Secret Agent Clank24.06.2008, Benjamin Schmädig
Secret Agent Clank

Im Test:

Man könnte meinen, die besten Kumpels der großen "Helden" hätten ein perfides Komplott geschmiedet: Erst landete Jak im Gefängnis, was Daxter die Tore zu seinem ersten eigenständigen Abenteuer öffnete und jetzt wird auch Ratchet wegen Diebstahls verhaftet... "Geheimagent Clank, ihr erster eigenständiger Einsatz wartet!"

"Es ruckelt!"?

Im Vergleich zu den Jump&Run-Kollegen Jak und Daxter ist es schon das zweite Mal, dass Ratchet und Clank aus Sonys Spielekasten winken - entsprechend groß ist denn auch der Wiedererkennungswert. Die Kulissen sind zwar neu, ihre technische Herkunft sieht man ihnen jedoch an. 

Früher Helfer, jetzt Held. Und Karate kann er auch!1:0 für Secret Agent Clank (ab 9,30€ bei kaufen), denn genau wie in Size Matters flutschen Wände, Kisten, Gegner und etliche Projektile ohne Futter für "Es ruckelt!"-Rufer über den  Bildschirm. Wer es nicht dem Comic-Stil zuschreiben will, darf zwar einige matschige Oberflächen monieren. Auf dem kleinen Bildschirm reichen die Details aber aus, um lebendige Schauplätze zu erschaffen. Dass man wegen der zickigen Kameraführung nicht immer alles im Blick hat, fällt zum Glück nur selten ins Gewicht.

Darum geht's: Ratchet wird dabei ertappt, wie er das Auge der Unendlichkeit vom Museumssockel mopsen will. Weil er bei dem versuchten Diebstahl allerdings ausnahmsweise auf seinen Kumpel Clank verzichtet hatte, kann der sich um Ratchets Befreiung kümmern. Doch wann hat sich der halbwüchsige Roboter eigentlich vom kleinen Helfer zum berühmten Geheimagenten gemausert? Wird nicht verraten. Eine echte Fortsetzung zu Tools of Destruction PS3 ist Secret Agent Clank übrigens ohnehin nicht - diese Geschichte soll wohl exklusiv auf PS3 weiter erzählt werden.

Geschwärzter Heldenkumpel

Geschichtswirrwarr hin oder her; Clank steckt neuerdings im schwarzen Anzug (sprich: in einer schwarzen Lackierung samt aufgemalter Fliege) und lauscht Bond-kompatiblen Melodien, während er sich an feindlichen Blechkisten vorbei schleicht. "Blechkisten" bedeutet natürlich Wachposten - das Schleichen müsst ihr allerdings wörtlich nehmen. Schließlich stürzen sich die Gegner nicht auf euch, sobald ihr einen Raum betretet, sondern stehen so lange ruhig am Platz, bis sie euch entdecken. Manche laufen auch Patrouille und fliegende Sicherheitskameras scannen die Umgebung. Nun müsst ihr weder wie ein Fischer oder eine Schlange über den Boden kriechen - es reicht aus, wenn Clank nicht in den Sichtkegel der Wachen läuft oder sich als Pflanze tarnt, sobald eine Wache in seine Richtung blickt (herrlich!). Gelangt er auf diese Art heimlich in den Rücken

Knifflige Verfolgungsjagd: Um nicht gesehen zu werden, kann sich Clank als Kunde verkleiden.
eines Feindes, könnt ihr diesen nach schnellem Drücken von vier angezeigten Tasten lautlos unschädlich machen. Das erhöht den Bonus für die so erhaltenen Schrauben, was wie gehabt eure Währung für Munition sowie Waffen ist. Erledigt ihr mehrere Gegner, ohne Alarm auszulösen, steigt der Bonus weiter - eine schöne Belohnung für cleveres Vorgehen!

