Vorschau: World Rally Championship (Rennspiel)

von Benjamin Schmädig



World Rally Championship
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
09.2005
Spielinfo Bilder  
Das El Dorado für Off Road-Fans: Alle 16 Strecken, alle sechs Teams mit ihren 17 Wagen und sämtliche Akteure der aktuellen Saison geben sich auch in der Neuauflage des PS2-Hits ein Stelldichein. Enttäuschen die F1 Grand Prix-Macher ebenso wie in der Königsklasse oder fährt ihr Rallye-Einstieg echte Stärken auf?

Es gibt viel zu tun!

Man merkt WRC seine Herkunft auf Schritt und Tritt an: Vom schnittigen Intro über die Menüführung bis hin zu Grafik und Fahrphysik erinnert alles an den Formel 1-Erstling aus dem Hause Traveller's Tales. Und trotzdem ist vieles anders – zum Glück. Zunächst einmal habt ihr gleich vom Start weg die Wahl zwischen einer Meisterschaft und Einzelrallyes im einfachen, mittleren oder harten Schwierigkeitsgrad, die Stufe Experte muss erst freigeschaltet werden.

Während ihr in der leichten Einstellung zwei Etappen pro Rallye fahrt, was immerhin 32 Rennen bedeutet, gibt's in den beiden folgenden Herausforderungen
Vom Berg aus genießt ihr die fantastische Weitsicht.
jeweils einen Abschnitt mehr zu meistern. Damit seid ihr schon mal mehrere Tage lang beschäftigt!

Dem Handheld-Charakter wird das Spiel gerecht, indem es auf Setup-Einstellungen gänzlich verzichtet und auch keine Reparaturen erlaubt. Ebensowenig werdet ihr mit einem Schadensmodell konfrontiert, obwohl es die Wagen nach Remplern mit Flora und Mauerwerk sichtbar zerbeult. Schade eigentlich, denn so bleiben Ausflüge durch die Regenrinne unbestraft, was für Experten ein herber Realismus-Dämpfer ist. Auch die Bedingung, eine Mindestplazierung erreichen zu müssen, trübt den Spaß, denn dadurch verbauen die Entwickler das mögliche Erfolgserlebnis, ein richtig mieses Resultat durch unfallfreie Fahrt im nächsten Abschnitt wieder glattzubügeln.

Sonderbare Physik?

Dicke Minuspunkte heimst aber vor allem das Fahrmodell ein: Irgendwie fehlt es den Wagen – egal welcher Bauart – an Pferdestärken auf der hinteren Achse, um das typische Rallye-Feeling zu erschaffen. Es ist kaum möglich, mit dem Heck voraus durch Kurven zu heizen, WRC verlangt eher einen Fahrstil, mit dem Formel 1-Piloten über den Asphalt rasen – ein Zufall? Für euch heißt das jedenfalls, den Renner schon vor Kurveneingang so hinzustellen, dass ihr ohne Übersteuern am Scheitelpunkt wieder beschleunigen könnt. Andernfalls schließt ihr Bekanntschaft mit der Leitplanke.

Eine Katastrophe erwartet euch allerdings nicht: Die Physik kann durchaus überzeugen, stellt aber einen klaren Bruch zum gewohnten Fahrverhalten dar. Merkwürdig auch die Tatsache, dass ihr stets von Platz neun aus startet und die längst weit voraus fahrenden Geisterwagen der anderen Fahrer überholen müsst, um Positionen gut zu machen. Ein
In den Replays seht ihr am besten, wie der glänzende Lack unter der staubigen Piste leidet.
unnötiges Eingeständnis an den Arcade-Charakter des Spiels.

Glitzernder Asphalt

Ein anderes Bild zeigt sich bei Grafik und Sound: Auch wenn dort keine Wunder vollbracht wurden, überzeugen die jedem Fahrzeug eigenen Motorengeräusche trotz synthetischem Röhren, während die Optik mit Postkarten-tauglicher Weitsicht, verschiedenen Tageszeiten und Niederschlägen glänzt. Lediglich das späte Aufpoppen wichtiger Objekte auf der Straße und die fehlende Abwechslung trüben das Bild: Die Austragungsorte unterscheiden sich einfach zu wenig voneinander, um bleibende Impressionen zu hinterlassen. Dafür sind die Straßenbeläge echte Hingucker, ganz besonders dann, wenn ihr auf vereister oder regennasser Fahrbahn Gas gebt. Bleibt zu hoffen, dass die Entwickler das gelegentliche Stottern im Getriebe der Grafik bis zum Release noch in den Griff bekommen.

Eigentlich unnötig zu erwähnen, aber natürlich kommen auch Mehrspieler-Fans auf ihre Kosten. Wahlweise legt ihr euch mit bis zu sieben Kumpels im Kampf um die beste Zeit an oder fahrt zu viert entweder Zeitrennen, Einzelrennen und sogar ganze Meisterschaften. Hier rauscht jeder einzeln durch eine Etappe und wartet dann, bis es ihm der Rest gleichgetan hat. Ihr könnt übrigens auch Computergegner teilnehmen lassen, was sich als gelungene Idee herausstellt, da ihr sogar im Kampf gegen die KI noch eher das Gefühl bekommt, in einem echten Wettbewerb zu stehen.

   
 

AUSBLICK



Nach dem enttäuschenden F1 Grand Prix war ich auf das Schlimmste gefasst, wurde aber positiv überrascht. Das umfangreiche Repertoire an Kursen sorgt für abwechslungsreichen Spaß, dem auch die für einen Rallye-Raser ungewöhnliche Fahrphysik keinen Abbruch tut. Schmerzlich vermisse ich noch ein spürbares Schadensmodell, die Möglichkeit zum Abschalten der Geisterfahrer und ein wenigstens rudimentäres Setup-System. Abwarten, was Traveller's Tales auf die goldenen UMDs brennt – ein Knüller wird WRC wohl kaum, nach einem unterhaltsamen Rennspiel sieht es aber allemal aus.

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