Capcom Classics Collection Reloaded03.12.2006, Paul Kautz
Capcom Classics Collection Reloaded

Im Test:

Vor ziemlich genau einem Jahr setzt Capcom mit der Capcom Classics Collection die Maßstäbe für eine Retro-Sammlung, an denen sich alle anderen Kollektionen fortan messen lassen mussten: Tolle Spielauswahl, exzellente Emulation und tonnenweise Boni sorgten für ein Oldschool-Hoch, das bald darauf auf der PSP mit der Remixed-Variante fortgesetzt wurde. Nun erscheint auch eine erweiterte Fassung des Originals für Sonys Handheld - leider verschlimmbessert!

Aus Liebe zum Spiel

1984 bis 1992 - wer alt genug ist, sich aktiv an Spiele aus dieser Ära zu erinnern, dürfte mittlerweile selbst Kinder haben, denen er davon vorschwärmen kann: »Die Grafik, Jung - die Graafik! Da gab's noch Pixel, da gab's noch Liebe, da wurde die Phantasie noch benutzt! Da waren Spiele noch von Männern für Männer, da haste tagelang

Ganz was Klassisches: Street Fighter 2 tummelt sich gleich in drei Varianten auf der UMD.
an einer Stelle gekämpft, bis du sie endlich geschafft hast! Verschiedene Schwierigkeitsgrade? Pah! Tutorials? Pah! 3D-Grafik? Pah!«. Ob man die heutige, verwöhnte Jugend mit dieser Masche noch hinter ihrer Xbox 360 hervorlocken kann, ist dezent fragwürdig. Einfacher ist es da schon, einfach die PSP zu zücken, »Jung, kuck dir das an - das hat dafür gesorgt, dass du heute Killerspiele spielen kannst!« zu sagen, und die Capcom Classics Collection: Reloaded (CCCR, hihi) einzulegen.

19 Games befinden sich auf der UMD, 16 davon (wie 1942, Street Fighter 2 oder Super Ghouls 'n Ghosts) dürften Besitzern der CCC bereits bekannt sein. Im Vergleich zu dieser fehlen der CCCR sechs Spiele (Bionic Commando, Final Fight, Forgotten Worlds, Legendary Wings, Section Z, Trojan) - aber die waren ja schon in der Remixed-Variante vorhanden. Dafür erblicken drei ganz neue das schummrige Licht der Retro-Welt: The King of Dragons, Knights of the Round und Eco Fighters, drei sehr würdige Neuzugänge. Insgesamt befindet sich erstaunlich wenig Ausschuss in der Sammlung; gut, SonSon und Volgus sind nicht gerade leuchtende Spielspaß-Heilsbringer, The King of Dragons ist im Grunde Knights of the Round in langweiliger - aber echte Runterzieher, in anderen Oldie-Sammlungen oft genug eher Regel denn Ausnahme, gibt es hier nicht. Dafür gibt's ziemlich lange Wartezeiten, die zwar nicht gerade Pizzabacklänge haben, aber für alte 2D-Games dennoch beachtlich sind.

Spiel mit mir!

Manche Games (hier »The King of Dragons«) lassen sich zu dritt spielen - allerdings benötigt jeder Teilnehmer eine UMD.
Eine der Besonderheiten der CCC war die schiere Masse an Boni: Zu jedem Spiel gab's vorbildliche Hintergrundinfos, Artworks, Musikstücke oder Tipps. Mit Ausnahme der Infos (Wieso nur? Wieso?) gilt das auch für Reloaded. Allerdings hat sich die Art und Weise, wie ihr an die Extras kommt, radikal verändert: Statt bestimmte Spielziele zu erreichen wie gehabt, bekommt ihr jetzt für jede Spielsekunde Punkte, die ihr im Hauptmenü-internen Einarmigen Banditen verplempern könnt - per Glückstreffer spielt ihr so Bilder, Songs und Cheats frei. Das ist auf der einen Seite zwar eine witzige Idee, denn so gibt es die Chance auf hochwertige Boni, für die ihr sonst Kaliber wie Super Ghouls'n Ghosts hättet durchspielen müssen, hat aber auch gleich einige Nachteile! Da wäre zum einen die Glücksabhängigkeit: Ihr könnt stundenlang einen Coin nach dem anderen in den virtuellen Automaten schieben, ohne etwas zu gewinnen. Zum anderen gibt es für jedes länger als zwei Minuten gespielte Game irrsinnig viele Coins, während der Einsatz im Automaten sehr billig ist - ihr könnt also wörtlich Stunden vor dem Kasten verbringen, während euer Zähler kaum eine Kommastelle nach unten wandert. Insgesamt warten um die 900 Extras - aber ob man die ganz ohne Skill nutzen zu müssen jemals zu sehen bekommt?

