Cars: Race O Rama19.11.2009,
Cars: Race O Rama

Im Test:

Da sieht man mal, wie sehr sich das Geschäft mit den großen Namen lohnt: Obwohl sich schon die erste Umsetzung zum Pixar-Streifen im unteren Mittelfeld festgefahren hatte, griffen laut THQ nicht weniger als sieben Mio. junge Rennfahrer zu der Zweitverwertung. Kein Wunder also, dass diese nicht nur einen Nachfolger gebar, sondern heuer sogar Großvater wird. Aber wie das mit der familieninternen Fortpflanzung so ist: Die Gene werden mit den Jahren beileibe nicht besser…

(K)eine Filmumsetzung

Es ist die Umsetzung eines Films - was soll man sagen, das noch nicht tausendmal durchgekauft wurde? Vielleicht das hier: Race-O-Rama ist sogar noch weniger als eine Filmumsetzung, denn es kommt als eigenständiger Ableger daher. Was ja nichts Schlechtes ist; man denke im besten Fall an Indiana Jones and the Fate of Atlantis! Was allerdings dann ein schlechtes Zeichen ist, wenn die zweite Fortsetzung nur ein verwachsenes Zitat des ohnehin sehr mäßigen Erstlings ist.

Ländliche Langeweile

Wobei: Da hat THQ gerade noch mal Glück. Wesentlich belangloser als Cars kann der mit "Race-O-Rama" untertitelte Nachkomme nämlich gar nicht  sein. Und das ist er auch nicht. Noch immer rast der sympathisch-arrogante Champion Lightning

Video: Lightning McQueen ist zurück. Und diesmal lässt sich der Draufgänger gehörig pimpen!McQueen durch seine neue Heimat Radiator Springs, in der er sich frei bewegen kann und wo er feste sowie zahlreiche optionale Rennen austrägt. Und man heißt die Freiheit willkommen, so lange man sich nicht daran stört, dass der offene Schauplatz ausschließlich als fast bedeutungslose Zwischenwelt vor und nach den Rennen dient. Zum Glück erspart man sich die Fahrtzeiten zum Startpunkt dank Direktwahl auf der Landkarte. Die Rennen werden ja ohnehin als separate Ereignisse in abgegrenzten Arealen geladen - bis auf überall verteilte Extrapunkte zum Freischalten neuer Stoßstangen oder Reifen ist die offen Welt nur Fassade. Immerhin führt mich Lightnings Weg zum Race-O-Rama durch sehr unterschiedliche Lokalitäten, u.a. in die Berge sowie zu einer Art kalifornischer Strandpromenade.

Ach ja: Das Race-O-Rama ist ein großes Rennen, das wie üblich nicht nur Lightning, sondern auch der grobschlächtige Chick Hicks gewinnen will. Und wenn er das gelänge, würde er anschließend nicht nur McQueens Fahrschule übernehmen, sondern Radiator Springs gleich noch mit. Mit einem Wort: bla. So gelungen einige der Zwischensequenzen die liebenswerte Mimik der Filmfiguren nachahmen, so oberflächlich und bemüht bleibt der Plot. Die Geschichte wird zudem nur in wenigen Szenen weitergesponnen, während mich monotone Country-Gitarren auf einem müden Klangteppich einlullen. Gott sei Dank schrecken mich hin und wieder die sich ständig wiederholenden Kommentare sämtlicher Rennteilnehmer hoch: Was im Englischen zumindest erträglich klingt, wirkt spätestens auf Deutsch eine Idee zu gekünstelt. Umso bedauerlicher, dass die Wii-Fassung als einzige auf den O-Ton verzichtet.   

