Invizimals20.11.2009, Jan Wöbbeking
Invizimals

Im Test:

Der Job als Redakteur ist mitunter schwieriger, als ich es mir vorgestellt habe; vor allem, wenn sich kleine Kampfmonster in den benachbarten Büros der 4P-Spielewiese verstecken. Es ist gar nicht so einfach, einen Entwickler zum Stillhalten zu zwingen, ihm eine Pappkarte vors Gesicht zu halten, mit der anderen Hand darauf zu kloppen und die Aktion zusätzlich noch mit der PSP zu filmen. Doch genau das verlangt Sonys Invizimals (ab 4,99€ bei kaufen) von mir - andernfalls verschwindet das scheue Tierchen viele Minuten lang von der Bildfläche.

Ärger sie alle!

Anders als in Pokémon turnen die 123 sammelbaren Kampfbiester nicht in einer Fantasywelt, sondern direkt vor meiner Nase herum - zumindest wenn ich die Umgebung durch den Bildschirm meiner PSP betrachte. Möglich wird das Kunststück durch die Go!Cam,

Auch Video-Redakteur Dieter ist nicht vor Kampfkröten sicher.
welche direkt auf den oberen Mini-USB-Slot gestöpselt wird und die Umgebung filmt. Wer die Hardware bereits besitzt, kann sich das Spiel einzeln zulegen - alle anderen greifen zum Bundle. Die Jagd ist geschickt in eine Verschwörungs-Geschichte eingebunden. Ingenieur Keni aus Sonys japanischer Hardware-Entwicklung nimmt in kurzen Videos immer wieder Kontakt mit mir auf. Mein Auftrag ist es, die frisch entdeckten, nur mit der PSP sichtbaren Invizimals zu jagen und zu verhindern, dass ein fieser Terrorist die Kampfzwerge für finstere Zwecke einsetzt.

Meist muss ich bei der Jagd einfach einen bestimmten Farbton wie z.B. rot, blau oder eben die vornehme Bildschirmblässe des Entwickler-Kollegen Reinhard aufspüren. Ist eine entsprechende Fläche gefunden, fange ich das Tier mit teils lustigen, teils hakelig bedienbaren Minispielen ein. Mal muss eine Kröte mit einem Richtungspfeil auf die Pappfalle gelockt werden, ein anderes mal weiche ich der durchs Büro fliegenden Kampfkrähe "Bandolero" mit der PSP aus und lasse ihn im passenden Moment vor den Bildschirm knallen. Quietschend rutscht er dann an der Scheibe herunter und befindet sich fortan in meiner Sammlung, wo ich meine Biester unter die Lupe nehmen kann.

Virtueller Streichelzoo

Wenn ich z.B. meine Feuerechse anstupse, zuckt sie zusammen, springt ein Stückchen zur Seite oder faucht meinen Zeigefinger an. Viel mehr kann sie zwar nicht, trotzdem macht es Spaß, den Winzling vor meiner Tastatur zu piesacken. Im Katalog lässt sich meine frisch gefangene Monster-Sammlung genau betrachten. Auch beim Kämpfen und beim Fangen kommt die "Augmented Reality" genannte Technik zum Einsatz: Ähnlich wie in The Eye of Judgement stehen sich zwei Tierchen gegenüber und bekriegen sich auf dem Küchentisch, 

Auf ihn mit Gebrüll: Mit jedem Feuerknopf lässt sich eine Attacke ausführen.
der Tastatur oder einem beliebigen anderen Plätzchen, welches hell genug beleuchtet ist. Die Kamera orientiert sich auch hier an dem mitgelieferten rechteckigen Kärtchen.

Die Krieger werfen sogar hübsche Schatten auf die Umgebung. allerdings tänzeln sie nicht immer korrekt durch die Wohnung: Wenn der Winkel zu steil ist oder z.B. ein Finger die Sicht stört, blinken sie wild durch die Gegend. Nachdem ich mir eine gute Perspektive gesucht habe, klappt die Bildmontage in Echtzeit aber recht ordentlich. Erschwert wird das Unterfangen dadurch, dass ich meinem Schützling nicht nur einfache Kampfbefehle geben, sondern zwischendurch kleine Blasen anvisieren muss, welche sich im Shop für Extra-Attacken sowie Energie- und Ausdauerpakete ausgeben lassen.         

