Sonic Rivals04.12.2006, Paul Kautz
Sonic Rivals

Im Test:

Dass Sonic seit 15 Jahren im Grunde nicht viel mehr macht als weltmeisterlich schnell zu rennen, ist kein großes Geheimnis. Mit Vollgas durch kunterbunte Levels, ab und an einem Gegner die Platte polieren, aber ansonsten Höchstgeschwindigkeit pur - das ist im Grunde auch die Quintessenz von Sonic Rivals (ab 35,90€ bei kaufen). In diesem Falle allerdings, der Name hat ja auch einen Grund, gegen einen ebenfalls rasenden Konkurrenten!

Turbo-Gehirnschmelzer

Gewisse Spiele sollten einfach keine Story haben: Tetris kann z.B. gut auf einen Herzschmerz-Plot verzichten, ein Flight Simulator X ist auch ohne »Piloten aus Leidenschaft« immer noch ein guter Flugsimulator. Manchmal ist es wirklich das Beste, sich auf das reine Spiel zu konzentrieren, ohne dazu gehörige Dialoge konstruieren zu müssen, die selbst den GZSZ-Autoren zu bodensatzig wären. Und dennoch konnte Entwickler Backbone Entertainment (dem wir u.a. die coolen Death Jr-Games sowie die exzellente Age of Empires -Umsetzung für DS verdanken) in Sonic Rivals nicht darauf verzichten. Man hätte es so machen können: »Es ist ein lauschiger Sonnentag, Sonic und seine Freunde haben Lust auf ein Rennen.« Das hätte völlig ausgereicht. Aber nein, es muss ja dramatisch 

Die Welten orientieren sich stilistisch an früheren Sonic-Abenteuern.
sein: »Hey, da vorn ist unser alter Erzfeind Eggman. Was hat der Hund gemacht? All unsere Freunde mit einer Spezialkamera in Spielkarten verwandelt? Rache! Den kriegen wir! Und hey - lass uns gleich ein Wettrennen machen, während wir ihn verfolgen!«.

Argh! Hirnschmerz!

Na gut, was soll's denn - die Dialogboxen, untermalt von englischen Einsilbern, lassen sich schnell wegklicken, das eigentliche Spiel naht: Ihr rast als eine von vier Figuren (Sonic, Shadow, Knuckles und Neuling Silver) durch sechs Levels, die aus zwei Rennstrecken sowie einem Bosskampf bestehen. Jeder Protagonist hat eine leicht andere Story sowie einen ganz eigenen Trademark-Move: Sonic rast z.B. für einige Sekunden unaufhaltsam durch den Level, während Silver die Steuerung des Gegners per Gedankenkontrolle kurz manipuliert. Gewinnt ihr die im Schnitt etwas über zwei Minuten langen Rasereien, kassiert ihr Spielkarten, die letzten Endes für Boni wie Bilder, neue Designs,  Outfits oder mit Metal Sonic einen fünften Charakter freischalten - was bei Kennern des blauen Blitzes Erinnerungen an das Ende von Sonic CD wecken dürfte, denn da wurde nämlich auch schon wie wild gerannt.

Hallo Übersicht: Aufgrund der hohen Geschwindigkeit rast man immer wieder in ungefragt im Weg stehende Gegner hinein.
Mehr vom Gleichen

Es gibt ausschließlich Zweierrennen, was allerdings nicht bedeutet, dass sich nicht noch andere Figuren in den Levels tummeln: Euch stehen ziemlich viele Gegner im Weg, in die ihr beim ersten Mal auch mit Sicherheit hineinrast - sie mitten im rasanten Lauf zu erkennen ist fast unmöglich, das Spiel ist im Grunde also weniger ein Rennen als vielmehr ein sehr bunter Reaktionstest, auch im Sinne der vielen Möglichkeiten, in den Zeit fressenden Tod zu stürzen. Doch die Statisten spielen nur eine Nebenrolle, der Gegner ist das eigentliche Ziel: Ihr könnt ihr von den Beinen hauen, auf seinem Kopf herumspringen oder ihm mit Items das Leben schwer machen. Legt Minen, friert den Feind ein oder heizt ihm mit einem Feuerball ordentlich ein. Das Leveldesign folgt dem üblichen Sonic-Credo: es gibt Loopings, Korkenzieher, viele Plattformen und Sprungfedern. Am Ende jedes Abschnitts wartet außerdem ein dicker Bossgegner auf seine Abreibung, was am ehesten an Sonic Rush erinnert: In einer runden bis halbrunden Arena versucht ihr im Wettkampf gegen euren Konkurrenten den Schwachpunkt von Feinden wie einer Mechano-Schildkröte oder Metal Sonic zu treffen - wer das öfter schafft, gewinnt die Runde.

