WipEout Pure31.08.2005, Benjamin Schmädig
WipEout Pure

Im Test:

Oft kopiert, aber nie erreicht: Eine Ikone des Science Fiction-Rennsports kehrt zurück und versucht sich an Selbstfindung. Wipeout verhalf waffenstarrenden Flitzern aus der Zukunft zu beachtlicher Popularität, versandete aber bei dem Versuch, auf der PS2 neue Wege zu gehen, im Mittelmaß. Sorgt die Besinnung auf alte Werte für frische Kraft im Tank oder ist die Luft aus den Antigravitions-Rennen raus?

Fünf-Klassen-Gesellschaft

Der erste Schritt zurück beginnt bei der Wiedereinführung der Geschwindigkeitsklassen: Venom und Vector führen euch sanft in die Welt der schwebenden Gleiter ein. Ihr lernt die Strecken kennen und löst euch von der Vorstellung, auf Rädern unterwegs zu sein, denn ähnlich wie in einem Rallye-Wagen, lenkt ihr schon vor einer engen Kurve rechtzeitig ein. Neuling Flash, die mittlere Klasse, richtet sich an erfahrene Piloten und fordert bereits den geübten Einsatz der Luftbremsen, mit denen ihr euren Raser durch besonders enge Passagen manövriert.

Über den Wolken... seid ihr auch nicht freier, könnt aber von der Strecke fallen!
Richtig brenzlig wird es aber erst in Rapier und Phantom: Kennt ihr die Kurse hier nicht aus dem Effeff, macht ihr so oft Bekanntschaft mit der Mauer, bis die Meldung "Contender Eliminated" vom Ende eures Einsatzes kündet.

Nur wenn ihr einen Podestplatz erreicht, erhaltet ihr Zugang zu Meisterschaften und schnelleren Klassen, Goldmedaillen bringen euch Extras wie z.B. neue Schiffe. Im Detail sieht das so aus, dass ihr auf den vier Strecken der Gruppe Alpha einen Podiumsplatz heimfliegt, um die erste Meisterschaft freizuschalten. Erst wenn ihr es dort aufs Treppchen schafft, geht es mit den Kursen der Beta-Liga weiter. Seid ihr auch hier erfolgreich, wartet ein Turnier mit acht Rennen. Auf diese Weise schreitet ihr voran, so dass ein Turnier mit 16 Rennen auf euch wartet, sobald sämtliche zusätzlichen Inhalte aus dem Internet verfügbar sind.

Updates aus dem Netz

Moment! Inhalte aus dem Internet? Bekommen wir etwa ein unfertiges Produkt vorgesetzt, das nur mit zusätzlichen Downloads den Umfang eines Vollpreistitels erreicht? Ganz im Gegenteil: Sony will die Vorteile seines Hardware-Babys ins rechte Licht rücken und verspricht, Rennfans noch sechs Monate nach dem Release mit kostenlosen Strecken, Fliegern, Grafiken und Musikstücken zu versorgen. Die Downloads werden das Spiel fast um das Doppelte erweitern! Was bis jetzt für Besitzer der japanischen und US-Versionen verfügbar ist, überzeugt jedenfalls vollends und wird der Klasse der anfänglichen Inhalte voll gerecht. Besser noch: Die Kursen der Gamma-Liga sind anders gestaltet als jene davor, fordern auf neue Weise und lassen euch noch öfter mit Höchstgeschwindigkeit rasen – ein ganz dicker Pluspunkt.

Dabei habt ihr schon vom Start weg genug zu tun: Auf acht regulären und vier aus den Vorgängern bekannten Strecken sowie weiteren vier Kursen des extravaganten Zone Mode solltet ihr jede Menge Zeit verbringen. Dabei gewinnt ihr nicht nur während der Rennen Medaillen, sondern werdet auch im Time Trial für flotte Zeiten belohnt. Einzige Ausnahme ist der in Fusion erstmals vorgestellte Zone-Modus: Abgesehen von der minimalistischen Präsentation, die ein beinahe meditatives Erlebnis erzeugt, seid ihr hier schneller als sonst irgendwo im Spiel unterwegs. Zwar machen euch keine Gegner das Leben schwer, dafür müsst ihr mit einem alle zehn Sekunden schneller fliegenden Gleiter klarkommen. Klingt einfach?

TRON lässt grüßen: Die Strecken der älteren Wipeouts erinnern an den SciFi-Klassiker.
Ist es auch. Jedenfalls solange, bis sich das Vehikel nach wenigen Minuten kaum noch steuern lässt...

Wenn die Erde bebt...

Im Gegensatz zu Fusion kleben die Flieger nicht mehr wie in F-Zero oder KillerLoop fest an der Strecke. Dafür spendiert Pure zwei brandneue Manöver: Drückt ihr während eines Sprungs schnell nach links-rechts-links (wahlweise auch umgekehrt), führt euer Gefährt eine Rolle aus und jagt beim Aufsetzen mit einem Turbo davon. Die zweite Neuerung ist ein Schlittern nach links oder rechts, was besonders in Schikanen hilfreich sein kann. Um damit erfolgreich zu sein, benötigt ihr allerdings viel Übung und präzises Timing, gewinnt aber selten nennenswerte Vorteile.

