Need for Speed: Carbon - Own the City26.01.2007, Michael Krosta
Need for Speed: Carbon - Own the City

Im Test:

Nachdem ihr bereits auf Konsolen und dem PC bei Need for Speed das Gaspedal durchgedrückt und Mitglieder für eure Crew rekrutiert habt, stürzt ihr euch auf Sonys PSP ebenfalls in die Welt der illegalen Straßenrennen. Hat EA mit NFS Carbon: Own the City nur eine Umsetzung des PS2-Vorbilds auf die UMD gepackt oder wartet die Handheld-Fassung mit Überraschungen auf?

Carbon mal anders

Der Bruder ist tot - verunglückt während eines illegalen Straßenrennens, bei dem auch ihr schwer verletzt wurdet. Nach eurer Genesung verfolgt ihr nur ein Ziel: Den Schuldigen zu finden, der für den Tod eures Bruders verantwortlich ist. Bei dem fatalen Crash ging es nicht mit rechten Dingen zu und irgendjemand hatte da seine schmutzigen Finger im Spiel! Hinweise auf den Übeltäter findet ihr mit Sicherheit dort, wo euer Bruder am meisten verkehrte - in der illegalen Rennszene. Also liegt nichts näher, als sich selbst eine Karre zu besorgen, sie ordentlich aufzumöbeln und zusammen mit einer Crew die anderen Fahrer aufzumischen, um jedes einzelne Viertel der Stadt zu erobern und an die Informationen zu gelangen, die ihr für die Aufklärung des Unfalls braucht.

Auch auf der PSP geht es nur bei Nacht auf die Pisten.
Moment mal... Schreib ich hier wirklich von Need for Speed: Carbon? Ging es da nicht um Ex-Freundin Nikki, Darius, Cross & Co? Was ist denn da passiert? Tatsächlich hat die PSP-Version von Carbon bis auf den großen Namen nichts gemeinsam mit dem Vorbild - sowohl, was die Hintergrundgeschichte angeht als auch den Spielaufbau.

Alte Ideen gut aufgewärmt

Insgesamt fällt auf, dass sich die Entwickler viel stärker an dem Vorgänger Most Wanted orientiert haben. Das bringt zwar einige Nachteile, aber auch so manchen Vorteil mit sich: Positiv ist auf jeden Fall, dass ihr auf der PSP Spielmodi wie Runden KO-Rennen findet, die nicht mal der PC und die Konsolen geboten haben. Auch fällt der Karrieremodus auf dem Handheld etwas umfangreicher aus, da ihr durch die Aufgabenstellungen, die auch Verfolgungsjagden mit der Polizei umfassen, deutlich länger beschäftigt seid. Selbst einen Hauch von Burnout ist zu spüren: Beim Spielmodus Crew Takedown rammt ihr eure Gegner, bis deren Energieanzeige auf Null ist und ihr sie mit einem Takedown abserviert. Umgekehrt wird manchmal auch die Jagd auf euch eröffnet und ihr werdet bei euren Sprints von einem Fluchtpunkt zum nächsten ständig von gegnerischen Fahrern attackiert. Ähnlich Midnight Club 3 rast ihr dabei völlig frei durch die offene Stadt und orientiert euch dabei grob an dem Richtungspfeil - abgesteckte Strecken gibt es hier nicht. Auch die Suche nach versteckten Paketen sowie Lieferungen, bei denen ihr ein Paket zu einem bestimmten Punkt in der Stadt bringen und euch dabei mit gegnerischen Crews rumschlagen müsst, gehören zu euren Aufgaben, die zusammen mit Rundkurs- sowie Sprintrennen deutlich vielfältiger ausfallen als auf den Konsolen bzw. dem PC. Doch trotz dieser stattlichen Auswahl an Spielmodi hat man ein wesentliches Merkmal außen vor gelassen:

Im Gegensatz zu den Kulissen wirken die Fahrzeugmodelle grob.
die Canyon-Rennen, die als Neuerung auf Xbox 360 & Co für eine ganze Menge Spaß und Spannung gesorgt haben! Schade, dass man auf der PSP darauf verzichtet hat, denn auch hier hätte sich der Kampf um jeden Meter Vorsprung hervorragend gemacht - genau wie der Versuch, so dicht am Vordermann dran zu bleiben wie möglich.

