Im Test:
Training ist alles.
Es ist wirklich so, wie Kollege Ben es in seiner Vorschau beschrieben hat: Warum fliegt die Filzkugel derart langsam über das Spielfeld? Warum kann ich ihre Flugrichtung nach rechts oder links beinah gar nicht beeinflussen? Dann folgte der Frust.
Der Beginn der Karriere ist das krasse Gegenteil zu Virtua Tennis 3. Im dritten Teil von Segas Klassiker habe ich die Startgegner noch reihenweise ohne Gegenwehr weggeputzt, doch beim Namco-Tennis ist es genau andersherum. Kein einziger Match- oder gar Turniersieg gelingt mir - ich kann schon froh sein, wenn ich überhaupt mal ein Spiel gewinne. Ich schaffe es nicht, den Ball nach rechts oder links zu lenken und so mein Gegenüber auf dem Platz hin- und her zu scheuchen. Im Seitenaus landet der Ball so gut wie nie, dafür dresche ich ihn viel zu häufig über das Spielfeld hinaus.Nun aber fix! Bei Smash Court Tennis 3 ist es gar nicht so einfach, einen schwierigen Ball zu erwischen. Zum Ball hechten die Spieler nur selten.
Im Nachhinein betrachtet bin ich das Spiel zu Beginn falsch angegangen. Smash Court Tennis 3 besitzt eine ganz eigene Steuerung, die sich deutlich von Virtua Tennis und Top Spin unterscheidet. Die solltet ihr erst einmal einüben, bevor ihr euch an die Turniere wagt. Auch ich bin nach dem misslungenen Start ins Hauptmenü gewechselt und habe erst einmal die zahlreichen Trainingsstunden absolviert. Wichtig ist vor allem das Timing beim Druck und auch beim Loslassen der passenden Schlagtaste. Und siehe da, nach einiger Zeit im Trainingsmodus beherrsche ich die grundlegende Technik. Außerdem habe ich bereits einen Spezialschlag einstudiert, mit dem ich den Ball aus dem Lauf heraus diagonal über den Platz spielen kann. Also gehe ich wieder zurück in den Karriere-Modus und starte dort ein paar weitere Trainingseinheiten.
Level Up!
Die dort erworbenen Fähigkeitspunkte verteile ich nach eigenem Gusto auf Parameter wie Grundlinienspiel, kraftvolles oder technisches Spiel, Vorhand und Rückhand. So verstärke ich meinen Charakter genau in den Punkten, in denen ich es will. Und die Fähigkeitspunkte wirken sich wirklich stark auf die Spielweise auf.
Während ihr zu Beginn noch wie eine Schnecke über den Platz schleicht und kaum ein Ball dort landet, wo ihr es wollt, wird es schon nach ein paar Fertigkeitspunkten mehr dramatisch besser. Nach geraumer Zeit war ich selbst in den härteren Turnieren recht erfolgreich. Alternativ zu den allgemeinen Eigenschaften eures Spielers könnt ihr die gewonnenen Punkte auch in Spezialfähigkeiten investieren. Kauft euch z.B. einen Spin-Aufschlag und freut euch auf das Servieren stilvoller Asse.Im Editor könnt ihr euren Charakter nach Herzenslust verunstalten. Na ja, nach Herzenslust ist übertrieben, denn es stehen nur wenige Optionen zur Auswahl.
Im Arcade-Modus kommen all diese Veränderungen nicht zum Tragen. Anders als in der Karriere tritt hier nicht euer im Editor erstellter Schützling an, sondern reale Profis wie Nadal, Federer und ein paar weibliche Kollegen. Die beherrschen natürlich von Beginn an sämtliche Finessen des Spiels. Allerdings nur, wenn ihr die Steuerung beherrscht. Doch auch wenn nicht, könnt ihr hier deutlich schneller Erfolgserlebnisse verbuchen, als in der Karriere. Wer nur ein kleines Spiel für zwischendurch wagen will, sollte also den Arcade-Modus wählen. Doppel- und Mixed-Matches sind übrigens in allen Spielmodi möglich. In der Karriere könnt ihr andere Spieler herausfordern, um sie als Doppelpartner zu gewinnen. Auch Sponsoren könnt ihr gewinnen, indem ihr ein Testspiel für euch entscheidet.
