Kumpel in der Tuning-Werkstatt greift ihr ab und zu unter die Arme und spürt für ihn Kunden auf, die ihre Rechnung nicht bezahlt haben. Zur Belohnung winken nicht nur Dollarscheine, sondern auch Reputationspunkte, mit denen ihr im Fahrer-Rang aufsteigt. Genau wie auf den Konsolen sind die einzelnen Rennen und Missionen auch auf der PSP kaum durch eine Story miteinander verbunden: Ihr bekommt lediglich hin und wieder einen Anruf auf eurem Handy, bei dem kurze Erklärungen zu frisch freigeschalteten Veranstaltungen erfolgen. Leider hinken hier die deutschen Bildschirmtexte

Im Gegensatz zu den "großen" Versionen für die Konsolen findet ihr im Handheld-Remix mit Tokio eine zweite Stadt, in der ihr zig Renn-Veranstaltungen absolvieren könnt.
der englischen Sprachausgabe ständig hinterher, weshalb ihr nie das auf dem Bildschirm seht, über das gerade gequasselt wird.

Der Remix-Faktor

Einen Vorteil kann die Handheld-Variante mit dem Namenszusatz "Remix" auf jeden Fall gegenüber den Konsolenfassungen für sich verbuchen: Neben L.A. besucht ihr hier mit Tokio eine weitere Stadt, auch wenn ihr sie erst während der US-Karriere freischalten müsst. Damit liegt man zwar immer noch hinter dem Vorgänger mit seinen drei Metropolen und durch die größere Stauchung dürften beide PSP-Städte zusammen so groß ausfallen wie das Konsolen-L.A., doch bekommt ihr mit der japanischen Hauptstadt immerhin ein anderes Flair geboten als in Kalifornien. Außerdem sind einige Fahrzeuge wie der Audi RS4 oder Nissans Roadster 350Z erst im Land der aufgehenden Sonne erhältlich.

Und egal, wo ihr auf die Tube drückt, erwartet euch ein dynamischer Tag-/Nachtwechsel sowie wechselnde Witterungsbedingungen, weshalb ihr auch schon mal bei Regenwetter eure Fahr- und Driftkünste unter Beweis stellen müsst. Begleitet werdet ihr von satten Motorenklängen sowie einer breiten Musikauswahl, die unter anderem Rock-, Pop- und Hip Hop-Tracks umfasst. Weniger gelungen sind die Sprüche eurer Gegner, die sich nicht nur oft wiederholen, sondern meist ziemlich dumm ausfallen. Man muss mir nicht ständig sagen, dass ich den Wagen vor mir überholen muss, wenn ich das Rennen gewinnen will&und auf blöde Ausreden geschlagener Kontrahenten nach dem Motto "Meine Kupplung hat geklemmt" kann ich auch verzichten.    

Weltweites Rasen?

Abseits der Karriere habt ihr auch die Möglichkeit, in einem schnellen Rennen direkt in die Action zu springen, wobei hier Strecke, Modus und Fahrzeug zufällig gewählt werden. Über das Pause-Menü habt ihr allerdings die Möglichkeit, schnell in ein anderes Modell zu hüpfen, falls euch der gewählte Wagen überhaupt nicht zusagt. Wer noch mehr Einfluss auf die Rahmenbedingungen haben will, ist im Arcademodus richtig: Hier entscheidet ihr euch bereits vor dem Start für die Strecke sowie das Fahrzeug eurer Wahl und dürft auch auf alle Rennvariationen der Kampagne zurückgreifen. Zusätzlich müsst ihr im Modus Rocket dafür sorgen, massig Punkte zu sammeln, indem ihr bei einem Checkpunkt-Rennen gegen die Zeit möglichst knapp anderen Verkehrsteilnehmern ausweicht. Selbst primär für Mehrspieler-Partien ausgelegte Modi wie Capture the Flag, Paint (Checkpunkte einfärben) oder das nur für Tokio verfügbare Tag stehen hier auch für Solo-Raser zur im Kampf gegen KI-Gegner zur Verfügung. Selbstverständlich dürft ihr alternativ über eine WiFi-Verbindung mit bis zu vier Spielern um den Sieg kämpfen und Power-Ups hinzuschalten, die aber auf der PSP ähnlich unausgewogen wirken wie das Kräfteverhältnis zwischen Motorrädern und den üblichen Boliden. Zwar ist man als Biker anfälliger für Unfälle, aber ich bin überzeugt davon, dass ein perfekter Autofahrer im direkten Duell gegen einen perfekten Motorradfahrer keinen Stich hat. Leider

Habt ihr später ein prall gefülltes Bankkonto, dürft ihr euch auch hinter das Steuer echter Traumwagen klemmen, denen ihr durch Tuning-Maßnahmen noch mehr Leistung bescheren könnt.
beschränken sich sämtliche Mehrspieler-Kämpfe auf die direkte WiFi-Verbindung - einen Onlinemodus gibt es im Gegensatz zu EAs Tuningserie Need for Speed nicht.