Helfer in der Not

Das Crew-Feature hat dagegen ebenfalls den Weg in die Handheld-Fassung gefunden und wurde sogar gegenüber den anderen Versionen verbessert. Wie gehabt, schickt ihr mit einem Angreifer ein Teammitglied auf die Gegner los oder verschafft euch mit Hilfe des Schleppers einen Geschwindigkeitsvorteil, indem ihr euch in dessen Windschatten über die Strecke "ziehen" lasst. Neu hinzugekommen ist die Unterklasse des Mechanikers, der euch in den Rennen einen Leistungsschub beschert. Daneben dürft ihr einen Vollstrecker in eure Crew aufnehmen: Dieser legt auf Befehl fiese Nagelbänder aus, die jedem die Reifen aufschlitzen, der drüber fährt - euch mit eingeschlossen, also solltet ihr immer die Augen offen halten. Musstet ihr euch auf den Konsolen vor jedem Rennen auf ein Crewmitglied und damit nur eine Fähigkeit festlegen, dürft ihr auf der PSP gleich mit zweien loslegen und deren Hilfestellungen nach Belieben aktivieren - ein Element, das ich mir auch auf den anderen Systemen gewünscht hätte. Trotzdem fragt man sich auch hier, warum ihr den Rennsieg verdient, wo doch jeder Schlepper offensichtlich deutlich schneller unterwegs ist als ihr selbst - egal, wie viel ihr an der Kiste rumschraubt. Tuning ist auch auf der PSP noch ein zentraler Bestandteil, mit dem ihr euren Flitzer z.B. mit Motoren- und Fahrwerksupgrades sowie Lachgas-Einspritzung und anderen Spielereien ausstattet. Nicht zu vergessen die zahlreichen Aufkleber und weiteren optischen Schnickschnack, den ihr an der Karosserie anbringt. Auf das coole Autosculpt-Feature müsst ihr auf der PSP aber leider verzichten. 

     

Own the World

Abseits der Karriere begebt ihr euch entweder umgehend auf die Piste oder geht in Einzel- oder Crewveranstaltungen auf Strecken eurer Wahl an den Start. Ein Multiplayermodus erlaubt euch zudem die Teilnahme an Runden- sowie Sprintrennen, wobei bis

In der Garage verwaltet ihr euren Fuhrpark.
zu vier Fahrer um den Sieg kämpfen. Habt ihr ein EA-Konto eingerichtet, dürft ihr sogar online durch die Stadt preschen und euch mit Gegnern auf der ganzen Welt messen. Hier wäre allerdings deutlich mehr drin gewesen und so vermisst man z.B. Modi, in denen Spieler in die Rolle der Cops schlüpfen und die Verfolgung der Raser aufnehmen.

Eindrucksvolle Technik

Wer NFS Carbon auf dem PSP-Bildschirm in Aktion sieht, wird zugeben müssen, dass die Präsentation für einen Handheld-Titel fantastisch aussieht: Die Kulissen rasen flüssig und flott an euch vorbei, wobei der Blur-Effekt das Geschwindigkeitsgefühl noch verstärkt. Schade nur, dass die Stadt insgesamt sehr leblos erscheint: Zivile Fahrzeuge sind kaum unterwegs und auch Menschen trauen sich hier anscheinend nicht vor die Haustür. Auch bei den insgesamt groben Fahrzeugmodellen hätte man mehr Arbeit investieren können - da kann die PSP mehr! Dafür überzeugen kernige Motorengeräusche, die aus den Lautsprechern dröhnen und von eher unauffälligen,

Obwohl sie mit einer flotten Darstellung aufwarten können, sind die Kulissen insgesamt sehr leblos ausgefallen. 
aber nicht störenden Songs aus der EA Trax-Sammlung begleitet werden. Habt ihr MP3-Dateien auf eurem Memory-Stick, dürft ihr diese alternativ ins Renngeschehen einbinden. Auch die Zwischensequenzen im Comic-Stil wurden stylisch inszeniert und lassen die Belanglosigkeit der Story für einen Moment vergessen. 

