Metal Gear Solid: Peace Walker22.01.2010, Michael Krosta
Metal Gear Solid: Peace Walker

Vorschau:

Konamis Metal Gear-Serie ist auf der PSP keine Unbekannte: Neben der Kartenspiel-Variante Ac!d und interaktiven Comics (Graphic Novels) wurde die Stealth-Action in den beiden Portable Ops-Auskopplungen mit einer ordentlichen Portion Strategie und Sammelwut gewürzt. Dass sich Hideo Kojima aber nach dem grandiosen Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots gerade Sonys Handheld für eine Fortsetzung aussuchen würde, war bei der Ankündigung eine große Überraschung. Kann die PSP überhaupt den hohen Ansprüchen gerecht werden, die Fans an ein "großes" Metal Gear stellen?

Soldaten ohne Grenzen

Die Handlung ist nach den Ereignissen von MGS 3 angesiedelt, bei denen der junge Naked Snake seine Mentorin und Freundin "The Boss" auf einem Schlachtfeld in Russland liquidieren musste, um einen Weltkrieg zu verhindern. So wurde aus einer nackten Schlange Big Boss und damit einer der größten Helden der Geschichte, dessen Ruf ihn schnell zu einer lebenden

Video: Kojima gewährt in einem knapp 10-minütigen Trailer erste Einblicke in den mobilen Ableger, der an die Geschehnisse von MGS 3 anknüpfen soll.Legende machte. Doch anstatt sich in seiner Heimat weiter feiern zu lassen, zog es Snake nach Kolumbien, wo er eine Söldnertruppe namens MSF (Militaires Sans Frontiéres) aufbaute. Im Gegensatz zu anderen "Soldaten ohne Nation" hinterfragt die MSF jedoch ihre Einsätze und kämpft dabei nicht nur für Geld, sondern auch für eine Ideologie.

So gibt sich Big Boss am Anfang noch etwas zögerlich, als Flüchtlinge aus Costa Rica ihn bitten, dem Land militärische Unterstützung zu leisten, da es nicht über eine eigene Armee verfügt und im Tauziehen zwischen Ost und West im Kalten Krieg seine Neutralität bewahrt hat - also sozusagen die Schweiz von Südamerika darstellt. Doch neuerdings sorgt eine mysteriöse Gruppe von bewaffneten Kämpfern für Unruhen und Spannungen in dem friedlichen Land, das ohne die MSF keine Chance sieht, sich gegen die Bedrohung zu verteidigen. Auch Snake erkennt bald die aussichtslose Lage und beschließt, mit seiner Truppe aktiv in den Konflikt einzugreifen...

Kampfkurs

Präsentierte man in Köln lediglich einen neuen Trailer, durfte man auf der TGS und der kurz danach veröffentlichten Demo erstmals selbst Hand an den neuen Schleicheinsatz anlegen und neben einem ausführlichen Tutorial auch den neuen Koop-Modus testen, der die Serie in ganz neue Bahnen lenken soll. Zunächst gilt es aber, den Rekruten in einer kleinen Trainingssession zu zeigen, was man als Söldner alles draufhaben muss: Neben grundlegenden Aktionen wie Laufen, Umsehen und Zielen ist selbstverständlich der gekonnte Umgang mit der Waffe oberste Pflicht. Daneben spielen aber auch CQC-Nahkampftechniken eine entscheidende Rolle, wenn man eher unauffällig und ohne lautes Geballer losziehen will. Dabei lassen sich wirkungsvolle Kombos aus Tritten und Schlägen einfach ausführen, indem man drei Mal schnell auf die Angriffstaste hämmert. Außerdem lassen sich Gegner wie gewohnt in den Würgegriff nehmen und in Verbindung mit dem Analogstick auch in eine beliebige Richtung schleudern. Neuerdings hat man dabei sogar die Möglichkeit, gleich noch einen zweiten Feind mit umzuwerfen, wenn man seine Geisel genau auf ihn schubst. Aber was, wenn Snake gleich von drei Bösewichtern umzingelt ist? Mindestens einer würde ja bei der bisherigen Methode immer noch stehen bleiben und könnte angreifen... Nicht aber mit dem verfeinerten CQC-System, das durch ein neuartiges Reaktionsspielchen sogar das Ausschalten von drei Feinden erlaubt und dabei auch noch verdammt cool inszeniert wird. Die Ausführung ist allerdings nicht gerade einfach und wird im Tutorial auch nur mäßig erklärt. Wenn es aber funktioniert und Snake die

Es kann nur einen Snake geben? Nicht in der Welt von Peace Walker, in der die Klone sogar zusammenarbeiten müssen.
drei Widersacher nacheinander fertig macht, dabei geschickt Schlägen ausweicht sowie blitzschnell mit Griffen oder Würfen kontert, wirkt selbst Rambo wie ein blutjunger Anfänger.