Warten, Rennen, Warten, Rennen...

Einer der größten Kritikpunkte beim PSP-Vorgänger Midnight Club 3: DUB Edition waren die schier unerträglichen Ladezeiten, bei denen ihr vor jedem Rennen und beim Besuch der Werkstatt eine kleine Ewigkeit warten musstet. Die gute Nachricht: Ganz so schlimm ist es bei L.A. Remix nicht. Die schlechte: Der Spielfluss wird immer noch durch den Ladebildschirm massiv gestört, der teilweise immer noch über 30, teilweise sogar über 40 Sekunden im Mittelpunkt steht. Dabei müssen sehr oft neue Daten in den Speicher geschaufelt werden. Ein Beispiel: Ihr trefft in der Stadt, die nach wie vor komplett gestreamt wird, auf einen Konkurrenten und fordert ihn mit dem Fernlicht zum Duell auf. "Es wird geladen". Ihr legt in einem kleinen Vorspiel einen Sprint zum Startpunkt des Rennens hin. Danach wird...? Richtig: "Es wird geladen". Dann endlich zeigt ihr all euer fahrerisches Können und rast als Erster über die Ziellinie. Euer Hauptpreis: der anschließende Ladebildschirm! Und auch wenn ihr der Werkstatt einen Besuch abstatten wollt, zu der ihr erfreulicherweise direkt über das Pause-Menü springen könnt, müsst ihr euch vorher noch einen Moment gedulden - genau wie beim Verlassen des Tuning-Schuppens. Optimierung hin oder her - der Ladebildschirm bestimmt auch beim L.A. Remix zu oft und insgesamt viel zu lange den Spielablauf.

  

Fazit

Auch auf der PSP ist der Ausflug der Midnight Club-Serie ins sonnige L.A. gelungen: Bis auf vereinzelte Ruckler, kleine Grafikfehler wie Pop-Ups und Clippings sieht die Kulisse mit ihrem dynamischen Tag-/Nachtwechsel sowie Witterungsbedingungen super aus. Mit der sauberen Steuerung steht das Spielgefühl der grafischen Präsentation in nichts nach und es macht einfach Spaß, mit gezündetem Nitro oder auf zwei Rädern durch die Straßen und versteckten Abkürzungen der Stadt zu heizen. Zusammen mit der Fülle an Spielmodi, zwei Metropolen, massig Renn-Veranstaltungen und Tuning-Optionen bekommt ihr hier einen der besten Racer für Sonys Handheld. Doch genau wie schon beim Vorgänger wird der Geschwindigkeitsrausch auch hier von den häufigen und immer noch viel zu langen Ladezeiten ausgebremst. Ich habe keine Lust, vor und nach einem Rennen ewig zu warten, bis es endlich weiter geht! Schade ist zudem, dass es trotz gelungener Mehrspielermodi keine Möglichkeit gibt, auch online die mitunter enorm spaßigen Duelle auszutragen. Hier ist EA mit der Need for Speed-Serie einen Schritt weiter... Doch dafür lässt Rockstars attraktives Tuning-Paket den direkten Konkurrenten in allen anderen Bereichen weit hinter sich und teilt sich die Pole-Position höchstens zusammen mit seinem ebenfalls brillanten Vorgänger, der vor drei Jahren sogar 89% im Test absahnen konnte.

Pro

großer Umfang
gute Steuerung
sieht hervorragend aus
über 40 lizenzierte Vehikel (Autos
Bikes)
abwechslungsreiche Renn-Modi
Tuning
dynamischer Tag-/Nachtwechsel
verschiedene Witterungsbedingungen
zwei Städte (Tokio & L.A.)
offener Karrieremodus
meist flüssige Darstellung
Mehrspieler-Modi mit Power-Ups
gelungenes Geschwindigkeitsgefühl

Kontra

häufiges Nachladen
lange Ladezeiten
vereinzelte Slowdowns
schwache Story ohne Dramaturgie
Ton und Text passen meist nicht zusammen
unausgewogene Power-Ups
Motorräder übermächtig
(optisches) Schadensmodell nur sehr rudimentär
kein Onlinemodus
Städte stark zusammen gestaucht

Wertung

PSP

Das Warten beim Ladebildschirm lohnt sich: Mit Midnight Club: LA Remix bekommt ihr eines der besten Rennspiele für die PSP!

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