Metal Slug Anthology17.02.2007, Paul Kautz
Metal Slug Anthology

Im Test:

In letzter Zeit feiern so viele Videogamehelden einen großen Geburtstag, dass aufmerksamen Spielern mittlerweile der Champagner ausgehen dürfte: Sonic wird 15, Lara wird zehn, die Entwicklung des neuen Dukes nähert sich einer zweistelligen Jahreszahl - und die Metal Slug-Serie wird auch süße zehn! Yay! Zur Feier des Jahres gibt es natürlich eine umfassende Kollektion. Und so toll sie im Grunde auch ist, so mächtige Schatten verdüstern die Feierstimmung.

Schlitz das Alien!

Wer in den letzten Jahren Geld für die Einzelveröffentlichungen von Metal Slug 3, 4 und 5 ausgegeben hat, dürfte sich jetzt ärgern: Auf der handlichen UMD tummeln sich alle sieben bisher erhältlichen Metal Slugs von 1 bis X! Mehr Metal Slug als je zuvor! Ihr kennt Metal Slug nicht? Lasst euch aufklären: Bis zu zwei Spieler ballern sich durch umfangreiche, meist horizontal scrollende Levels, an deren Ende ein dicker Endgegner auf seine gerechte Bestrafung wartet. Auf dem Weg dahin werden mehrere Hundertschaften

Euch stehen diverse »Slugs« zur Verfügung - gut bewaffnete Bonusvehikel.
fieser Feinde, vom Pseudo-Nazi über Giganto-Skorpione bis zu Mumien oder Zombies mit abgefahrenen Waffen niedergemäht. Erwähnten wir schon, dass all das ganz oldschoolig in handgezeichneter 2D-Pixeloptik passiert?

Die Spiele entsprechen ihren Arcade- bzw. Neo-Geo-Pendants: Ihr habt die Wahl unter mehreren Figuren, Männlein und Weiblein, die sich, von der Optik abgesehen, nicht die Bohne unterscheiden. Alle können rennen, springen, schießen und mit Granaten um sich werfen. Ihr kämpft euch alleine oder zu zweit durch lange Levels, vom Strand über Pyramiden bis hinein in ein Alienschiff. Fast alle Welten verfügen über mehrere Wege, die zu unterschiedlichen Abschnitten führen, so dass sich mehrmaliges Durchspielen lohnt, um wirklich alles zu sehen. Gelegentlich wird auch die Scrollrichtung gewechselt, so dass ihr nicht mehr von links nach rechts, sondern von unten nach oben zischt.

Im Gegensatz zum normalen Arcade-Shooter seid ihr hier nicht sehr oft zu Fuß unterwegs: Panzer, Riesenbohrer, Kamele, Elefanten oder Zweibein-Roboter, eben die Namen gebenden »Slugs«, warten an Land nur auf euch - in der Luft sind es entsprechend Helikopter bzw. Flugzeug, unter Wasser dann U-Boot oder einfach nur

Ihr habt die Wahl unter drei Perspektiven - u.a. einer gestreckt wirkenden Fullscreen-Variante.
ein formschöner Taucheranzug. Alle Vehikel verfügen über extrastarke Waffen und vertragen natürlich mehr Treffer als ihr. Seid ihr doch auf Schusters Rappen angewiesen, kann sich euer Knarren-Arsenal aber auch sehen lassen: Raketenwerfer, Flammenwerfer, schweres MG, Laser, zielsuchende Raketen oder das gute Nahkampfmesser halten die Bedrohung gut im Schach. Die Waffen bekommt ihr meist von herumlungernden Gefangenen, die nur auf ihre Befreiung warten. Wie von den Konsolenversionen gewohnt, habt ihr in jedem der drei Schwierigkeitsgrade unendlich viele Continues, was die an sich teuflisch schweren Games ziemlich leicht macht.

