Metal Gear Solid: Portable Ops Plus30.04.2008, Michael Krosta
Metal Gear Solid: Portable Ops Plus

Im Test:

Eine enorm packende Hintergrundgeschichte, spannende Schleichmissionen und vorbildliche Mehrspielergefechte – das alles bot Metal Gear Solid Portable Ops, Snakes erster großer Einsatz auf der PSP. Kann die Plus-Edition als eigenständiges Add-On ebenfalls in allen Bereichen überzeugen oder liefert Konami hier nur ein kleines Sparpaket mit großem Namen?

Spezial-Editionen

Dass Konami und speziell Kojima Productions ein Faible für Spezialeditionen hat, steht vor allem in Zusammenhang mit der Metal Gear Solid-Serie außer Frage: Auf MGS 2 folgte Substance mit neuen Minispielen, der dritte Teil Snake Eater bekam mit Subsistence eine erweiterte Fassung mit freier Kamera, Onlinemodus und "Film-DVD". Portable Ops Plus setzt diese Tradition jetzt auf der PSP fort, geht dabei aber etwas andere Wege. Während ihr auf den Konsolen bei Substance und Subsistence neben all den Zusatzinhalten immer noch die Original-Kampagne durchspielen konntet, ist Portable Plus als reines Add-On konzipiert, das zwar auch ohne das Hauptspiel funktioniert, aber eigentlich nur eine Erweiterung darstellt. So werdet ihr die tolle Kampagne mit ihrer fesselnden Handlung nicht in der Plus-Edition vorfinden - nur die Bosskämpfe von damals

Auch die Genom-Soldaten treiben jetzt ihr Unwesen in Portable Ops und können für euer Squad rekrutiert werden.
dürft ihr hier erneut im separaten "Boss-Rush" angehen. Daneben bekommt ihr mit "Infinite Missions" einen neuen Storymodus, der diese Bezeichnung allerdings kaum verdient. Denn hier schlagt ihr euch nur durch willkürlich zusammengewürfelte Missionen, die nicht von einem Plot zusammengehalten werden. Stattdessen geht es primär darum, diverse Anforderungen zu erfüllen, wie z.B. zum Ausgang zu gelangen, während sich alle Wachen im Alarmzustand zu finden oder unter Zeitdruck alle Wachen auszuschalten. So erinnert das Ganze vom Aufbau her mehr an ein Training im Stil der VR-Missions aus alten MGS-Tagen. Habt ihr bereits ein schlagkräftiges Squad in Portable Ops aufgebaut, dürft ihr es in die Plus-Erweiterung importieren und es mit weiteren Rekruten erweitern. Besonders interessant dürften hier neue Einheiten wie die Genom- und Tengu-Soldaten sein, die ihr jetzt auch auf neue Klassen wie z.B. die Kopfgeldjäger verteilen dürft und euch so Infos über versteckte Fähigkeiten eurer Gegner einholt. Insgesamt dürft ihr bis zu 200 Kämpfer/innen verwalten, wobei ihr sie in die typischen Achter-Teams aufteilen könnt. Neuerdings gilt das auch für eure Schleich-Kundschafter, deren Squads zuvor auf vier Mitglieder begrenzt war. Dadurch steigt natürlich die Anzahl potenziell gesichteter Soldaten, mit denen ihr euer Team weiter verstärken könntet. Das ist Segen und Fluch zugleich: Es ist zwar prima, seine gestandenen Truppen direkt importieren und anschließend relativ schnell noch stärker machen zu können, doch ist irgendwann der Punkt erreicht, in dem die Missionen nur noch zu einem lockeren Spaziergang verkommen - auch deshalb, weil ihr die besonderen Charaktere aus Portable Ops ebenfalls übernehmen und nahezu unbesiegbaren Kampfmaschinen aufbohren könnt. Auf der anderen Seite ist es aber auch mühselig, wenn ihr ganz von vorne anfangen und eure Truppe aufbauen müsst, denn durch die fehlende Story geht auch viel Motivation verloren, sich durch die Abschnitte zu kämpfen. Allerdings findet ihr in der Erweiterung auch wieder ganz besondere Lieblinge zum Freispielen, darunter Raiden oder sogar Old Snake aus dem kommenden MGS 4. Das Problem ist nur, dass das Balancing durch die Spezialcharaktere und das schnelle Aufleveln schnell unausgewogen wird - sowohl offline als auch online.