Qual der Steuerungswahl

Im Spiel hat man die Auswahl zwischen zwei Steuerungen: Zum einen kann man eine Tastenbelegung wählen, die an die Portable Ops-Teile angelehnt ist oder sich alternativ mehr an Metal Gear Solid 4 orientieren. Dabei werden die typischen Funktionen eines Analogsticks einfach auf die vier Action-Tasten übertragen, mit denen man sich folglich nach oben, unten sowie zur Seite umsehen kann. Das ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig und auch das Zielen wirkt in der Standardeinstellung noch sehr träge, doch lässt sich die Sensibilität in den Optionen den eigenen Vorlieben anpassen. Snake selbst wird mit dem Analognippel bewegt, während die Waffen- und Itemwahl auf das Digitalkreuz gelegt wird. Dort wechselt man auch seinen Stand und geht entweder in die Hocke oder legt sich flach den Boden. Kriechen wird allerdings nicht länger möglich sein - stattdessen verbessert man hier nur seinen Tarnindex, der aus MGS 3 und dem vierten Teil übernommen wird und anzeigt, wie gut man vom Gegner in der aktuellen Position und Lage gesehen wird. Auch Funktionen wie das Verstecken unter einem Karton oder das Radarsystem sind bereits bekannt.

   

Gemeinsam stark

Neu ist dagegen die Möglichkeit, die Missionen auch kooperativ mit bis zu vier Spielern über eine Adhoc-Verbindung anzugehen. Allerdings müssen die Level auch entsprechend angelegt sein - man kann also nicht alle Missionen mit der vollen Truppe in Angriff nehmen, sondern muss sich dabei auf bestimmte Aufträge beschränken. Das gemeinsame Losziehen in Zweier-Teams ist dagegen meistens möglich. Und wie funktioniert das? Zunächst muss man sich darauf einigen, wer der Host der Sitzung ist und wer dem Spiel anschließend beitritt. Ist diese erste kleine Hürde genommen, geht es an die Charakterauswahl: Es stehen vier Snake-Variationen zur Auswahl, die sich beachtlich bezüglich ihrer Ausrüstung und Fähigkeiten unterscheiden. Will man mit einem großen Waffenarsenal in den Kampf ziehen oder sich doch lieber auf seine Schleichkünste verlassen? Oder wie wäre mit einem Kompromiss aus beidem? Vielleicht reicht es ja auch als "Naked Snake" nur eine Panzerfaust ohne weiteren Schnickschnack mitzunehmen, so dass man sich blitzschnell mit freiem Oberkörper bewegen kann? Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass sich beide Söldner gut ergänzen. Zwar wird die Ausrüstung mit der Wahl auf den Charakter zunächst festgelegt, aber das bedeutet nicht, dass man nicht variieren kann: Als Team teilt man sich bei Peace Walker nicht nur eine Gesundheitsanzeige, sondern tauscht auch nach Lust und Laune Items sowie Waffen untereinander aus. Daneben kann man sich auch gegenseitig wiederbeleben und setzt sich in bester Army of Two-Manier mit Räuberleitern über Hindernisse hinweg.

Interaktives Kino?

