Moto GP (PSP)20.12.2006, Michael Krosta
Moto GP (PSP)

Im Test:

Namcos MotoGP-Serie auf der PS2 ist zwar vor allem im Vergleich mit den gleichnamigen, aber stärker auf Simulation ausgelegten THQ-Titeln für Xbox (360) und PC umstritten, doch wurde die Königsklasse des Motorrad-Rennsports bisher immer ordentlich präsentiert und sorgte mit einem leichtgängigen Arcade-Fahrverhalten für Spaß auf dem Sattel. Jetzt feiern die flotten Zweiräder ihre PSP-Premiere, so dass ihr euch auch unterwegs dem Geschwindigkeitsrausch hingeben könnt. Bekommt ihr eine vollwertige Umsetzung des PS2-Originals oder hat Namco den Feature-Rotstift angesetzt?

Flotte Darstellung

Auf den ersten Blick scheint Namco eine nahezu perfekte Umsetzung des Konsolenvorbilds zu servieren: In Einzelrennen, Zeitrennen oder der Meisterschaft flitzen die eher unspektakulären Kulissen flott und überwiegend ruckelfrei an euch vorbei, obwohl sich mit euch zusammen satte 21 Fahrer auf den Originalkursen wie Jerez, Brno oder dem Sachsenring tummeln. Auch der knackige Motorensound klingt genau so satt wie auf der PS2 durch eure Kopfhörer und wird von treibenden

Die KI folgt meist stur der Ideallinie.
Elektro-Soundtracks begleitet, die den Arcade-Charakter hervorragend unterstreichen. Selbst die Steuerung via Analognippel oder Digitalkreuz wurde hervorragend auf Sonys Handheld portiert, so dass ihr die Maschinen immer gut im Griff habt. Kniffliger wird es, wenn ihr in den Motorradeinstellungen nicht nur am allgemeinen Handling und dem Getriebe rumschraubt, sondern auch den Bremsassistenten abschaltet und euch für die Simulation entscheidet. In diesem Fall werdet ihr merken, dass die Hinterräder eures Motorrads deutlich schneller wegrutschen und Ausflüge neben die Strecke meist mit einem bösen Unfall quittiert werden. Dummerweise werdet ihr nach einem Abflug nur automatisch auf den Sattel, nicht aber auf die Strecke zurückgesetzt, so dass ihr euch mühsam durch das Kiesbett auf den Asphalt vorarbeiten müsst - und euch bei diesem Versuch unter Umständen gleich wieder wickelt. Hier wäre ein Rücksetzpunkt AUF der Strecke eindeutig die bessere Wahl gewesen! Die KI macht übrigens kaum Fehler und fährt starr auf der Ideallinie. Packende Zweikämpfe werdet ihr deshalb kaum finden, auch wenn höhere Schwierigkeitsgrade fordernd sind, auch wenn ihr die letzten zehn Fahrer im Feld immer schnell hinter euch lasst.

Halbe Saison, halbes Spiel?

Nach acht Meisterschafts-Rennen mit freiem Training und Qualifying wich die anfängliche Begeisterung über die gelungene technische Umsetzung der Ernüchterung. Wieso? Weil nach acht Rennen die Meisterschaft schon vorbei war - egal, ob in der zur Wahl stehenden 2005er oder 2006er Saison! Moment mal, aber umfasst eine MotoGP-Saison nicht deutlich mehr als acht Rennen? Richtig - und genau das ist das Problem! Auf der PS2 durftet ihr noch auf allen 17 Grand Prix-Kursen antreten, doch auf der PSP wurden Kurse wie Qatar, Assen, Malaysia oder Istanbul einfach wegrationalisiert. De facto fehlt damit mehr als die Hälfte aller Pisten - eine Unverschämtheit! Nach dieser traurigen Erkenntnis fing es in meinem Kopf an zu rattern... Hat Namco da vielleicht noch mehr rausgekürzt als "nur ein paar Strecken"? Nachdem ich nach langer Zeit zum Vergleich mal wieder MotoGP 4 im Laufwerk meiner PS2 versenkte, traf es mich fast wie ein Vorschlaghammer:

Gerade im Simulationsmodus sind Stürze keine Seltenheit.
Auch die anfängerfreundlichen, wenn dadurch auch weniger rasanten 125cc- und 250cc-Klassen sind nicht mehr vorhanden. Doch damit nicht genug, denn auch die gelungene Helm-Ansicht findet sich nicht mehr unter den jeweils zwei Innen- und Außenansicht. Ein viel größerer Verlust ist jedoch der unerklärliche Verzicht auf unterschiedliche Witterungsverhältnisse: Während ihr auf der PS2 noch bei fiesem Regenwetter den Eiertanz auf den Bikes wagen musstet, scheint während der Handheld-Ausflüge immer schön die Sonne. Gab es auf der Konsole außerdem immer wieder Tests für neue Tuningteile, müsst ihr hier ohne Leistungs- und Handlingssteigerungen auskommen. Überraschung: Sogar die Herausforderungen, bei denen ihr bestimmte Ziele während der Saison oder beim Zeitfahren erfüllen müsst, wurden von 125 auf 80 gekürzt. Allerdings finden sich die Fahrerduelle gegen die Stars der MotoGP jetzt in einem separaten Spielmodus, der jedoch erst freigeschaltet werden muss. Über eine Funkverbindung begebt ihr euch mit bis zu acht Mitspielern auf die Pisten, um in Zeit- oder Einzelrennen gegeneinander anzutreten. Praktisch: Um spannende Rennen zu garantieren, dürft ihr optional eine Handikap-Funktion in drei Stufen aktivieren. Online-Duelle im Infrastruktur-Modus sind leider nicht möglich.  

    

Fazit

MotoGP hätte eine richtig schöne, saubere PSP-Umsetzung der PS2-Serie mit aktuellen Saisondaten werden können: Das Geschwindigkeitsgefühl ist ebenso rasant wie auf der Konsole, die Klangkulisse kann sich hören lassen und die Steuerung wurde gut auf das Handheld umgesetzt. Aber warum diese starken Kürzungen? Ist auf der UMD etwa nicht genug Speicherplatz, um alle 17 Kurse der Saison unterzubringen? Zusammen mit den Kürzungen der leistungsschwächeren Motorradklassen, dem Wegfall der Helmperspektive und der Streichung unterschiedlicher Wetterverhältnisse bleibt von den Features des Vorbilds auf der PSP leider nicht mehr viel übrig. Deshalb ist es für mich eine Frechheit, diese Sparnummer zum Vollpreis anzubieten, auch wenn es auf dem Handheld für Biker-Freunde keine Alternative gibt.

Pro

technisch hervorragende Umsetzung
gutes Geschwindigkeitsgefühl
überwiegend flüssige Darstellung mit 21 Fahrern
sehr gute Steuerung
gute Klangkulisse
Saisondaten von 2005 und 2006
offizielle MotoGP-Lizenz

Kontra

nur acht Strecken
keine 125cc
und 250cc-Klassen mehr
keine unterschiedlichen Witterungsverhältnisse mehr
weniger Herausforderungen
gestrichene Helm-Perspektive
KI nur durchschnittlich
Fahrer-Duelle müssen erst freigeschaltet werden
keine Online-Rennen möglich

Wertung

PSP

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