Die Gegner beherrschen diese Tricks übrigens auch und stellen ein ernsthaftes Hindernis dar: Sie bleiben euch dicht auf den Fersen und machen ausgiebigen Gebrauch vom wirkungsvollen Waffenarsenal. Es werden Minen gelegt, Raketen abgefeuert, Missiles verschossen und Beben ausgelöst. Die Waffen sind allesamt bekannt, nur Bomben sind neu und zudem ausgesprochen effektiv, denn jeder Flieger, der in ihren Explosionsradius gerät, kommt zum Stillstand und erleidet Energieverlust. Besonders ärgerlich: Ihr seid auf der Jagd nach der Pole Position und werdet das Opfer des unglücklichen Tölpels direkt hinter euch, der die Bombe nicht so geschickt umsegelt wie ihr... Einziger Trost ist dann nur die darauf folgende, sehr eindrucksvolle Explosion. Sind die Schilde übrigens einmal runter, sammelt ihr einfach eine Waffe auf, absorbiert deren Energie und schon seid ihr aus dem Gröbsten raus.

Grafikblender?

Glücklicherweise spielt die Grafik bei den rasanten Flügen mit und liefert bei 30 Bildern pro Sekunde auch abseits der Strecke viel fürs Auge. Die stilisierte Zukunftsvision der Serie wird perfekt eingefangen: Futuristische Werbebanner, Luftschiffe, Unterwasserkanäle, Reflexionen und ein Blendeffekt bei Tunnelausgängen zeigen, zu was die PSP

Hier geht's runter in den verwinkelten Untergrund des Industriegebiets.
in der Lage ist. Nur wenn ihr eine effektgeladene Waffe hinter mehreren Gegnern zündet, verabschiedet sich der flüssige Ablauf zugunsten einer ungewollten Zeitlupe. Dem Spaß bereitet das keinen Abbruch, ärgerlich sind die Ausrutscher trotzdem.

Keine Schwäche zeigt hingegen die akustische Begleitung mit 19 treibenden Tracks bekannter Künstler. Paul Hartnoll, Aphex Twin und Elite Force treiben das Geschehen voran und sollten den Freunden elektronischer Musik ein Begriff sein, Fans der älteren Wipeouts freuen sich außerdem über einen Beitrag von Cold Storage, der die Soundtracks zum Erstling und zur PC-Fassung von 2097 beisteuerte. Die knackige Atmosphäre wird aber vor allem dann eingefangen, wenn eine getroffene Maschine laut aufheult oder der Motor beim Zünden des Turbos höher dreht: Die Geräuschkulisse passt wie die Faust aufs Auge.

Was es sonst noch gibt...

Aber so gut die Präsentation auch ist; Was Wipeout nie verstanden hat ist, auch abseits vom Renngeschehen zu unterhalten. So gibt es bis auf die Belohnung in Form von Medaillen und freischaltbaren Extras wie alternativer Menü-Hintergründe oder neuer Schiffe nichts, was bei der Stange hält. Sollte euch das Design nicht ansprechen und der Rausch der Geschwindigkeit kalt lassen, macht ihr besser einen Bogen um Pure. Auch der Multiplayer-Modus für bis zu acht Teilnehmer ist zwar so umfangreich wie der Solopart, es fehlt aber eine Lobby oder die Möglichkeit, im Internet gegeneinander antreten zu können. Immerhin unterstützt die hiesige Fassung Game Sharing, wodurch ihr eine Demo erhaltet, mit der ihr auf einer Strecke mit drei Gleitern testen könnt, ob Pure auf eure Einkaufsliste gehört oder nicht.          

Fazit

Ich gestehe: Für den Erstling habe ich mir eine PlayStation gekauft, Teil zwei überredete mich zum Erwerb einer teuren 3DFX-Karte und wegen des N64-Ablegers habe ich mir mein einziges Nintendo-System zugelegt. Nur Fusion verlor im direkten Duell gegen einen Mitbewerber, so dass noch immer keine PS2 meine heimischen vier Wände ziert. Ganz im Gegenteil dazu Pure: Die Rennen konzentrieren sich auf das Wesentliche und werden in einem eleganten Umschlag präsentiert. Der knackige Mix aus Geschwindigkeit, fordernden Strecken und explosivem Arsenal macht süchtig und regt dank des Medaillensystems und der fünf Klassen Anfänger wie Profis zum Weiterfliegen an. Zählt man die schicke Optik, den treibenden Soundtrack und die Flut an kostenlosen Extras dazu, bleiben bis auf die gelegentlichen Einbrüche der Framerate keine Wünsche offen. Wipeout Pure ist ein Must-Have! Nein, ich habe den Kauf des teuren Handhelds nicht eine Sekunde lang bereut.

Pro

<SPAN>
coole Grafik
erstklassiges <SPAN lang=de-DE>Geschwindigkeitsgefühl</SPAN>
jede Menge Strecken &amp; Schiffe
<SPAN lang=de-DE>freischaltbare</SPAN> Extras (Schiffe, Skins)
umfangreiche Online-Erweiterungen
treibender lizenzierter Soundtrack
flottes aber forderndes <SPAN lang=de-DE>Flugmodell</SPAN>
knackige <SPAN lang=de-DE>Soundkulisse</SPAN></SPAN>

Kontra

<P class=MsoNormal style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt"><SPAN style="FONT-SIZE: 10pt">
Einbrüche bei der Bildwiederholung
keine Story, kaum Belohnungen</SPAN></P>

Wertung

PSP

Schnell, schneller, WipEout: Bei Pure sind Eleganz und Rasanz in Hochform.

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