Ruckel Slug

Die Präsentation der Metal Slugs ist so oldschool, wie es nur sein kann: 2D bis zur Ekstase, mit mehr Liebe pro Pixel als in jedem 3D-Monster auf Ubernext-Gen-Konsolen! Ja, man kann davon auch Augenkrebs bekommen, wenn man diese Art Spiel nicht gewohnt ist, aber die Metal Slugs dürfen sich mit Fug und Recht zu den Spielen zählen, die schon fast Kunst sind: Hintergründe, Figurendesign, Animationen - alles ist hochklassig! Aber das weiß der Kenner ja alles schon, deswegen wenden wir uns den Neuerungen der Anthology zu: Wie bei den Classics Collections von Capcom oder Sega dürft ihr jederzeit zwischen drei Bildschirmformaten wechseln, von Originalgröße bis Bildschirm füllend (und horizontal gestreckt). Außerdem könnt ihr ebenfalls nach Belieben den Spielstand sichern, diesen allerdings nur zum Spielstart laden - also keine Quicksave/-load-Orgien! Die würden ihren Namen ohnehin kaum 

Rabatz, Rabatz: Bei vielen Gegnern und Bildschirmeffekten geht die Framerate erbärmlich in den Keller.
entsprechen, denn die Ladezeiten sind der Hammer: Nicht nur das Laden der Spiele dauert ewig, selbst das Wechseln der Figur im Charakterauswahlbildschirm oder nach dem Tod im Spiel wird mit einer kurzen Ladepause erkauft, jeder Levelwechsel lässt die UMD für zehn Sekunden rödeln - argh!

Neu sind auch die »Tokens«: Mit diesem Geld, das ihr fürs Durchspielen der Games erhaltet, könnt ihr in der hauseigenen Galerie diversen Kram kaufen, von Konzeptzeichnungen und Wallpapers bis zu Musik. Und natürlich dürft ihr ganz in Metal Slug-Tradition zu zweit kooperativ gegen das Übel der Welt antreten. Allerdings ist dieser Modus, normalerweise die Sahnehaube der Serie, dieses Mal gleich aus zwei Gründen mit Vorsicht zu genießen: Zum einen kann der zweite Spieler, der eine eigene UMD benötigt, nicht jederzeit einsteigen - das Spiel muss gemeinsam eröffnet werden. Zum anderen wird die Darstellung, die bei den meisten Games schon im Einzelspielermodus teilweise heftig ruckelt, in der Multiplayervariante endgültig zur Diashow: Sobald ein paar Gegner und diverse Geschosse auf dem Bild sind, geht das Bild in die Knie. Geht's gar einem Endgegner, der noch irgendwelche Grafikeffekte zündet, an den Kragen, kann man die Frames an einer Hand abzählen!      

Fazit

Ich bin ein großer Metal Slug-Fan! Ich liebe die Serie, ich liebe den bescheuerten Humor, ich vergöttere den Grafikstil, ich denke mit einem seligen Lächeln an all die wundervollen Mehrspielerpartien, die mir dieser 2D-Quark schon beschert hat. Und als ich die Metal Slug Anthology in den Händen hielt, die ersten Games zockte, war ich glücklich wie Dagobert Duck beim Geldspeicher-Bad. Alle Metal Slugs unterwegs spielen! Das kann doch nur ein Traum sein! Ist es nicht. Aber er lässt einen dennoch nicht ruhig schlafen. Denn hier bekommt ihr zwar herrlich viel Arcade-Ballerei für herrlich wenig Geld - aber ihr zahlt dennoch einen hohen Preis: An die elend langen Ladezeiten kann ich mich ja noch gewöhnen, an das besonders im Multiplayermodus grausame Ruckeln nicht. De facto ist diese Sammlung nur solo spielbar - und da verliert sie naturgemäß recht flott an Reiz. Verdammt schade.

Pro

mehr Metal Slug als je zuvor
cooles Arcade-Spielprinzip
witziger Koop-Modus
herrliche Grafik
einfache Steuerung
guter Wiederspielwert

Kontra

fürchterlich lange Ladezeiten
teilweise übel ruckelig, besonders im Mehrspielermodus
dank unendlicher Continues zu leicht

Wertung

PSP

Umfangreiche, technisch jedoch arg enttäuschende Sammlung der Ballerklassiker.

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