Viel Arbeit für Autos

Ansonsten gleichen sich sämtliche Konsolenversionen übrigens. PS2-Raser müssen zwar mit deutlichen Einbrüchen der Bildrate und erst spät auftauchenden Details rechnen, dafür funktioniert die Steuerung überall besser als auf Nintendos Wackel-Konsole. Wii-Besitzer lenken nämlich entweder durch das Kippen der quer gehaltenen Remote, was nach wie vor zu unpräzisen Manövern führt, oder sie steuern per Analogstick. Dann liegt der wichtige Turbo auf C, das Sliden auf Z, und um diese Manöver auszuführen, muss man beide Tasten gedrückt halten. Nun ist es ein wichtiges Element, dass das Driften den Boost schnell wieder auflädt. Es ist also nicht nur sinnvoll, sondern richtig motivierend, mit vollem Turbo um eine Kurve zu schlittern - was durch die undurchdachte Tastenbelegung

Die verschiedenen Szenarien und abwechslungsreichen Rennen sind die größte Stärke des Race-O-Ramas.
ad absurdum geführt wird! An solchen Schludrigkeiten wird deutlich, wie lieblos Race-O-Rama runterprogrammiert wurde. Ähnlich wohldurchdacht wirkt z.B. die Tatsache, dass sich das Spiel die von mir gewählte Perspektive nur manchmal merkt; auf PS3 muss ich sie sogar nach jedem Szenenwechsel neu einstellen. Und von denen gibt es dank der Ladebildschirme vor und nach jedem Rennen immerhin sehr viele...

Nein, der lieblose lizenzierte Geldesel trabt ja nicht einmal schlecht: Man kann Lightning durch aufgesammelte Extras sogar visuell aufbohren, die Rennen sind dank zuverlässiger Gummiband-Gegner halbwegs spannend und die unterschiedlichen Ereignisse bringen viel Abwechslung nach Radiator Springs. Es gibt das polizeiliche Jagen und Verfolgen von Zu-schnell-Fahrern, das Zeitfahren durch enge Pylonen, Monster Truck-Rennen sowie eine Art Mario Kart, bei dem Guido im Wettlauf mit anderen Gabelstaplern Extras aufsammelt, die allerdings umgehend automatisch aktiviert werden. Im Arcade-Modus darf man sämtliche Varianten sogar unabhängig von der Karriere und wahlweise auch auf geteiltem Bildschirm spielen. Race-O-Rama erfreut - für einen Mittelklassewagen - zudem mit einem soliden Äußeren, die etwas zu sensible Lenkung geht meistens trotzdem locker von der Hand und die nervenden Rempeleien einiger Kontrahenten kann man in Anbetracht des niedrigen Anspruchs sogar verschmerzen. Nein, schlecht ist das nicht. Es ist nur so schrecklich belanglos.

In klein ganz groß?

Mit noch weniger Aufwand lassen sich die Handheld-Fassungen zurückfallen. Deren geradliniges Abklappern von jeweils drei Rennen, bevor es an die nächsten drei geht, verlangt nämlich noch weniger Benzin im Blut als die Konsolen-Titel. Mein Tipp: Schaltet den Schwierigkeitsgrad gleich zu Beginn auf die höchste Stufe, wenn ihr eure Karriere besonders am DS nicht binnen etwa einer Stunde hinter euch bringen wollt. Danach warten

Trotzdem werden die Rennen vor allem auf Dauer schnell eintönig.
nämlich lediglich Veranstaltungen, in denen ihr die bekannten Kurse noch einmal abklappert, während ihr in verschiedenen Herausforderungen Pylonen abräumt, möglichst viel driftet oder auf Zeit rast. Auf PSP und DS müssen McQueen und seine Kumpels übrigens auf äußerliche Kosmetik verzichtet - stattdessen kaufen sie mit den aufgelesenen Schraubenschlüsseln Spezialfähigkeiten. So nutzt McQueen nicht nur seinen Boost, sondern fährt ungehindert durch Wasserlachen oder durchbricht Hindernisse, um an weitere Schraubenschlüssel zu gelangen.