Wer genug von der Story hat, kann sich auch im Challenge-Modus austoben - hier wartet dasselbe Spielprinzip, allerdings gibt es drei Schwierigkeitsgrade 

Die spaßigen Bosskämpfe erinnern etwas an Sonic Rush.
sowie gewisse Bedingungen, die es zu erfüllen gilt: Wer Rivalen oft genug anrempelt, eine gewisse Zahl Ringe sammelt oder genug Power-Ups benutzt, kassiert am Ende Extra-Karten. Auch der Cup-Modus bietet das bekannte Spiel, allerdings müsst ihr hier drei Strecken hintereinander meistern, um weiterzukommen. Und nicht zuletzt dürft ihr auch gegen einen Freund mit eigener UMD antreten und mit ihm Karten tauschen - oder eure eigenen als Wetteinsatz benutzen.

Nicht nur spielerisch, sondern auch optisch ist Sonic Rivals ein 2D-Game - allerdings in einer 3D-Umgebung: Die schön bunte, meist flott und ruckelfrei an euren Schienen vorbeiziehenden Levels wecken schöne Erinnerungen an frühe Igel-Abenteuer und bieten nette Effekte, die Kamera zoomt je nach Geschwindigkeit und Position munter rein und raus. Neben den bereits erwähnten Sprachfetzchen gibt es energische Musik, die mit treibenden Beats ordentlich Beine macht.     

Fazit

Rivals ist rasant, wirklich sehr rasant – außerdem einfach zu begreifen, einfach zu bedienen, einfach zu spielen, darüber hinaus schön bunt. Und unübersichtlich: Das Leveldesign setzt auf Auswendiglernen der Gegner- und potenziellen Absturz-Positionen, der hohen Geschwindigkeit sei Dank bekommt man nämlich Gefahren grundsätzlich erst dann mit, wenn’s schon zu spät ist. Außerdem herrscht auch hier wieder mal das alte Problem der 3D-Sonics vor, dass man sich oft genug mehr wie ein minimal interagierender Beobachter denn als tatsächlicher Spieler fühlt – oft genug reicht es, den Finger schwer auf der »Rechts«-Taste ruhen zu lassen, um den halben Level zu durchqueren. Dazu gesellen sich die mit Abstand dümmste Story, die ich seit langer Zeit erleben durfte (Braucht man wirklich eine möglichst dramatische Erklärung dafür, dass man einfach mal rennt? Forrest Gump hatte das auch nicht nötig!) sowie ein oftmals schwer nachvollziehbares Gegnerverhalten, das gummibandmäßig zwischen den Zuständen »liegt kilometerweit hinten« und »liegt uneinholbar weit vorn« baumelt. Rivals erinnert in vielerlei Hinsicht an das letztjährige Sonic Rush, nur mit weniger Jump und viel mehr Run. Wem das reicht, der wird mit dem Raser seine Freude haben.

Pro

rasante, farbenfrohe Grafik
einfache Steuerung
intelligent aufgebaute, nicht-lineare Levels
einiges freizuspielen
coole Bosskämpfe

Kontra

heftige Übersichtsprobleme
selten doofe Story
nicht sehr umfangreich
merkwürdiges Gegnerverhalten

Wertung

PSP

Rasante Igel-Rennerei mit Übersichtsproblemen.

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