Dead or Alive: Paradise09.04.2010, Mathias Oertel
Dead or Alive: Paradise

Im Test:

Dass die PSP als Recycling-Plattform für PSone- oder PS2-Titel genutzt und in einigen Fällen gar missbraucht wird, ist mittlerweile normal. Dass einem vorher auf Xbox erhältlichen Titel diese Ehre widerfährt, ist eher ungewöhnlich. Und dass es sich dabei auch noch um eine mittelmäßige Fleischbeschau handelt, macht die Veröffentlichung von Dead or Alive Paradise fragwürdig. Oder ist es Tecmo vielleicht doch gelungen, mehr als nur Busen-Physik auf das PSP-Display zu zaubern?

Silikon-Recycling

Dass sich das Dead or Alive-Universum für mehr ge- oder besser missbrauchen lässt als Prügel-Action hat Tecmo vor ein paar Jahren mit Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball sowie der Fortsetzung Dead or Alive Xtreme 2 bewiesen. Und zumindest in einem Punkt war die Verbindung von Dead or Alive zu den Minispiel-Sammlungen mit Urlaubsflair auf 

Prall gefüllte, immer knapper werdende Bikins und Tecmos mittlerweile zum Kult gewordenes "Boob-Bouncing" sind die Hauptmerkmale dieser drögen Minispielsammlung...
Xbox bzw. Xbox 360 nachvollziehbar: Die Hauptdarstellerinnen wurden mit dem gleichermaßen populären wie physikalisch meist unglaubwürdigem, vollkommen übertriebenen "Boob-Bouncing" ausgestattet. Sprich: Ihre Brüste waren eigentlich permanent in Bewegung. Und das ist auch noch in Dead or Alive Paradise (DoAP) der Fall. Das geht los beim technisch aufwändigen Render-Intro, bei dem man(n) gefühlte fünf Prozent der schnell geschnittenen Sequenzen tatsächlich auf Augen, Haare oder Gesichter der holden Weiblichkeit schaut, während man den Rest der Zeit damit verbringt, irgendwelchen angedeuteten Fetischen zuzuschauen bzw. die femininen Rundungen zu betrachten. Und das hört erst beim voyeuristischen Foto-Shooting auf, bei dem die Mimik ebenfalls nur eine höchst untergeordnete Rolle spielt.

Spiele-Murks

Beim eigentlichen Xbox-Vorläufer (DoA XBV) war dies nicht anders, doch die Kulisse hat zusammen mit der zwar ungenauen, aber letztlich passablen Steuerung der Volleyball-Matches seinerzeit dazu beitragen können, dass der Barbie-Urlaub sich gerade eben noch in den "befriedigenden" Bereich retten konnte - im Nachhinein ein unglaublicher Zufall, der fast an ein absichtliches Wortspiel glauben lässt.

Von beidem ist in diesem PSP-Paradies nicht mehr viel übrig geblieben.  Die Rundungen sind zwar noch da, das physikalisch inkorrekte Bouncing ebenso, doch das Volleyballspiel z.B. ist ungenauer als je zuvor und wirkt deutlich schlechter animiert. Sprich: Mittlerweile ist es weitgehend spaßfrei, sich die Bälle um die Ohren zu hauen - und ich meine die Sportgeräte!

 

Das "Pool-Hüpfen" ist die einzige wenigstens einigermaßen unterhaltsame Aktivität. Der Rest, allen voran die Volleyball-Mechanik ist Zeitverschwendung...

Die übrigen Minispiele, seien es nun die Ausflüge ins Casino, um z.B. Poker zu spielen oder die vermeintlichen sozialen Interaktionen, die man mit den anderen weiblichen Gästen erleben kann, sind ebenfalls unter aller Kanone und zudem noch von mitunter herben Ladezeiten und schwacher Menüführung umrahmt. Einzig das Hüpfen über im Pool ausgebreitete "Schwimmkissen" ist so etwas wie unterhaltsam. Doch dafür die Ladezeiten oder gar den Kaufpreis auf sich zu nehmen, wäre vermessen.

Abgesehen von irgendwelchen prä-pubertären Polygon-Fantasien (alle in oder nach der Pubertät wissen sich anders zu beschäftigen) kann ich mir auf jeden Fall keinen Grund vorstellen, wieso man sich diese UMD ins PSP-Laufwerk schieben sollte. Wenn Tecmo sich hier auf die Optimierung der Volleyball-Mechanik konzentriert und die ganzen mehr oder weniger versteckten Anspielungen als schmückendes Beiwerk verwendet hätte, wäre vielleicht sogar ein halbwegs interessanter Titel dabei herausgekommen. 

Fazit

Paradiesische Unterhaltung? Nur bei frühreifen PSP-Zockern zwischen zehn und dreizehn, deren Fantasie von Polygon-Figuren angestachelt werden muss. Denn während diese kleine Zielgruppe durchaus Gefallen an den üppig bestücktenvirtuellen Schönheiten aus dem Dead or Alive-Universum finden dürfte, wird sich die übrige Spieler-Gemeinde vollkommen zu Recht von dieser mageren Umsetzung abwenden. Von den integrierten Minispielen ist nur das Pool-Hüpfen leidlich unterhaltsam, der Rest ist zum Abgewöhnen. Vor allem die Volleyball-Mechanik, die beim inoffiziellen Xbox-Bruder noch den Namen ausmachte (Xtreme Beach Volleyball) und selbst dort nur maximal befriedigende Werte herausschlagen konnte, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und vollkommen ebenso belanglos wie unzuverlässig. Der Fokus liegt mittlerweile eindeutig auf anderen "Bällen". Und während das Sagen umwobene "Boob-Bouncing" des DoA-Universums hier auch seine mitunter vollkommen unrealistischen, aber dennoch provokativ schwingenden Dienste verrichtet, ist der Rest der Technik ebenfalls ein gutes Stück von dem entfernt, was die PSP abliefern könnte und was die Xbox-Variante vor einigen Jahren in passable Bereiche retten konnte.  Hier hat sich Tecmo wahrlich keinen Gefallen getan, denn der angestrebte Sex-Appeal liegt auch nur knapp über dem spielerischen Gehalt...

Pro

schönes Renderintro
Pool-Hüpfen durchaus unterhaltsam

Kontra

Ladezeiten
soziale Interaktion ein Witz
schwache Volleyball-Mechanik
dröge Minispielsammlung
nervtötende Musik
öde (englische) Sprachausgabe

Wertung

PSP

Mit diesem Murks hat sich Tecmo keinen Gefallen getan. Abgesehen von prallen Körperrundungen hat dieses Paradies nichts zu bieten.

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