Teilen erlaubt
Zweispieler-Matches sind übrigens mit nur einem Exemplar des Spiels möglich. Die Wartezeit beim Übertragen der Daten und beim Starten des Spiels fällt für PSP-Verhältnisse erfreulich kurz aus. Allerdings bleibt mit nur einer UMD das Duell stark eingeschränkt.
Ihr dürft aus nur zwei Spielern wählen und es steht lediglich normales Tennis als Spielmodus zur Verfügung. Besitzer einer zweiten Disk dürfen zusätzlich in den Abwandlungen Galaga-, Bomben- und Pac-Man-Tennis gegen einen Freund antreten. Die gelungenen Minispiele können auch gegen den Computer gespielt werden. Im Galaga Tennis schießt ihr z.B. mit dem Filzball die Außerirdischen auf dem gegnerischen Spielfeld ab. Manchmal erscheint sogar ein im 8-Bit-Stil piepsendes Mutterschiff und entführt euren Spieler.Doppelt hält besser: Fordert einen Gegner heraus, um mit ihm nach eurem Sieg ein Team zu bilden und an Doppel-Turnieren teilzunehmen.
Abgesehen von diesen Oldie-Varianten macht die Grafik einen recht realistischen Eindruck. Die Spieler besitzen detaillierte Gesichter, die aber selbst bei den ansehnlichen Jubelanimationen todernst dreinschauen. Lediglich die echten Profis nachempfundenen Sportler grinsen nach einem gewonnenen Match wie ein Honigkuchenpferd. Die Kulissen sind zwar nicht so hübsch beleuchtet wie in Virtua Tennis 3, aber andererseits haben sie nicht mit solch starken Grafikfehlern zu kämpfen wie die Sega-Konkurrenz. Stattdessen wird die komplette Szenerie stets technisch sauber animiert. Außerdem gibt es nette Details wie unterschiedlich volle Zuschauerränge.
Quiet, please!Die Stadien sind technisch sauber in Szene gesetzt und warten mit Details wie unterschiedlich vollen Zuschauerrängen auf.
Die Anzahl der Fans macht sich auch akustisch bemerkbar. Leider klingt es reichlich seltsam, wenn nur eine Hand voll Zuschauer klatscht. Dann merkt ihr besonders deutlich, dass im Grunde nur ein und das selbe Sample ständig wiederholt wird. Besonders trashig wirkt auch der aufgekratzte Kommentator im Training. Er ist offenbar das englischsprachige Pendant des berühmt-berüchtigten Super-Monkey-Ball-Sprechers. Deutlich angenehmer klingt dagegen die Menümusik. Die Stücke sind im Grunde zwar der übliche, gut gelaunte, Japano-Pop-Mischmasch, doch die Melodien haben mir gut gefallen.
Fazit
Smash Court Tennis 3 entfaltet erst nach einiger Zeit seine Suchtwirkung. Wer ein im wahrsten Sinne des Wortes schnelles Tennis für zwischendurch sucht, ist mit Virtua Tennis 3 deutlich besser bedient. Auch längerfristig konnte mich die Sega-Konkurrenz eher an die PSP fesseln. Doch auch das Namco-Tennis macht nach einer zähen Einstiegsphase eine Menge Spaß. Besonders motivierend ist der Umstand, dass sich die Charakterwerte einzelnen Kategorien zuordnen lassen und sich spürbar auf die Spielweise auswirken. So könnt ihr euren Schützling genau so aufrüsten wie ihr es wollt. Ein klarer Minuspunkt ist dagegen die einschläfernde Spielgeschwindigkeit. Außerdem ist es auch nach längerem Training und mit einem Profispieler sehr schwierig, die Bälle gezielt in die gewünschte Hälfte zu spielen und seinen Gegner herumzuscheuchen. Wer neues Tennisfutter für unterwegs sucht und ein wenig Geduld aufbringt, wird mit Smash Court Tennis 3 aber insgesamt gut bedient.
Pro
Kontra
Wertung
PSP
Smash Court Tennis kommt nur langsam in Gang: Nach einem frustigen Start wartet ein motivierndes Karrieresystem auf mobile Ballsportler.
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