Die Holotarnung

In einigen Abschnitten heißt es "Game Over", sobald Clank entdeckt wird - meistens kann ihr sein Vorgehen allerdings frei aussuchen. Und manchmal bieten sich selbst in den Schleichpassagen alternative Pfade an, über die der Blechagent mit geschickten Sprung- und Klettereinlagen ans Ziel gelangt. Nun erlebt ihr in Secret Agent Clank keine offene Welt mit Dutzenden möglichen Vorgehensweisen; ganz im Gegenteil sogar. Das frische Stealth-Lüftchen macht die Werkshallen, Museen oder Ballsäle, durch die ihr Clank begleitet, einfach nur einen Tick lebendiger und einen zweiten Durchlauf umso sinnvoller. Schließlich dürft ihr jeden Abschnitt, den ihr einmal gesehen habt, jederzeit wiederholen - einfach nur so oder weil ihr ein paar zusätzliche Schrauben sammeln wollt.     

Doch auch, falls ihr euch als brachialer Ratchet-Verschnitt durchballern wollt: Das ist wegen der flexibel einstellbaren Steuerung zwar möglich, ganz abschalten dürft ihr eure Mikrochips, Verzeihung: graue Zellen, allerdings nicht. An einigen Türen oder Hindernissen kommt Clank nämlich nur in Verkleidung vorbei. Gentleboter, der er ist, schlüpft er dafür natürlich nicht ins geklaute Abendkleid alter Damen! Stattdessen knipst er das Foto eines Widersachers und mischt sich anschließend als holografisches Abbild des "Opfers" unerkannt 

Herrlich: Mit Qwark die Welt zu retten, gehört zu den amüsanten Höhepunkten!
unter die Gegner - die "Holokamera" wandelt dabei nicht nur Daten um, sondern liefert in Textform auch köstliche Beschreibungen der im Bild befindlichen Roboter.

Qwarks großer Auftritt

Überhaupt kommt das Schmunzeln auch diesmal nicht zu kurz. Filmische Szenen und sehr gute Synchronsprecher versprühen zwar weder herausragende Situationskomik noch ultimativen Sprachwitz, doch allein die Arenakämpfe des blöden Kapitän Qwark machen das locker wett. Richtig: Diesmal ergreift ihr erstmals auch als der grüne Möchtegern-Held das Schießeisen, wenn er einem Autobiografen von den packendsten Momenten seines Weltretterdaseins berichtet. Genauer gesagt spielt ihr die zusammengesponnenen Szenen nach, während Qwark im Hintergrund erzählt, was wie passiert ist. Ob er dabei die Welt vor einer Art Robo-Godzilla rettet oder singend über eine Theaterbühne tobt - die Abschnitte sind wunderbare Ausgeburten blöder Ideen! Dagegen stinken Ratchets Erlebnisse während seiner Zeit als Gefangener gehörig ab, denn in diesen versüßen nicht einmal witzige Episoden oder Kulissen das anspruchslose Ballern. Mit dem Plot haben weder diese noch Qwarks Abstecher zu tun. Dass es sich bei beiden ausschließlich um Arenakämpfe handelt, macht sie noch dazu spielerisch belanglos.

Schade auch, dass die Entwickler diesmal auf witzige Minispiele wie den Lemmingverschnitt oder den Weltraum-Shooter mit einem übergroßen Clank-Raumschiff verzichten. Trotz gelegentlicher Verfolgungsjagden über Wasser oder Eis, hält sich die Abwechslung in dem kurzen Spiel deshalb in sehr engen Grenzen. Die Tetris-Hommage, mit der Clank Schlösser knackt, wirkt zudem enttäuschend einfallslos.

