Aliens vs. Predator: Survival of the Fittest26.11.2007, Benjamin Schmädig
Aliens vs. Predator: Survival of the Fittest

Im Test:

Eine Ecke trashiger, dafür mit der doppelten Ladung: Aliens vs. Predator brachte die zwei berühmten Horrorszenarien der Science-Fiction erstmals auf die Leinwand und erfährt Ende dieses Jahres seine Fortsetzung. Dass ihr dank Spiel zum Film selbst daran teilhaben dürft, ist selbstverständlich, und immerhin führt bei Survival of the Fittest ein Entwicklerstudio Regie, das einst einen fantastischen außerirdischen Albtraum inszenierte...

Viva la Revolution?

Rebellion - mit diesem Namen verbinde ich noch immer einige der spannendsten, atmosphärisch dichtesten und abwechslungsreichsten Stunden meines Lebens. Schließlich sind das die Jungs, die vor acht Jahren das grandiose Aliens vs. Predator (AvP) entwickelt haben! Als Soldat zitterte ich mich damals zu Angst einflößenden Violinen und flackernder Beleuchtung durch finstere Raumschiffe. Als fast übermächtiger Predator habe ich außerirdisches Getier gejagt, das sich Menschheit nannte. Und als Alien - Gott, ich habe es geliebt - bin ich im Rekordtempo an Decken und durch Lüftungsschächte gerast, um mich anschließend lautlos an meine Opfer zu tasten und ihren Kopf abzubeißen. Deshalb schoss meine 

Der Predator ist zurück! Aliens erlebt ihr hingegen nur in ihrer Funktion als Kanonenfutter.
Erwartungshaltung für einen schwachen Moment gen Himmel, als Vivendi AvP: Survival of the Fittest samt Entwickler Rebellion ankündigte. Für einen schwachen Moment deshalb, weil ich im ersten Augenblick verdrängen wollte, dass das Studio zuletzt für James Bond 007: Liebesgrüße aus Moskau , Miami Vice: The Game  oder Free Running verantwortlich zeichnete. Allesamt keine schlechten Spiele, aber meilenweit von der einst gezeigten Klasse entfernt. Doch mit Survival of the Fittest gehen sie wieder einen Schritt weiter - allerdings in die falsche Richtung.

Schließlich macht allein die Tatsache stutzig, dass die Umsetzung der zweiten AvP-Leinwandadaption nur auf PSP erscheint. Es riecht einfach nach einem verdammt lieblosen Lizenzdeal, wenn man den in diesem Fall prächtig kompatiblen Zielgruppen "AvP-Kinogänger" und "AvP-Spieler" nur eine Minimalversoftung anbietet. Und das Spiel beweist: Es riecht nicht nur danach, es müffelt geradezu! Anders formuliert: Ich bin verdammt froh, dass der Artikel an dieser Stelle bereits zwei Absätze alt ist, weil Requiem so inhaltslos ist, dass man seine Beschreibung in fünf Sätzen abhandeln könnte...

Aus drei mach eins

Der Titel sagt fast alles: Ihr seid ein Predator, der gegen Aliens kämpft. Nein, ihr schlüpft weder in die Rolle eines Aliens noch dürft ihr die Waffen eines Marines tragen. "Witzigerweise" dürft ihr die Menschen nicht einmal jagen; stattdessen sollt ihr sie vor Gigers Albtraumwesen beschützen. Wieso? Der Plot erklärt es damit, dass ihr eure Präsenz - im Gegensatz zu euren bisher erlebten Artgenossen - auf diese Weise geheim halten müsst. So zieht ihr los, um die beim Absturz eures von Aliens verseuchten Raumschiffs freigekommenen Monster zu eliminieren und Wrackteile zu vernichten, die auf eure Existenz hindeuten könnten.

Das Erledigen markierter Feinde bringt Punkte - für den unmittelbaren Kampf ist das Kennzeichnen allerdings sinnlos.
Für jedes zerstörte Beweismittel erhaltet ihr Ehrenpunkte, das Gleiche gilt für getötete Feinde. Ist das Konto entsprechend gefüllt, verbessern sich automatisch eure Waffen. So kämpft ihr euch bis zur Alienkönigin - die ihr dann doch nie zu Gesicht bekommt. Ernsthaft: das war's.

Wer erwartet, dass sich Rebellion an die Zeit vor acht Jahren erinnert, wird maßlos enttäuscht sein. Denn anstatt in der Haut des Predators die Überlegenheit des mächtigsten Außerirdischen der Filmgeschichte (abgesehen vielleicht von Imperator Palpatine) zu spüren, rennt ihr wie ein beliebiger 3rd-Person-Heroe durch unspektakuläre Kulissen, schießt mit Schulterkanone, Handwaffe sowie Wurfsternen auf teilweise ein Dutzend anstürmender Aliens oder wehrt euch mit Klingen und Speer im Nahkampf. Das ist weder spannend noch benötigt ihr Geschick im Umgang mit den Waffen. Selbst dass die drei Sichtmodi Menschen, Aliens und elektrische Spannungen hervorheben, verschafft euch keinen Vorteil, und das Markieren von Zielen in Egoperspektive sorgt lediglich für mehr Ehrenpunkte. Schön gemacht sind lediglich Konterattacken, welche ihr in angezeigten Situationen durch einen Druck auf die X-Taste auslöst.      