Doch damit nicht genug: Beide Spieler können sich nach einer kurzen Wartezeit auch miteinander synchronisieren. Dabei übernimmt einer die Führung, während der andere immer automatisch hinterher dackelt. Der Vorteil dabei ist, dass sich z.B. der Schleich-Snake auf die Bewegung konzentrieren kann, während "Rambo-Snake" das Kommando über die Waffen übernimmt - eine sinnvolle Arbeitsteilung. Damit ist auch das Rätsel gelöst, wie im Trailer zwei Snakes hintereinander unter einem Pappkarton verschwinden können... Gerade diese Szene - so lustig sie auch war - hat mich sehr skeptisch gegenüber Peace Walker gestimmt. Auch jetzt bin ich mir noch nicht sicher, wie zusammen mit den Koop-Möglichkeiten eine ähnlich spannende Story erzählt werden soll wie bei den anderen "großen" Metal Gear-Teilen. Die Zwischensequenzen werden bei Peace Walker übrigens sehr viel interaktiver sein. So kann man z.B. die Charaktere mit einer Zoom-Funktion durch die Kleider hindurch bis zur Unterwäsche durchleuchten oder muss sogar im richtigen Moment Waffen abfeuern. Neben Filmen in der ansehnlichen Grafikengine werden auch wieder vermehrt Sequenzen im Comic-Look geboten, der schon bei Portable Ops zum Einsatz kam. Dieser wirkt zwar nicht ganz so packend wie etwa die grandiosen Cutscenes eines MGS 4, aber verleiht dem PSP-Ableger zumindest einen eigenständigen Stil, auch wenn im eigentlichen Spiel alles beim Alten bleibt. Dabei entlockt man dem Grafikchip allerdings einige schöne Effekte, wenn etwa Regen auf den Boden prasselt oder man Benzinfässer mit prächtigen Explosionen hochjagt. 

Ausbaufähige Mutterbasis

Als Stützpunkt dient Big Boss und seiner Armee ein Gebäudekomplex auf hoher See, der entfernt an die Big Shell-Basis aus Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty erinnert. Dorthin werden nicht nur Gegenstände gebracht, sondern auch besiegte Gegner, die man anschließend für die eigene Sache rekrutieren kann. Dies hat zwei Vorteile: Zum einen bereichern sie mit ihren speziellen

Das Hochsee-Hauptquartier von Big Boss hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Big Shell aus MGS 2.
Fähigkeiten die Truppe und zum anderen bekommt man aufgrund der wachsenden Armee Zugang zu ursprünglich gesperrten Bereichen des schwimmenden Hauptquartiers. So hat man hier u.a. die Möglichkeit, Snakes Fähigkeiten sowie Waffen weiterzuentwickeln und völlig neue Ausrüstungsgegenstände zu basteln.

Singende Vehikel?

Dass Hideo Kojima auch ein Freund von abgedrehten Ideen ist, stellt er auch hier wieder unter Beweis: So wird man neben Soldaten auch mächtigen KI-Maschinen wie Luftkissenbooten, fliegenden Objekten und gepanzerten Fahrzeugen gegenüberstehen, die aufgrund einer so genannten VOCALOID-Technologie nicht nur sprechen, sondern auch singen können. Fehlt eigentlich nur noch, dass Snake plötzlich in einem Prototypen von K.I.T.T. Platz nimmt... Neben dem kooperativen Ansatz mit bis zu vier Spielern soll es außerdem auch in Teamspielen gegeneinander zur Sache gehen. Dabei dürfen sich sogar bis zu sechs Teilnehmer in zwei Dreierteams gegenseitig an die Gurgel gehen. Gefallene Teammitglieder lassen sich neuerdings mit einer Herz-Lungen-Massage zurück in die Welt der Lebenden holen. Wie dies spielerisch umgesetzt wird, hat Konami bisher allerdings noch nicht verraten... Bisher ist lediglich von Adhoc-Sessions die Rede. Auch wenn sich Kojima Productions nach eigenen Worten für den Mehrspielermodus an Metal Gear Online orientiert, wird man hier wohl auf die Schlachten über die Internetleitung verzichten müssen.    

Ausblick

Trotz meiner immer noch vorhandenen Skepsis bezüglich der Snake-Klonarmee, steht für mich nach dem ersten Anspielen der Koop-Gefechte fest: Es macht verdammt viel Spaß! Auch wenn die Steuerung noch nicht so schnell in Fleisch und Blut übergehen will, wie man es von den Konsolen kennt. Doch der neue Ansatz hat durchaus seinen Reiz und könnte das kooperative Spielen auf der PSP ähnlich positiv beeinflussen wie etwa Left 4 Dead es auf dem PC und der 360 getan hat. Ob Peace Walker aber tatsächlich das Zeug hat, zu einer würdigen Fortsetzung von Snake Eater zu reifen und dabei eine ähnlich packende Geschichte zu erzählen, kann erst die finale Fassung zeigen.

Ersteindruck: gut

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