Test: MediEvil: Die Rückkehr (Action-Adventure)

von Paul Kautz



MediEvil: Die Rückkehr
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
09.06.2010
Spielinfo Bilder Videos
Ein Mann, ein Schwert: Das kampferprobte Skelett Sir Daniel Fortesque steht nach fünf Jahren Bildschirmabstinenz erneut von den Toten auf, um das Übel dieser Welt mit der scharfen Seite seiner Klinge vertraut zu machen. Beglücken Sonys Cambridge-Studios die PSP-Jünger zum Start mit einem morbiden Jump-n-Run-Highlight?

Beinhart wie’n Ritter!

So leicht entstehen Legenden: Sir Daniel Fortesque stand bei der berühmten Schlacht von Gallowmere an vorderster Front, um dem miesen Zauberer Zarok, der gerne an und mit Toten experimentierte, den Garaus zu machen. Hat leider nicht geklappt, Daniel kassierte gleich früh einen Pfeil ins Auge und betrachtete fortan die Gänseblümchen von unten – was die Minnesänger natürlich nicht davon abhielt, ihn zum Heroen zu stilisieren, da er angeblich Zarok noch beim Dahinscheiden einen tödlichen Schlag verpasste. Doch wie das so mit dem Unkraut ist: es vergeht einfach nicht. Nach 100 Jahren Frieden kehrt der Übelwutz zurück, jetzt mit perfektionierter böser Lache, und erweckt mal eben die Toten zum Leben, um das Land zu terrorisieren. Als unerwünschten
Euch stehen vielerlei Waffen zur Verfügung - u.a. dicke Breitschwerter.
Nebeneffekt steht dadurch auch sein Erzfeind Daniel Fortesque wieder auf der Matte, allerdings etwas klappriger als zuvor. Und selbst als Fast-Held erkennt er den Ernst der Lage, schnappt sich ein Schwert und geht auf den Feind los!

Wie in den beiden PSone-Vorgängern steuert ihr Sir Daniel aus der Schulterperspektive durch düstere, aber bizarr designte Levels, die vom Stil her an »Tim Burton’s Nightmare Before Christmas« erinnern: wabernde Nebel, grün-blaue Lichtgestaltung, torkelnde Gegner – und natürlich Daniel, der kein strahlender Ritter in schimmernder Rüstung, sondern ein seit einem Jahrhundert fröhlich vor sich hin verwesendes Skelett ist, das mangels Unterkiefer nicht mal sprechen kann und nebenbei von keinem ernst genommen wird. Ihr könnt laufen, springen, in mehrere Varianten drauflosschlagen, euch mit einem Schild schützen oder blitzartig nach vorn stoßen. Anfangs seid ihr nur mit eurem moderigen Arm bewaffnet, schnell wandern Schwert, Messer, Knüppel, Armbrust oder dicke Doppelaxt in euer Inventar. Die meisten Waffen nutzen sich mit der Zeit ab, so dass ihr besser gezielt schlagen solltet, um nicht bei den regelmäßigen Bossfights nur mit eurem Lieblingsknochen dazustehen.

Die guten alten Zeiten…

Als eine Art Pseudo-Remake des ersten Teils teilt sich MediEvil: Resurrection viele Vor- und Nachteile mit dem 98er Original. Ganz besonders glänzt das Spiel in Sachen Humor: Die Story ist herrlich bescheuert und wird in witzigen sowie technisch sauberen Zwischensequenzen fortgeführt. Auch der Wortwitz ist superb, die herablassenden Sprüche des in eurem Schädel wohnenden Dschinns oder der Gargoyles sind nur einige der Highlights. Ihr könnt unter fünf Sprachen wählen, wobei die deutsche Variante erstaunlich
Sir Daniel in Großaufnahme - das Figurendesign ist sehr abgefahren.
gut gelungen ist. Auch optisch punktet das Spiel: Der Grafikstil mag nicht jedermanns Sache sein, aber die verschrobenen Figuren und kreativ gestalteten Levels zeugen von der technischen Versiertheit von Sonys Cambridge Studios.

Leider haben die Mannen seit dem ersten Teil die Perspektive immer noch nicht im Griff – das Hauptärgernis des Spiels. Ihr dürft die zickig herumschwenkende Kamera nicht manuell nachkorrigieren, sondern nur im Notfall hinter euch zentrieren (was auch als Aufschalten auf Gegner dient) – aber in diesem Fall könnt ihr euch nicht mehr frei bewegen, sondern rotiert um den markierten Gegner herum. Im Normalfall ist das akzeptabel, aber es gibt viel zu oft Situationen, in denen ihr z.B. eine Schräge herunter lauft oder einen kleinen Wald trabt und auf einmal eine Zeit lang nur euch selbst von oben seht. In Verbindung mit dem schnell hochgeschraubten Schwierigkeitsgrad, eurer knappen Energieleiste sowie den gewöhnlich in Gruppen angreifenden Gegnern ergibt das oft ein ziemlich unfaires Spielerlebnis. Außerdem stören gelegentliche Ruckler das sonst angenehm flüssige Game – immerhin sind die Ladezeiten für PSP-Verhältnisse sehr human geraten. Leider dürft ihr auch hier die Steuerung nicht frei konfigurieren, sondern nur aus vier vorgefertigten Varianten wählen.

Der klapprige Seelensammler

Neben dem Kampf besteht MediEvil aus zwei weiteren Aufgabengebieten: Den Hüpfeinlagen (viele, sehr viele) und den Puzzles (selten, kaum anspruchsvoll). Beides wird euch nur durch Wiederholung vor eine Herausforderung stellen, denn das Leveldesign ist strikt linear – es gibt immer nur einen Weg zum Ziel, der meist auch kaum nach links und rechts abzweigt.
Die krampfige Kamera macht Kämpfe gegen mehrere Gegner zur Qual.
Als Bonus solltet ihr Ausschau nach einem heiligen Becher halten und damit fleißig Seelen gefallener Gegner sammeln. So erhaltet ihr nämlich immer wieder Zutritt zur Halle der Helden, in denen spezielle Waffen warten.  Darüber hinaus sind noch diverse Minispiele vom Armbrustschießen bis zum Zarok-Hauen freispielbar, denen ihr euch auch im Mehrspielermodus widmen könnt – allerdings benötigt jeder Ritter eine eigene UMD.

Als Bonus befinden sich auf der Disk noch einige Demos: WipeOut Pure und Fired Up könnt ihr entweder allein oder per Gamesharing ausprobieren, ferner wartet hier noch ein selbstlaufender Trailer zu MediEvil, mit dem ihr ebenfalls einen Freund beglücken könnt. Als Fortschritt zu früheren Versionen dürft ihr jetzt außerdem jederzeit den Spielstand sichern. Zwar wirkt dieses Feature angesichts der PSP-eigenen Standby-Funktion etwas nutzlos, aber schön, dass es da ist.

     

Kommentare

johndoe803702 schrieb am
Ich bleibe lieber bei den Originalen von der PS1, die sind nämlich wirklich gelungen und nicht so durchwachsen, wie das PSP-Remake des ersten Teils und machen sogar heute noch deutlich mehr Spaß, neben Soul Reaver eines meiner Lieblingsspiele auf der guten alten PS1
schrieb am