Timing ist alles

Das Durchhaltevermögen ist ein wesentlicher Spielfaktor: Teile ich mir Schläge und Blöcke falsch ein, muss mein Invizimal ständig kleine Erholungspausen einlegen. Timing ist allgemein wichtig für einen Sieg. Statt ein Monster höchstpersönlich zu steuern, erteile ich ihm nämlich

Trotz etwas trägem Spielablauf ist gutes Timing gefragt.
mit den Feuerknöpfen unterschiedlich schnelle und mächtige Angriffsbefehle der Kategorien Brand,  Gift, Biss, Schall, Schnitt und Sturm, welche prompt ausgeführt werden.

Mit den Schultertasten wird geblockt und eine Spezialattacke ausgelöst. Lasse ich z.B. ein Erbeben los, entsteht ein fetter Riss in der Tischplatte, in welchem brodelnde Lava glüht. Die Aktion sieht zwar hübsch aus, wird aber durch umständliches Schütteln der PSP ausgelöst - meist dauert es eine Weile, bis die schwammige Gestenerkennung meine Bewegungen richtig interpretiert. Oder ich schalte mit dem Steuerkreuz durch die Extras und verpasse meinem Kämpfer einen Energie- oder Ausdauerschub.

Weltweite Gefechte

Die etwas trägen Echtzeit-Gefechte laufen nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip ab. Jedes Monster besitzt ein Element wie Feuer oder Eis sowie spezifische Attacken, welche je nach Gegner unterschiedliche viel oder überhaupt keine Wirkung zeigen. Die kleinen Biester lassen sich durch fleißiges Kämpfen natürlich gehörig aufmotzen. Auch online darf ich sie in den Kampf schicken: In den drei Regionen Asien, 

Vorsicht, bissig: Der Snapper macht seinem Namen alle Ehre.
Amerika und Europa kann ich eine Lobby erstellen, in welcher ich die aufgepeppelten Schützlinge gegen die Exemplare anderer Bändiger antreten lasse. Gelegentlich haben mich allerdings starke Lags den Sieg gekostet. Auch Tauschgeschäfte sind möglich. Ich darf selbst bestimmen, wie viele frisch gefangene schwache Invizimals oder Extras mir ein hochgezüchteter Krieger wert ist.

Besitzer der neuen PSP Go sollten mit dem Kauf warten, bis Sony im kommenden Jahr einen Kamera-Adapter veröffentlicht. Trotz ähnlichen Namens past die Go!Cam nämlich noch nicht auf das neue Download-Handheld. Probleme gab es im Test auch mit unserer PSP 2000: Hier passt die Kamera zwar perfekt in die Mini-USB-Buchse, doch ständige Abstürze haben den Titel unspielbar gemacht. Auf meiner alten PSP 1000 trat das Problem aber nicht auf.      

Fazit

Schade, dass die PSP und die Go!Cam mit dem Einbinden der kleinen Kampfmonster in eine Umgebung mitunter überfordert sind. Die knuffigen Invizimals turnen zwar äußerst hübsch animiert vor meiner Nase herum, doch nicht selten wird das Bild nicht richtig erkannt, wodurch die Protagonisten ausgeblendet oder wild über den Schreibtisch teleportiert werden. Wenn genug Lichter eingeschaltet sind und meine PSP die Action aus dem richtigen Winkel einfängt, offenbart Invizimals aber seine Stärken: Die Echtzeit-Kämpfe laufen im Vergleich zu blitzschnellen Kloppern wie Custom Robo Arena zwar recht träge ab, bieten aber dank großem Umfang jede Menge Potenzial für taktische Gefechte mit zig Monsterkonstellationen. Ärgerlich ist aber, dass manche Gesten-Minispiele wie das Zeichnen eines Feuerkreises durch schwammig erkannte Kamerabewegungen zur Geduldsprobe werden. Auch massenhafte Abstürze wie auf unserer PSP 2000 dürfen auf einer Konsole nicht auftreten.

Pro

<P>
erfrischendes Spielkonzept
knuffiges Design
123 aufmotzbare Monster
großer Umfang
Tierchen sind gut animiert
Internet-Kämpfe
sinnvolles Off- und Online-Tauschsystem
geschickt eingebundene Rahmenhandlung</P>

Kontra

<P>
etwas schwerfällige Kampfsteuerung
schwammige Gesten-Attacken
Kamera erkennt die Falle nicht immer korrekt
Kommentare wiederholen sich ständig
auf unserer PSP 2000 durch ständige Abstürze unspielbar</P>

Wertung

PSP

Gute Idee, halbgare Umsetzung: Die etwas trägen Monsterkämpfe in der eigenen Wohnung bieten jede Menge Tiefgang, kranken aber an hakeligen Gesten und anderen technischen Problemen.

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