Technisch sind PSP-Piloten dabei im Vorteil, weil ihr Race-O-Rama nicht nur flüssiger läuft, sondern weil stimmungsvolle Sonnenuntergänge auch in eine idyllische Western-Kulisse leuchten. Abgesehen davon laufen auf dem Sony-Bildschirm die Filmsequenzen der großen Versionen, während DS-Zuschauer mit gekürzten Standbild-Szenen Vorlieb nehmen. Im Gegenzug lädt sich der PSP-Boost nicht sofort wieder auf, wenn ein Turbo gezündet wurde. DS-Raser kommen so nämlich unverschämt schnell wieder zu einem neuen Turbo - auch Sprünge und Drifts helfen dabei - was meine Motivation immerhin im spürbaren Bereich gehalten hat. Zusätzlich treten Handheld-Piloten per WiFi an, wofür sie auf DS sogar nur ein Modul benötigen. Dann steht zwar nur ein (ausgesprochen kniffliger) Kurs zur Wahl, aber immerhin. Ich weiß; das klingt alles furchtbar trocken. Aber genau das ist es eben auch. Von der Musik über die Kulissen, den Ablauf bis hin zu den eigentlichen Rennen: Race-O-Rama brütet sein sowohl auf Konsole als auch Handhelds bewährtes Prinzip samt solider Technik nahezu unverändert einfach noch mal aus. Leider tut es dabei nicht einmal so, als wolle es mehr sein als ein spartanisches Gerüst, auf dem - der Lizenz sei Dank - sympathische Figuren herumtollen. 

Fazit

Haben die sieben Mio. Käufer der ersten Lizenzumsetzung kaum Geld in die Kassen von THQ gespült? So lässt sich jedenfalls vorzüglich lästern, wenn man sieht, wie lustlos den vielen treuen Fans beinahe dasselbe Cars noch einmal zum Fraß vorgeworfen wird. Dabei birgt das Herumfahren in der offenen Welt der Konsolen-Fassungen viel Potential; die Herausforderungen sind sogar eine Stärke des Spiels! Aber bis auf das Abspulen der allzu gewöhnlichen Rennen gibt es einfach zu wenig zu entdecken. Auch das Verzieren der Trickfilm-Helden ist zwar eine nette Dreingabe - dennoch ergibt das Schraubenschlüssel-Sammeln erst auf PSP oder DS einen Sinn, wo man im Austausch zusätzliche Fähigkeiten erhält. Blöd nur, dass Lightning McQueen auf beiden Handhelds durch eine belanglose Karriere geschleust wird. Dieses Cars ist nett, dieses Cars passt, dieses Cars hat sich in drei Jahren kaum entwickelt. Es ist spielerischer Inzest im langweiligsten Sinne. Es ist vom Menü über die Musik bis hin zur Steuerung so rudimentär, dass sich die gefühlte Lustlosigkeit der Entwickler viel zu schnell auch beim Spielen breit macht.

Pro

motivierendes Boost-Aufladen
sympathische Zwischensequenzen (alle außer DS)
offene Umgebungen, zahlreiche Rennen (Konsolen)
sämtliche Renntypen per geteiltem Bildschirm (Konsolen)
zahlreiche äußerliche Upgrades für alle Wagen (Konsolen)
eine Handvoll Spezialfähigkeiten zum Aufrüsten (Handhelds)
schicke Licht-/Schattenspiele (PSP)
unterschiedliche WiFi-Mehrspieler-Möglichkeiten (PSP)
2-Spieler-WiFi-Mehrspieler mit einem Modul (DS)

Kontra

abwechslungsreiche (Konsolen), aber sehr kurze Karriere (alle)
keine fordernden bzw. clever fahrenden Gegner
schubsende Kontrahenten stören Spielfluss (Konsolen)
wenige Sprüche wiederholen sich viel zu häufig
später Bildaufbau und starkes Stottern (PS2)
nervöse Lenkung und unpräzises Driften
unbequeme, teils verunglückte Steuerung (Wii)
monotone Musik

Wertung

360

Auf den großen Konsolen wirkt die dritte Lizenzverwertung am reifsten - ist aber trotzdem nur ein lustloser Aufguss der Filmumsetzung.

Wii

Mit Nunchuk und Remote leidet die Steuerung unter unglücklichen Tastenbelegungen.

PlayStation2

Inhaltlich gleich mit den großen Versionen, müssen PS2-Raser mit Einbrüchen der Bildrate und langen Ladezeiten rechnen.

NDS

Die Handheld-Karriere ist zu kurz, zu einfach und lässt bis zum Abschluss Abwechslung missen.

PSP

Die Handheld-Karriere ist zu kurz, zu einfach und lässt bis zum Abschluss Abwechslung missen.

PlayStation3

Auf den großen Konsolen wirkt die dritte Lizenzverwertung am reifsten - ist aber trotzdem nur ein lustloser Aufguss der Filmumsetzung.

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