Immerhin geht Reloaded in Sachen Optionen nochmal einige Schritte weiter als CCC: Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad jedes Spiels detailliert euren Wünschen anpassen, was gerade angesichts des für heutige 

Folgende Spiele sind enthalten:

1942

1943

1943 Kai

Ghosts 'n Goblins

Ghouls 'n Ghosts

Super Ghouls 'n Ghosts

Commando

Mercs

Street Fighter 2

Street Fighter 2: Champion Edition

Street Fighter 2: Hyper Fighting

SonSon

Vulgus

Higemaru

Exed Exes

Gun.Smoke

The King of Dragons

Knights of the Round

Eco FightersVerhältnisse durchgehend herausfordernden bis teuflisch hohen Schwierigkeitsgrad der Oldies enorm praktisch ist. Optionale Analogsteuerung, Dauerfeuer oder remixte Musikstücke sind ebenso der Zuckerguss wie die frei wählbaren Bildschirmmodi: Normalerweise warten drei (krümeliges Original, gute Anpassung oder gestreckter Fullscreen), im Falle von Vertikalshootern könnt ihr das Bild auch kippen und so die volle Länger des PSP-Screens fürs Spielfeld nutzen - super Sache, leider bleibt die Steuerung in diesen Fällen unverändert, was etwas Gewöhnung bedarf. Nach jedem Spiel, unabhängig davon, ob ihr es durchgespielt oder nur angezockt habt, gibts Statistiken satt: Highscore, Schwierigkeitsgrad, wie oft ihr einen Knopf gedrückt und wie viele Continues benutzt hat - all das führt letzten Endes zu einem Coins-Wert, den ihr im Bonus-Automaten verbraten dürft.

Wie gewohnt dürft ihr die Games auch kabellos gegen- oder miteinander spielen - teilweise bis zu drei Freunde hoch! Problem: Jeder braucht dazu eine eigene UMD. Ihr könnt von sechs Spielen auch Demos per Gamesharing verschicken, die sich dann auch gegeneinander zocken lassen - allerdings pro Spiel nur einen Level lang!     

Fazit

So sehr ich die CCC und die Remixed-Variante liebe, so sehr hat mir Reloaded einen Stich ins Herz versetzt. Das liegt nicht an dem Line-Up, im Gegenteil - das ist cooler denn je! Auch die Technik stimmt, ebenso die Bedienung, also hätte es locker eine höhere Wertung verdient - doch das mistige Glückspiel-System und die Abwesenheit von Boni wie Hintergrundinfos kosten die Sammlung unnötigerweise Sympathiepunke. Nichtsdestotrotz: Auch dieses Mal hat Capcom meisterliche Retro-Arbeit geleistet, die sich kein PSP-Spieler mit einem Sinn für die verspielte Vergangenheit entgehen lassen sollte. Und da die Arcade-Vergangenheit des Unternehmens jetzt langsam abgegrast sein sollte, erneuere ich auch gerne meinen Aufruf vom Remixed-Test: Wie wäre es mal mit einer Capcom Console Classics Collection? Da warten noch einige Kracher!

Pro

tolle Spielauswahl
umfangreiche Boni
ausgezeichnete Emulation
viele Komfort-Features
massig freispielbares Material
verschiedene Darstellungs-Optionen
gelungener Mehrspielermodus
einfache Steuerung
einige PSP-exklusive Spiele

Kontra

<P>
sehr lange Ladezeiten
gewöhnungsbedürftiges Boni-Freispielsystem
keine Hintergrundinfos mehr
zwangsweise auch Mist im Lineup
jeder Mitspieler braucht eigene UMD
nur englische Bildschirmtexte
kein freies Speichern möglich</P>

Wertung

PSP

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