Phantasy Star Portable23.04.2009, Jens Bischoff
Phantasy Star Portable

Im Test:

Im Konsolenbereich war Phantasy Star Online das erste Rollenspiel, das man gemeinsam übers Internet spielen konnte, was damals für jede Menge Spielspaß sorgte. Danach ging es mit der Serie jedoch stetig bergab. Der jüngste Ableger verzichtet nun sogar auf das, was die Reihe überhaupt auszeichnet: den Online-Modus. Kann das gut gehen?

Gute Ansätze

Anfangs könnte man meinen, dass die Entwickler aus den Fehlern von Phantasy Star Universe tatsächlich gelernt haben:

Video: Phantasy Star Portable (ab 21,95€ bei kaufen) ist Phantasy Star Universe ohne all das, was Spaß machte...Der via facettenreichem Editor selbst erstellte Charakter ist der Held des neuen Story-Modus und gleichzeitig auch anstandslos im Multiplayer-Modus einsetzbar. Selbst die wohl systembedingte Reduzierung der Städte auf schlichte Menüs hat durchaus etwas Positives: Langwierige Fußmärsche fallen komplett weg, jeder Ort ist im Handumdrehen erreichbar. Selbst die Reise zu anderen Planeten ist in Sekundenschnelle erledigt.

Die ohnehin schon mickrige Spielwelt wirkt dadurch allerdings nochmals kleiner, die Atmosphäre noch steriler. Auch die Freude über das individuelle Heldendasein im Story-Modus ist nur von kurzer Dauer, denn die zwischen Phantasy Star Universe und dem Add-On Ambition of the Illuminus angesiedelte Erzählung macht so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Die Handlung ist ein Witz, Charaktere und Dialoge ein Graus und die Präsentation ein Totalausfall. Die Geschichte wird fast nur in drögen Standbildern erzählt, die Charaktere geben nur belanglosen Bockmist von sich und der zu keiner Zeit sichtbare Protagonist bleibt gänzlich stumm und teilnahmslos. Man kommt sich vor wie ein Statist auf einer Laienbühne für blinde Marionettenspieler.

Das wichtigste fehlt

Phantasy Star Universe war ohnehin kein erzählerisches Meisterwerk, aber Phantasy Star Portable wirkt im Vergleich geradezu unterirdisch. Vielleicht hat man sich deswegen auch im Gegensatz zum großen Bruder eine Lokalisierung gespart und sowohl Sprachausgabe als auch Texte komplett auf englisch belassen.

Große Klappe, nichts dahinter: Wer allein spielt, muss sich mit grenzdebilen KI-Gefährten herumärgern. 
Wie dem auch sei, die Online-Ableger von Phantasy Star haben noch nie durch ihre Handlung begeistert, viel mehr ging der größte Reiz stets vom kooperativen Online-Erlebnis aus. Doch genau dies wird PSP-Spielern komplett vorenthalten! Der Mehrspielermodus erlaubt lediglich lokale Zusammenschlüsse. Über Umwege kann man zwar auch mit weiter entfernten Kumpels zusammenzocken, aber eine richtige Online-Anbindung mit offiziellen Servern und Kommunikationsmöglichkeiten gibt es keine. Selbst auf Zusatz-Downloads wie im japanischen Original muss man hierzulande verzichten.

Dadurch ist das Spiel quasi nur noch ein Schatten seiner selbst, denn wer nicht gerade das Glück hat andere Spieler mit passender Charakterstufe zu kennen, die jederzeit einsatzbereit sind, wird sich wohl oder übel mit KI-Gefährten abgeben müssen. Das Spielerlebnis ist dadurch aber nicht einmal ansatzweise dasselbe. Zudem agieren die KI-Begleiter dermaßen unterbelichtet, dass man im Nu jede Lust am Teamdasein verliert. Einzig das Aufleveln der eigenen Spielfigur und Sammeln neuer Ausrüstung hält einen weiterhin bei der Stange. Aber auch das macht irgendwann keinen Spaß mehr, wenn man sich nicht mit anderen Spielern messen und austauschen kann.      

Radikaler Kahlschlag

Zudem werden einem die Fortschritte viel zu einfach gemacht: Die Gegner sind meist keine große Herausforderung, ausgefallene Objekte bekommt man viel zu leicht und schon nach kurzer Zeit hat man mehr Geld als man jemals ausgeben kann.

Die belanglose Alibi-Story wird fast ausschließlich in Standbildern und dämlichen Dialogen erzählt.
Dabei muss man sowieso nur selten einkaufen, da man auch so ständig neue Waffen, Rüstungen und Hilfsgegenstände findet. Im Gegensatz zu Phantasy Star Universe gibt es auch kein ausgewachsenes Crafting-System mehr, man braucht kein Futter mehr für seinen Partnerbot, die eigenen vier Wände lassen sich nicht mehr individuell einrichten und auch sonst fielen einige motivierende Nebenbeschäftigungen der Schere zum Opfer. Als Ausgleich kann man nun spielinterne Achievements abräumen, die keinerlei Vorteile bringen und auch sonst in keiner Weise in Relation zum Kahlschlag der ursprünglichen Spielelemente stehen.