Kämpfe übers Netz

Während die Infinite Missions aufgrund der fehlenden Story eher enttäuschen, liegt die wahre Stärke von Portable Ops Plus im Onlinebereich, in dem ihr erneut mit bis zu sechs Spielern über eine direkte Funkverbindung oder via Infrastrukturmodus gegen- und miteinander ins Gefecht zieht. Hier stehen euch mit (Team-)Deathmatch sowie (Team-)Gefangennahme nicht nur bekannte Spielvarianten zur Verfügung, sondern ihr bekommt mit dem Modus Shooting Range eine neue Herausforderung, bei der ihr durch Abschießen diverser Ziele innerhalb eines Zeitlimits mehr Punkte erzielen müsst als das gegnerische Team. Dummerweise findet ihr hier im Gegensatz zu anderen Modi allerdings keine frische Munition, so dass ihr bereits im Vorfeld dafür sorgen müsst, dass eurer Team mit vielen Patronen gesegnet ist und nicht irgendwann in die unglückliche

Schon vor seinem (wahrscheinlich letzten) Auftritt in MGS 4 findet ihr den gealterten Schleich-Rentner als Spezialcharakter in der Plus-Erweiterung.
Lage kommt, aufgrund von Munitionsmange keine Ziele mehr ausschalten und damit für die eigene Mannschaft markieren zu können, denn mit dem Nahkampfsystem kommt ihr hier nicht weit. Neben der Shooting Range und neuen Maps haben die Entwickler zusätzlich kleine Spielereien integriert, mit denen ihr z.B. während der Action Screenshots für euer Bilderverzeichnis anfertigen oder euch an neuen Salutier-Animationen ergötzen könnt. Sinnvoller erscheint da schon die neue Anfänger-Lobby, mit denen auch Neueinsteiger in die Portable Ops-Welt eine Chance haben und nicht gleich frustriert die Flinte ins Korn werfen. So bekommt ihr als Greenhorn nicht nur mehr Energie bei den Online-Matches, sondern werdet auch als Beginner gekennzeichnet, so dass stärkere Spieler etwas mehr Rücksicht nehmen oder ihr "Frag-Abzocker" einfach aus der Anfänger-Session kicken könnt, um nicht als hilfloses Kanonenfutter zu enden. Dadurch könnt ihr dem unausgeglichenen Balancing, das sich durch das Aufleveln eurer Truppe in den Infinite Missions natürlich auch auf die Onlinepartien auswirkt, wenigstens etwas abschwächen. Schön ist, dass ihr auch mit der Erweiterung gegen Spieler antreten könnt, die lediglich die normale Version besitzen. Allerdings könnt ihr in diesem Fall keine eigene Session hosten, sondern habt nur die Möglichkeit zum Beitritt. Trotzdem gut, dass euch nervige Wechsel zwischen den beiden UMDs erspart bleiben. Etwas schade ist allerdings, dass auch die Erweiterung noch keine Headsets unterstützt, da ihr oft als Team agieren müsst und eine Kommunikation zwischen den Spielern durchaus sinnvoll wäre.

Twin Snakes

Technisch entspricht die Erweiterung exakt dem normalen Portable Ops. Die von der PS2 übertragene Subsistence-Engine sorgt auch auf der PSP für detailliert modellierte Charaktere und einen überwiegend flüssigen Spielablauf, wobei die Kulissen teilweise etwas zu steril wirken und stellenweise von unschönen Tearing-Effekten geplagt werden. Im Audiobereich hat man es sich sehr einfach gemacht und einfach sämtliche Tracks und Effekte übernommen - dafür aber aufgrund der fehlenden Story auf Sequenzen mit Sprachausgabe verzichtet. Auch die Steuerung entspricht dem Original, was bedeutet, dass sie manchmal etwas fummelig wirkt; auch die bockige Kamera bereitet manchmal Probleme.

    

Fazit

Wer sich in Portable Ops hauptsächlich in Online-Gefechte gestürzt hat, dürfte auch hier viel Spaß haben - auch wenn der neue Modus Shooting Range etwas unausgereift wirkt. Dafür dürft ihr euer Team nicht nur mit neuen Rekruten aufbessern, sondern bekommt auch weitere nützliche Klassen geboten. Nicht zu vergessen, dass sich eure Truppe durch das Vergrößern der Spionage-Einheiten jetzt noch schneller weiter entwickelt, was ab einem bestimmten Punkt allerdings zu Problemen im Balancing führt. Wer sich von Portable Ops Plus dagegen ein ähnlich intensives Solo-Erlebnis mit einer packenden Geschichte samt überraschender Wendungen verspricht, wird maßlos enttäuscht. Die Infinite-Missions sind lediglich bunt gemischte und unabhängige Aufträge, die die Entwicklung einer Dramaturgie erst gar nicht zulassen und mehr an Trainingsaufträge im Stil der VR Missions erinnern. Schade, denn das normale Portable Ops hat gezeigt, dass hier viel mehr möglich ist. So verliert diese Erweiterung letztlich viel vom ursprünglichen Glanz. 

Pro

neue Einheiten
weitere Klassen
frische Karten
gute Stealth-Feeling
viele Missionen
massig Waffen
Gadgets
Truppen können importiert werden

Kontra

keine richtige Solo-Kampagne inkl. Story
Kamera zickt oft rum
vereinzelte KI-Aussetzer
Balancing-Probleme
Neuer Modus Shooting Range wirkt unausgereift

Wertung

PSP

Leider ist die Erweiterung von Portable Ops nur für Fans der Mehrspieler-Gefechte interessant. Für Solo-Schleicher wird zu wenig geboten.

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