Mortal Kombat: Unchained18.01.2007, Paul Kautz
Mortal Kombat: Unchained

Im Test:

Prügelspielfans mit PSP im Haus hatten bis vor einiger Zeit einen schweren Stand: Bis auf ein paar Umsetzungen von 2D-Kloppern gab es nichts. Dann kam Tekken: Dark Resurrection, zeigte rotzfrech, wie geil 3D-Prügler auf dem schwarzen Handheld sein können und machte es sich auf den verdienten Lorbeeren bequem. Wird es eine andere Beat-em-Up-Serie schaffen, dieses hohe Ross zum Fall zu bringen?

In Reih' und Glied!

Kenner der blutigen Serie dürften sich beim Intro nachdenklich das Kinn reiben: Das kenne ich doch? Diese Frage werdet ihr euch noch einige Dutzend Mal stellen, denn Unchained ist dem frischen Untertitel zum Trotz eine mehr oder weniger direkte Umsetzung des 2004er Mortal Kombat: Deception - mit ein paar Erweiterungen: So gibt es sechs Kämpfer mehr im Kader, die zum Teil aus Mortal Kombat Armageddon stammen. Auch

Deception Jr.: Von kleineren Änderungen abgesehen ist Unchained eine portable Umsetzung des drei Jahre alten Spiels.
der »Endurance«-Modus ist neu, aber nicht gut: Denn dabei handelt es sich um einen einfachen Survival-Modus, dessen guter Grundgedanke durch lange Ladezeiten zunichte gemacht wird. Das war's mit den Erweiterungen, der Rest ist bekannt: Neben dem klassischen Mortal Kombat erwarten euch zur Ablenkung einige Zusatzgames - Chess Kombat, Puzzle Kombat und Konquest. Ersteres ist eine Archon-Variante, auf der sich 32 Figuren (ihr könnt euer Team selbst zusammenstellen) auf einem Schachfeld gegenüber stehen. Der wichtigste Unterschied zum Spiel der Könige ist die manuelle Ausführung eines Schlages: Eine geschlagene Figur wird nicht einfach vom Brett gekickt, stattdessen gibt's einen dramatischen Schwenk in die bekannte Seiten-Perspektive, wo in Echtzeit um den Platz gekämpft wird. Super Puzzle Kombat ist eine blutige Variante des Super Puzzle Fighter-Prinzips, wo ihr eine Art Tetris gegen die KI spielt, während sich am unteren Spielfeldrand Mini-Varianten der Fighter munter und automatisch bekämpfen. Konquest schließlich ist der Urvater des gelungenen Shaolin Monks, aber in der hiesigen Variante genauso langweilig spielbar wie bei Deception.

Zurück zum eigentlichen Mortal Kombat: Ihr dürft unter 30 Fightern wählen, die von Anfang an verfügbar sind. Neben den üblichen Verdächtigen wie Scorpion, Sub-Zero oder Jax warten auch Armageddon -Zugänge wie der Liu Kang-Zombie. Jeder hat drei Kampfstile, zwischen denen ihr jederzeit wechseln könnt - und für viele Kombos auch müsst! Ihr kämpft euch eine Rangliste nach oben, bis ihr schließlich dem Obermotz den Pelz über die Ohren zieht. Jeder erfolgreiche Kampf macht sich für euch in Koins bezahlt, die ihr in der Krypta ausgeben könnt: Ein gigantischer Friedhof voller Grabsteine, hinter denen neue Kostüme, Arenen, Artworks oder Fotos lauern. Leider folgt Unchained auch hier den 

Chess Kombat ist eine nette, blutige Archon-Variante.
Deception-Pfaden, so dass ihr keine Ahnung habt, was ihr da kauft. Und natürlich dürft ihr, mehrere UMDs vorausgesetzt, auch gegen einen Freund antreten; leider wurde der Online-Modus der Vorlage wegrationalisiert.

Finish Them!

Auch technisch folgt Unchained Deception auf dem Fuße: Die an Plastikfiguren erinnernden Mannen kloppen sich steif animiert durch ansehnliche Levels - und wie bei der DoA-Serie könnt ihr die Kulisse ab und an zu eurem Vorteil nutzen! Da fliegt der Gegner schon mal durch Wände durch, ein paar Stockwerke tief oder in Stacheln hinein, was meist mit dem schnellen Ende quittiert wird. Und natürlich sind auch die guten alten, sehr blutigen, von einem bodenlos tiefen »Finish Him!« eingeleiteten Fatalities enthalten, hier noch in der »Schnell eine Tastenkombination eingeben, zurücklehnen und genießen«-Variante statt der öden Bastel-einen-Fatality-Version aus Armageddon. Insgesamt kann die Präsentation nicht mit Tekken: Dark Resurrection mithalten, außerdem sind die Ladezeiten teils ausufernd lang   

Fazit

Der Untertitel ist leicht irre führend, denn Unchained bezieht sich wohl eher darauf, dass man jetzt auch mobil kloppen kann, als dass man es mit einem neuen Spiel zu tun hat - was nicht der Fall ist. Stattdessen haben wir es hier mit einem direkten Port des 2004er Deception zu tun, mit ein paar neuen Figuren, einem neuen (misslungenen) Spielmodus, längeren Ladezeiten und ohne Online-Spielbarkeit. Prinzipiell eine feine Sache, aber das Problem ist: Man kann den Zahn der Zeit förmlich nagen hören! Deception war schon zum Erscheinen leicht veraltet, auf der PSP wirkt das Ganze gerade im Vergleich zu Tekken: Dark Resurrection fast schon antiquiert. Klar hat das MK-Universum seine Vorteile; interaktive Levels, viel freispielbares Material, die schön blutigen Fatalities, um nur mal ein paar zu nennen. Aber wenn ihr bevorzugt Wert darauf legt, intuitiv und flüssig mobil zu kloppen, ist Unchained nur zweite Wahl. Und das auch nur mangels Alternativen.

Pro

massig Kämpfer inkl. neuer Fighter
Tonnen an freispielbarem Material
kreative Umgebungsnutzung
rabiate Fatalities
cooles Intro

Kontra

größtenteils eine einfache Umsetzung von Deception
lausiger Konquest-Modus
lange Ladezeiten
kein Online-Modus mehr
träge Steuerung
deutlich spürbarer Zahn der Zeit

Wertung

PSP

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