Dabei kopiert Phantasy Star Portable das mittlerweile über zwei Jahre alte Phantasy Star Universe ansonsten bis ins kleinste Detail. Man besucht die gleichen Orte, trifft die selben Charaktere, durchläuft die gleichen Levels, plättet die selben Gegner, findet die gleichen Gegenstände. Es gibt nur weniger zu tun und zu entdecken. Dadurch wird der Spielverlauf natürlich noch schneller eintönig als bei der Vorlage, denn die Missionen bieten null Abwechslung, Schauplätze und Gegner wiederholen sich ständig und jede Unzulänglichkeit, bei der man online noch ein Auge zugedrückt hat, wiegt doppelt schwer.

Alte und neue Ärgernisse

Darüber hinaus muss man auch noch Einbußen bei der Steuerung in Kauf nehmen. Gleichzeitiges Bewegen und Justieren der Kamera ist auf der PSP ein Ding der Unmöglichkeit,

Im Team macht die Monsterhatz nach wie vor Laune, sofern man genug Gleichgesinnte kennt.
gezielte Schüsse aus der Ego-Perspektive kosten einen den letzten Nerv und die durchwachsene Zielaufschaltung kann man ebenfalls in der Pfeife rauchen. Technische Einschränkungen wie PopUps, Lags und Clipping gab es hingegen auch schon in der Vorlage. Ansonsten wird grafisch und akustisch solide, aber unspektakuläre Durchschnittskost geboten.

Die flotten Echtzeitkämpfe machen aufgrund zahlreicher Individualisierungsmöglichkeiten zwar nach wie vor Laune, entfalten aber nur im Team mit Mitstreitern aus Fleisch und Blut ihr volles Potential. Es gibt jedenfalls eine ganze Reihe unterschiedliche und zum Teil miteinander kombinierbare Waffengattungen, die über selbst zusammenstellbare Hotkey-Paletten jederzeit schnell gewechselt werden können, um auf feindliche Schwachstellen zu reagieren. Die meisten Modelle kennt man zwar bereits aus Phantasy Star Universe, aber es gibt auch ein paar neue Tötungswerkzeuge. Man darf auch wieder Spezialangriffe und -Munition frei zuteilen und durch häufigen Gebrauch aufwerten. Das Verbessern der eigenen Spielfigur und Ausrüstung ist nach wie vor sehr unterhaltsam, bietet aber nichts neues und wird vor allem allein schnell langweilig - und allein ist man in Phantasy Star Portable mangels Online-Treffpunkt leider sehr oft...    

Fazit

Was hat sich Sega nur dabei gedacht, aus seinem einstigen Online-Rollenspiel-Pionier ein reines Offline-Abenteuer zu machen? Phantasy Star Portable ist wie Fußball ohne Ball, Tom ohne Jerry, Donkey ohne Kong - es ist einfach unvollständig. Klar, man kann trotzdem zusammen spielen, aber nur über Umwege oder direkt vor Ort. Die Chance drei Freunde zu haben, die ebenfalls PSP und Phantasy Star besitzen, einen Charakter im selben Levelbereich ihr Eigen nennen und zur gleichen Zeit spielbereit sind, dürfte allerdings ähnlich hoch sein wie in der U-Bahn vom Blitz getroffen zu werden... Aber das ist leider nicht das einzige Problem. Phantasy Star Portable krankt nämlich an denselben Symptomen wie Phantasy Star Universe , das als spielerische und inhaltliche Grundlage dient: Die Spielwelt ist sehr überschaubar, das Leveldesign reichlich altbacken und der Spielverlauf hoffnungslos monoton. Zudem wurden im Vergleich zur Vorlage viele Elemente weg rationalisiert, die Handhabung hat sich teilweise gravierend verschlechtert und die neue Story ohne echten Protagonisten ist so spannend wie eine Meinungsverschiedenheit mit einem Zierfisch. Ansonsten bekommt man quasi dasselbe Spiel in Light-Form nochmals aufgetischt. Immerhin kann man seinen Charakter nun jederzeit zwischen Story- und Multiplayer-Modus transferieren und Ortswechsel sind dank auf Menüs reduzierter Städte nur noch eine Sache von Sekunden. Anspruchslose Jäger und Sammler kommen nach wie vor auf ihre Kosten. Alle anderen wenden sich gelangweilt ab und hoffen auf Besserung in Phantasy Star Zero .

Pro

üppiger Sammelspaß
dynamisches Jobsystem
kurzweilige Teamkämpfe

Kontra

dämliche KI
dürftige Story
mickrige Spielwelt
kein Online-Modus
eintöniger Spielverlauf
antiquiertes Leveldesign

Wertung

PSP

Inhaltlich stark abgespeckte und um das Herzstück kastrierte Phantasy Star Universe-Adaption.

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