Der fehlende Funke

Herumlaufen, Wrackteile oder Alienreste vernichten, Aliens töten, Menschen leben lassen - das ist AvP heute. Theoretisch ist allein die Tarnung des Jägers sinnvoll, denn so entgeht er den Augen der Militärs, die bei Sichtkontakt das Feuer eröffnen. Allerdings schaltet sich die Technik ab, sobald ihr Schaden nehmt oder durch Wasser watet, Aliens sehen euch sogar trotz eingeschalteter Tarnung. Das sorgt dafür, dass

Gerade die drei Sichtmodi prädestinieren den Jäger eigentlich zu einer Art außerirdischem Sam Fisher - in Requiem sind sie spielerisch vernachlässigbar.
umsichtiges Vorgehen nahezu zwecklos ist. Rennt stattdessen an menschlichen Gegnern einfach vorbei. Denn würdet ihr sie töten, verliert ihr Ehrenpunkte. Im Grunde spielt es allerdings auch einfach keine Rolle, welches Polygonmodell hier steht oder liegt.

Dabei vermittelt das Ganze oberflächlich gesehen nicht einmal den Eindruck einer völlig vergeigten Auftragsarbeit: Es sieht unspektakulär, aber gut aus, der Predator lässt sich flott bewegen, die mit den Schultertasten frei drehbare Kamera bietet bis auf Momente, in denen sie beim Anvisieren eines Gegners Polka tanzt, ausreichend Übersicht und die Musik ist hörbar, wenn auch belanglos und selten der Situation angemessen. Survival of the Fittest feuert schlicht und ergreifend nicht den geringsten Funken einer zündenden Idee ab; es scheint, als konnten sich die Entwickler nicht einmal im Geringsten für ihr Projekt motivieren und waren mit ihrer durchschnittlichen, halbwegs gut spielbaren Technik-Demo vollkommen zufrieden.

Bloß keine Extras, bitte!

Irgendwie tun mir nur die Grafiker leid, denn weil der Rest des Teams ja die Engine aus James Bond 007: Liebesgrüße aus Moskau sowie Miami Vice: The Game wiederverwenden konnte, mussten die Designer offenbar Kulissen und Figuren zu einem Spiel kreieren, das im Grunde keiner wollte. So tun sie denn auch nur das Nötigste, um euch durch die drei Schauplätze (ein Stadtgebiet, dessen Kanalsystem sowie ein Industriegebiet) zu schleusen. Drückt ihr vor einer Leiter die X-Taste, gelangt der Predator oft über hohe Stege an die zu beseitigenden Wrackteile, doch das war's auch schon abseits von "Gehe direkt zum Ausgang, gehe nicht in den Geheimraum, ziehe keine Extras ein".

Beklemmende Spannung im Kanalsystem? Schön wär's!
Hin und wieder erlebt ihr dabei, wie ein Alien einen Menschen über den Boden schleift, ansonsten sind Kamerafahrten und einfacher Text die dramaturgischen Höhepunkte. Immerhin dürft ihr wählen, welchen der drei erwähnten Wege ihr einschlagt, wobei ihr jederzeit zwischen den unterschiedlichen Pfaden wechseln könnt.

Letztendlich ist es auch egal, was ihr wo tut: Der entscheidende Kampf ist nach jeweils sechs Abschnitten stets derselbe, erzählerisch passiert bis dahin nichts. Und das Finale ist auch nach dreimaligem Ansehen noch immer spannender als die Skirmish-Variante, in der ihr in einem von fünf Levels Aliens tötet, eine Punktzahl erhaltet und besser nicht von vorn beginnt. Ihr solltet schon gar nicht die Hoffnung hegen, dass deren kooperative Mehrspieler-Variante für mehr Spannung sorgt. Und damit erschöpfen sich denn auch die Möglichkeiten, mit einem Freund per WiFi auf die Jagd zu gehen und so etwas wie packende Action zu erleben.    

Fazit

Rebellion ist tief gesunken - wo sich die Briten vor acht Jahren noch die Aliens vs. Predator-Lizenz schnappten und daraus einen fesselnden Horrortrip machten, erledigen sie heute uninspirierte Auftragsarbeit: Technisch dank ihren PSP-Erfahrungen versiert, verstecken sie ausschließlich erzählerische und spielerische Flauten in dem viel versprechenden Titel. Dabei wäre der Predator mit seinem leisen Vorgehen, den drei Sichtmodi sowie seinen außergewöhnlichen Waffen für eine Art außerirdischer Sam Fisher geradezu prädestiniert. Stattdessen schießt und sticht der mächtige Jäger im Stakkato auf schwache Aliens, geht Menschen heimlich aus dem Weg, hockt sich zum Auflösen von Beweisstücken in die belanglose Kulisse und erlebt nicht einmal eine spannende Geschichte um seinen Absturz. Diesen interaktiven Bildschirmschoner hätte die PSP nun wirklich nicht gebraucht.

Pro

uninspirierte, aber halbwegs überzeugende Präsentation
nette Konterattacken

Kontra

keine nennenswerte Handlung
wenig intelligente, stets gleiche Gegner
extrem spaßfreie Skirmish
und Mehrspieler-Varianten
belanglose Levelgestaltung
Tarnung nahezu zweckfrei, Sichtmodi ebenso
kein taktischer Vorteil durch Markieren von Feinden

Wertung

PSP

Erschreckend einfallsloser Shooter ohne Charme, ohne Spannung, ohne Abwechslung.

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