Waffen, Gadgets, Gadgetbots

Im Gegenzug zeugen die zahlreichen Waffen vom unglaublichen Einfallsreichtum der Entwickler - Serientradition ist Serientradition, selbst wenn keiner der PSP-Ableger von Insomniac Games entwickelt wurde. Während sich der Flammenwerfer z.B. noch unter die üblichen Verdächtigen einreiht, gehört die zuvor

Auch Ratchet ist mit dabei. Als Gefangener muss er sich in einigen Arenakämpfen zur Wehr setzen.
erwähnte "Holokamera" zu den coolsten Erfindungen. Mein Favorit ist aber die riesige Fleisch (und Metall) fressende Pflanze - ein ausgesprochen praktischer Begleiter! Und natürlich dürft ihr die Waffen in mehreren Schritten aufrüsten: Wie gewohnt, indem ihr den jeweiligen Ballermann im Kampf einsetzt.

Gelegentlich kommen zudem die bekannten Gadgetbots zum Einsatz - genauer gesagt ruft sie Clank immer dann zu Hilfe, wenn er in der Patsche steckt. Die drei mechanischen Helfer knobeln sich dann ähnlich wie die Tokobots durch vertrackte Abschnitte. Einmal müssen sie Clank allerdings vor den Angriffen winziger Mini-Mechs schützen, während der in einem Rhythmusspiel Poker spielt. Die Szene spiegelt anschaulich wider, was die Entwickler wollten - aber nicht ganz erreicht haben: Die Idee klingt unterhaltsam, doch erstens eigenen sich die Gadgetbots nicht als reine Actionfiguren und zweitens funktionieren die auch an anderer Stelle eingesetzten Rhythmusspiele nicht wie sie sollen. Das liegt einfach daran, dass der geforderte Tasten-Rhythmus in der Musik kaum hörbar ist. Stellenweise drückt ihr deshalb scheinbar willkürlich auf die Knöpfe, anstatt zu coolen Beats oder Breaks zu trommeln. So flott sich der zum Spion umgeschulte Sidekick auch spielt, so spaßig das Wechseln zwischen Tarnen, Schleichen und Schießen auch ist: Beim Drumherum enttäuscht Clank nicht nur deshalb, weil er auch auf Mehrspieler-Action komplett verzichtet.  

Fazit

Clanks erstes ureigenes Abenteuer ist ein runder Spaß, der eine gesunde Brise frischer Ideen in das Ratchet&Clank-Universum pustet: Das Schleichen funktioniert zwar nur auf dem einfachsten Level (Umgehen und Ausknocken), macht das Spiel aber lebendiger und den Ablauf unvorhersehbarer. Außerdem geht die Action genau so flockig von der Hand wie man es bisher nur von Ratchet gewohnt war; allein das ständige Aufrüsten der ausgefallenen Waffen motiviert Blechspione ungemein. Zumal ihr auch mit Ratchet sowie Qwark Arenaschlachten schlagt - doch genau dort, wo Secret Agent aus seinem Alltag ausbrechen will, verliert es sich in der Mittelmäßigkeit unausgegorener Ideen. Vom stupiden, sich ständig wiederholenden Ballern in der Arena über das langweilige Schlösserknacken oder die monotonen Rhythmusspiele bis hin zu fehlenden Mehrspieler-Möglichkeiten: Clanks Umfeld hinkt Ratchets abwechslungsreichen Zeitvertreiben deutlich hinterher. So vergeht die spannende Agenten-Episode leider, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Pro

dreigeteilter Plot...
urkomische Qwark-Abschnitte...
etliche, teils ausgefallene Waffen
Wahl zwischen Schleichen und Schießen
abwechslungsreiche Missionen
verschiedene Steuerungsmöglichkeiten
schicke, dafür meist sehr kurze Schauplätze
gute deutsche und englische Stimmen

Kontra

<P>
... dem dadurch der rote Faden fehlt
... die spielerisch aus reinem Ballern bestehen
Kamera zeigt gelegentlich nur die Wand
kaum witzige Minispiele
unausgegorenes Rhythmusspiel
spannungsarmes Schlösser knacken</P>

Wertung

PSP

Ein gelungener Einstieg für Agent Clank - der auf Dauer aber zu monoton spioniert.

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