Grauenvolle Steuerung

Okay, fassen wir einmal zusammen: Need for Speed: Carbon sieht auf der PSP klasse aus, bietet teilweise mehr Rennmodi als die Konsolenversionen sowie ein besseres Crew-Feature und einen umfangreicheren Karrieremodus. Deshalb müsste der Titel auf der PSP doch eigentlich eine bessere Wertung bekommen als auf Xbox 360 & Co, oder?! Ja, das müsste er! Und ja - das würde er, hätte EA nicht an einer entscheidenden Stelle Mist gebaut: der Steuerung! Diese wurde so dermaßen verbockt, dass man die Boliden gerade zu Beginn kaum gerade auf der Straße halten kann. Ich würde mich nicht unbedingt als Anfänger im Racing-Genre bezeichnen, aber ich bin mit dem Auto wie ein Besoffener in Schlangenlinien durch die Stadt getorkelt, weil die Steuerung viel zu sensibel ausgefallen ist. Mit verbesserten Tuningpaketen verbessert sich zwar auch das Handling, doch selbst dann habt ihr eure Wagen noch nicht so präzise unter Kontrolle, wie man es sich wünschen würde. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr lieber mit dem Digipad oder dem Analognippel lenkt - die Steuerung ist einfach grausig!     

Fazit

NFS: Carbon hatte wirklich das Potenzial, die PC- und Konsolenfassungen zu übertrumpfen. Der Karrieremodus gefällt mir hier durch zusätzliche Rennmodi und den gestiegenen Umfang deutlich besser, die leider zu leblosen Kulissen sehen für PSP-Verhältnisse dennoch spitze aus und das Geschwindigkeitsgefühl kommt bei den Fahrten durch die beleuchteten Straßen der Stadt ebenfalls gut rüber. Nicht zu vergessen das Crew-Feature, das mir hier aufgrund von zwei Begleitern mit ihren jeweiligen Talenten mehr Spaß bereitet hat. Schade nur, dass man die coolen Canyon-Rennen sowie das Autosculpt-Feature nicht auch der PSP-Version spendiert hat – technisch wäre dies mit Sicherheit drin gewesen. Schlimmer ist jedoch die viel zu sensible und damit schwammige Steuerung: Sie ist der Grund, weshalb der im Grunde gut konstruierte NFS-Motor auf Sonys Handheld gewaltig ins Stottern kommt! Hätte man hier mehr Sorgfalt walten lassen, hätte aus Own the City ein wirklich gutes Rennspiel werden können – gerade weil es sich in einigen Punkten von den anderen Fassungen unterscheidet, dabei aber auch im Vergleich zum Vorgänger Most Wanted 5-1-0 kaum Neuerungen bietet. So reicht es nur für einen gerade noch durchschnittlichen Tuning-Racer, dem einfach die PS fehlen, um mit Highlights wie Midnight Club 3 gleichzuziehen.

Pro

stylische Präsentation
gutes Geschwindigkeitsgefühl
knackige Motorensounds
Einbindung von MP3-Dateien
umfangreicher Karrieremodus
viele Spielmodi
Online-Multiplayer
verbessertes Crew-Feature

Kontra

viel zu sensible, schwammige Steuerung
leblose Stadt
kaum Gegenverkehr
kein Autosculpt
keine Canyon-Rennen

Wertung

PSP

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